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Hersteller im Rheinland klagenMieses Geschäft mit den Masken aus Deutschland

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FFP2 (1)

Eine ältere Frau mit einer FFP-2-Maske

Rheinland – Wer sich erinnert: Die Bilanz zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hinsichtlich der Lagerbestände für medizinische Schutzmasken in Deutschland war ernüchternd. Denn außerhalb der Kliniken gab es damals keine. Auch der Maskenmarkt im Ausland war im März und April 2020 so gut wie leer gefegt. Eigene Masken-Produzenten gab es nicht.

Die Bundesregierung wandte sich daraufhin hilfesuchend an deutsche Unternehmen und Betriebe, die Masken im Land herstellen konnten. Gefördert wurde dieser Aufruf damals mit 90 Millionen Euro aus Steuergeldern. Auch Firmen im Rheinland wie der bekannte Textilhersteller Van Laack in Mönchengladbach, aber auch kleinere Firmen wie Innovatec Microfibre Technology in Troisdorf oder Happ in Ruppichteroth stiegen in das Maskengeschäft ein.

Masken-Zahlen

Nach den Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 bis zum April 2021 für 1,7 Milliarden FFP2-Masken 4,6 Milliarden Euro ausgeben. Dazu kamen noch 1,3 Milliarden Euro für 4,1 Milliarden medizinische Mund-Nasen-Schutz-Masken. Seit April 2021 hat der Bund für den Erwerb von Schutzmasken bis zum September 2022 insgesamt rund 780 Millionen Euro ausgegeben. In der Hochphase zwischen 2020 und 2021 stellten laut Angaben des Maskenverbandes rund 150 Firmen in Deutschland Schutzmasken und andere Schutzartikel her. (dhi)

„Aufgrund dieses Aufrufs haben wir eine eigene Atemschutzmaske entwickelt, Anlagen gebaut und in eine Produktionskapazität von jährlich zwölf Millionen Masken investiert“, teilt Ulrich Berg, Geschäftsführer der Happ GmbH, der Rundschau mit. Danach sei man durch einen Großauftrag 14 Monate lang zu 60 Prozent ausgelastet gewesen. Inzwischen, so Berg, zähle aber auch bei den deutschen Abnehmern nur noch der Einkaufspreis, und da sei man gegen die Konkurrenz vor allem aus China nicht mehr wettbewerbsfähig.

„Maskenverband Deutschland“ sieht keine Möglichkeit mit China zu konkurrieren

Diese Einschätzung teilt auch der im März 2021 gegründete „Maskenverband Deutschland“. So koste derzeit eine FFP2-Maske aus deutscher Produktion etwa 35 Cent im Einkauf, chinesische Ware könne für 12 Cent zuzüglich Frachtkosten bezogen werden. In einer Stellungnahme rechnet daher der Sprecher des Verbandes, Stefan Bergmann, mit dem baldigem Ende der Maskenherstellung in Deutschland: „Spätestens 2025 werde alles wieder so sein wie vor der Corona-Pandemie.“ Auch bei Happ wurden bereits die Produktionsanlagen teilweise wieder zurückgebaut, um darauf die ursprünglichen Produkte herstellen zu können. „Seit Anfang des Jahres können wir unsere Maskenbestände nur zum chinesischen Preisniveau verkaufen. Eine neuerliche Produktion ist unter diesen Konditionen nicht möglich“, erklärt Berg.

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Wer ganze Produktionsanlagen neu anschaffen musste, für den seien die Probleme laut dem Maskenverband noch größer: „Viele bauen ihre erst kürzlich erworbenen Maschinen wieder ab und verkaufen sie dann ins Ausland wie zum Beispiel China, um damit ihre aufgenommenen Schulden zu begleichen“, so Bergmann. Die Bilanz sei daher eher mager. Kaum jemand hätte seine Investitionen wieder eingefahren – und das trotz der Millionen-Fördergelder des Bundes.

In Ruppichteroth gibt es dazu einen Appell an die Bundes- und Landesregierungen: Die Herstellung von Schutzausrüstung sei eine nationale Aufgabe. Für die Sicherstellung der Versorgung müsse ein Konzept erarbeitet werden, das den Bedarf in Deutschland mit Schutzausrüstungs-Produkten sicherstelle. Für Happ-Geschäftsführer Berg sei dies aber nur gewährleistet, wenn diese auch in Deutschland produziert werden. Dazu benötigen die Hersteller jedoch Mittel zur Grundabsicherung, um ihre Investitionen refinanzieren zu können.