Interview Engel & Völkers„Normalverbraucher kann sich kaum noch Immobilie leisten“

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Immobilien

Für viele Normalverbraucher sind Immobilien kaum zu bezahlen.

Hamburg – Sven Odia ist Chef der Maklerkette Engel & Völkers. Im Interview  erklärt er, warum die Immobilienpreise vorerst wohl nicht sinken werden und was man tun muss, um an eine begehrte Immobilie zu kommen.

Herr Odia, Ihre Immobilienberater können dem Eigentümer unter allen Interessenten einen Favoriten empfehlen. Was muss man tun, um bei Ihnen zum Zuge zu kommen?

Sven-Odia

Sven Odia

Unsere Vermittler sind hochprofessionell und wählen danach aus, wo die Suchkriterien der Kaufinteressenten mit dem verfügbaren Immobilienangebot am besten übereinstimmen.

Was ist mit mehr Geld bieten?

Es ist schon so, dass Kunden, die schon lange nach ihrer Traumimmobilie suchen und diese in einem unserer Objekte gefunden haben, erfahrungsgemäß manchmal auch dazu bereit sind, Liebhaberpreise zu bezahlen.

Immobilienkauf: Trend zur Landlust

Unsere Experten übermitteln allerdings dem Eigentümer die Kaufgebote direkt oder gesammelt zum festgelegten Stichtag und liefern hiermit eine neutrale Entscheidungsgrundlage, damit er den richtigen Käufer für sein Objekt auswählen kann.

Immer mehr Menschen ziehen aufs Land. Beobachten Sie diesen Trend auch?

Ja, die Corona-Pandemie hat den Trend zur Landlust weiter verstärkt. Durch die Möglichkeit, vermehrt von zu Hause aus zu arbeiten, erweitert sich der Suchradius vieler Kaufinteressenten.

Was ist besonders gefragt?

Aktuell sehen wir ein deutliches Nachfragewachstum für Wohnimmobilien in Kleinstädten und im Umland großer Metropolen.

Wohnraumbedarf steigt

Diese Lagen sind vor allem bei Familien und Berufstätigen mit flexiblen Arbeitsmodellen sehr begehrt. Das Preisniveau ist hier im Vergleich zu den Großstädten eher noch moderat und bietet viel Entwicklungspotenzial.

Werden die Immobilienpreise weiter steigen?

Bereits seit vielen Jahren übersteigt die Wohnraumnachfrage das Objektangebot in den meisten Regionen Deutschlands deutlich. Derzeit haben wir einen jährlichen Wohnraumbedarf von 311.000 Einheiten pro Jahr. 2020 wurden nur 300.000 Einheiten fertiggestellt.

Zur Person

Vom Auszubildenden zum CEO: Sven Odia ist seit 24 Jahren bei Engel & Völkers tätig. 2020 übernahm er die alleinige Führung des Hamburger Immobilienunternehmens, die er bis dahin zusammen mit Gründer Christian Völkers inne hatte. 

Das Wohnungsbaudefizit der Vorjahre liegt bei 630.000 Wohnungen. Vor dem Hintergrund der Angebotsknappheit bei gleichzeitigem Nachfrageüberhang ist mit weiteren Kaufpreissteigerungen zu rechnen, auch wenn diese womöglich nicht so stark ausfallen werden.

Sinken die Preise irgendwann wieder?

Zurzeit haben wir keine Informationen darüber vorliegen, dass wir in den nächsten Jahren eine Preisreduzierung auf dem Markt sehen werden.

Normalverbraucher kann sich kaum eine Immobilie leisten

Um eine Entspannung auf dem Immobilienmarkt herbeizuführen und den Nachfrageüberhang zu adressieren, muss das Problem der Wohnraumknappheit durch die Erweiterung des Angebots von bezahlbaren Wohnraum gelöst werden.

Immobilien galten ähnlich wie Gold lange Zeit als sicherer Hafen. Bei den aktuellen Preisen kann sich der Normalverbraucher jedoch kaum noch eine Immobilie leisten.

Als Anlageklasse rentieren sie sich nur noch bei Eigennutzung, sagen viele Experten. Sehen Sie das auch so?

Eine Investition in Wohnraum ist eine Investition in Lebensqualität. Die Bedeutung eines schönen Zuhauses hat während der Corona-Pandemie noch weiter zugenommen, sodass neben der Wertentwicklung der Immobilie vor allem die emotionale Rendite durch die Eigennutzung in den Fokus gerückt ist.

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Sowohl bei Privatkäufern als auch bei institutionellen Kapitalanlegern haben sich Immobilien als bevorzugte und stabile Anlageklasse etabliert. Dies wird auch in Zukunft weiter so sein.

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