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Interview mit Ryanair„Wir rechnen mit einer Verteuerung der Ticketpreise“

Lesezeit 4 Minuten
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Andreas Gruber, Sprecher der Ryanair Group 

  1. Andreas Gruber ist Sprecher der Ryanair Group für Deutschland, Österreisch und die Schweiz.
  2. Eva Burghardt sprach mit ihm über Herausforderungen der Branche, Wachstum in Krisenzeiten und den Sommerflugplan.

Herr Gruber, wie sehr freuen Sie sich auf den kommenden Montag?

Wir freuen uns natürlich, dass die Flugzeuge zu den Osterferien wieder  voll sein werden. Nach zwei Jahren Pandemie wollen die die Leute endlich wieder wegfahren und ihren Urlaub genießen. Das macht sich bei uns zu Ostern aber auch im Hinblick auf die Sommerferien bemerkbar, wo die Vorausbuchungen schon sehr hoch sind. Deshalb empfehlen wir unseren Passagieren, relativ früh zu buchen, um noch günstige Tickets zu bekommen.

Es gibt also noch welche?

Ja, obwohl die Buchungen im Voraus vor allem hier in der Region sehr hoch sind.

Können Sie Zahlen nennen?

Eher nicht, aber wir sind wieder auf Vor-Corona-Niveau, was gut für uns ist. Wir rechnen auch mit einer Verteuerung der Ticketpreise von etwa fünf bis zehn Prozent. Das ist noch eine Auswirkung der Corona-Pandemie. Einige Airlines sind in der Zeit komplett vom Markt verschwunden, dadurch haben wir in diesem Sommer eine besonders hohe Nachfrage.

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Apropos Pandemie, wie hart war die Zeit für Ryanair?

Die war sehr hart und herausfordernd. Monatelang gab es keinen regulären Flugbetrieb. In der Zeit haben wir die Flugzeuge lufttüchtig gehalten und unsere Crews geschult, um schnell wieder startklar zu sein. Und wir haben  weitere Flugzeuge bestellt.

Mitten in der Krise?

Ja, entgegen dem Trend. Das kommt uns jetzt zugute, weil wir eine der wenigen Airlines sind, die gerade Wachstum verzeichnen. Und das soll so bleiben: Bis zum Jahr 2026 wollen wir 225 Millionen Passagiere pro Jahr haben. Während Corona haben wir „antizyklisch“ agiert und insgesamt über 210 Flugzeuge der Boeing 737 bestellt. Die werden in den nächsten fünf Jahren ausgeliefert. Wir wollen im nächsten Jahr außerdem 5000 Mitarbeiter einstellen.

Wie passt so ein massiver Ausbau einer Billigfluglinie eigentlich mit dem Klimaschutz zusammen?

Nicht umsonst bezeichnen wir uns gerne als „grünste Fluglinie Europas“. Unsere CO2-Emissionen sind schon jetzt vierzig Prozent geringer als bei der Lufthansa. Bis 2025 sollen es noch zehn Prozent weniger werden. Ab dem Jahr wollen wir an Bord auch  komplett plastikfrei sein. Wir investieren außerdem massiv in neue Flugzeuge, die treibstoffärmer sind und so weniger Emissionen ausstoßen.

Sie sagen also, das Billigflug-Konzept hat weiterhin Zukunft.

Wenn wir alle unsere Hausaufgaben machen schon. Deswegen bieten wir ja Direktflüge an – ohne Umweg ans Ziel. Das ist  nachhaltig   und stellt eher das Geschäftsmodell anderer Airlines infrage. Außerdem sind unsere Flieger voll besetzt.

Von Köln aus wollen sie ja bald neue Strecken ansteuern. Welche sind das?

Insgesamt sollen sieben Destinationen dazukommen. Darunter etwa Rom, Stockholm, Athen, Budapest, Paphos Fuerteventura oder Biarritz in Frankreich. Und das passt ja  gut in diesem Jahr – da sind wir seit zehn Jahren in Köln. Obwohl wir unsere Wachstumsanstrengungen  eher im Ausland verfolgen.

Warum das?

Weil es dort mehr Unterstützung für das Verkehrswachstum gibt. Deutschland hat,  meiner Meinung nach, eine verfehlte Luftfahrtpolitik – hier werden eher die großen Mitspieler unterstützt, nicht die, die das Wachstum bringen. Wenn eine Airline etwa das Passagiervolumen erhöht, wird sie in anderen Ländern mit „Incentives“ unterstützt.

Sie meinen finanzielle Unterstützung?

Genau, und zwar ein öffentliches Schema, das für alle Airlines gelten würde, die Passagiere an die Flughäfen holt.

Wo wir gerade bei guter Behandlung sind, wie geht es eigentlich ihren Mitarbeitern – nach den Streiks in den letzten Jahren?

Hier in Deutschland stehen wir in einem positiven Dialog mit unseren Mitarbeitern sowie mit den Gewerkschaften Verdi und Cockpit. In den letzten Jahren hat es an unseren deutschen Standorten keine Streiks gegeben.

Was ist momentan die größte Herausforderung für die Branche?

Das aktuelle Weltgeschehen. Erst die Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine.

Welche Auswirkungen hat der bislang?

Am Wochenende nach Kriegsbeginn gab es einen Einbruch bei den Buchungen - da war vielen nicht danach, eine Reise zu planen. Doch das änderte sich schnell, die Buchungen für den Sommer haben sich erholt.

Vorher sind wir bis zu 50 Mal am Tag in die Ukraine geflogen, wir hatten über 90 Strecken und über 230 wöchentliche Flüge für den Sommer geplant. Zum Glück hatten wir keine stationierten Flugzeuge und Crew vor Ort. Ich hoffe, dass all das bald ein Ende nimmt.