Klimaindex der IHK KölnUmfrage sieht Dämpfer für die regionale Wirtschaft

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Im Herbst schien die Krise fast überwunden. Die Wirtschaft in der Region hatte das Vor-Corona-Niveau erreicht. Jetzt gab es einen Dämpfer, wie aus der aktuellen Konjunktur-Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln hervorgeht. „Die Wirtschaft bleibt aber auf Wachstumskurs“, beruhigt Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Kölner Kammer. Er hofft auf einen Schub im zweiten Halbjahr.
Der Index
Der Klimaindikator ist von 117,9 Punkten im Herbst auf 112,7 Punkte gefallen. Das liegt immer noch über dem langfristigen Durchschnitt von 111 Punkten und klar über der Marke von 100 Punkten, die die Grenze markiert für eine wachsende Wirtschaft. Und vor einem Jahr lag der Index auch noch über 15 Punkte niedriger als derzeit.
Die Konjunktur in Bonn und Rhein-Sieg
Nach einem Aufwärtstrend im Sommer und Herbst 2021 bewerten Unternehmen im Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg ihre aktuelle Geschäftslage wieder etwas pessimistischer. Laut der IHK Bonn/Rhein-Sieg waren rund 68 Prozent der Firmen in einer Umfrage der Meinung, eine Impfpflicht gegen Corona könne die Lage der Wirtschaft in der Region verbessern. Neben der Pandemie drücken steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie unterbrochene Lieferketten die Stimmung.
Das Stimmungsbarometer der Wirtschaft in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis sank laut aktueller Konjunkturumfrage von 119 Punkten im Herbst vergangenen Jahres auf knapp 108 Punkte.
Nur 33,4 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, fast ein Viertel als schlecht. „Die Erholung der Wirtschaft, die sich nach dem Spätsommer 2021 abzeichnete, ist durch die Omikron-Variante, stark steigende Inzidenzen und die weiter geltenden Einschränkungen wieder ausgebremst worden“, bilanzierte der Bonner IHK-Präsident Stefan Hagen. (Bir)
Der Klimaindex setzt sich zusammen aus der Beurteilung der Lage und den Erwartungen für die nächsten Monate. Im Winter ist der Lageindikator um 2,7 Punkte gesunken. 40 Prozent der Unternehmen melden eine gute und 16 Prozent eine schlechte Lage, woraus sich das Saldo von 24 ergibt. Deutlich eingetrübt sind die Geschäftserwartungen. Dieser Wert ist mit 2,3 Punkten – rund 20 Prozent der Firmen sind optimistisch, 18 Prozent pessimistisch für die nächsten Monate – gerade noch positiv. Er liegt damit 9,5 Punkte unter dem Wert vom Herbst.
Die Branchen
Es gibt Licht und Schatten. Jeder zweite Betrieb im Baugewerbe etwa bezeichnet seine Lage als gut, der Rest ist zufrieden. Schlecht geht es keinem der Befragten. Im Hotel- und Gaststättengewerbe nennen nur fünf Prozent ihre Lage gut, 80 Prozent dagegen schlecht. Hier geben nur 30 Prozent der Betriebe eine unproblematische Finanzlage an, 65 Prozent sind von Eigenkapitalrückgang betroffen, jeder Fünfte von Liquiditätsengpässen. Insgesamt bewerten dagegen 70 Prozent ihre Finanzlage als unproblematisch, und jeweils rund 15 Prozent klagen über Eigenkapitalrückgang und Liquiditätsengpässe.
Generell melden der Dienstleistungsbereich und die Industrie eine schlechtere Geschäftslage als zuletzt. Die meisten Branchen haben gedämpfte Erwartungen. Versicherungswirtschaft, Kreditwirtschaft, Immobilienwirtschaft, chemische und pharmazeutische Industrie sowie der Einzelhandel schauen positiver in die Zukunft. Deutlich pessimistischer als zuletzt ist das Hotel- und Gaststättengewerbe.
Die Risiken
Steigende Preise und Lieferschwierigkeiten belasten die Wirtschaft. Fast 90 Prozent der Firmen geben an, von Preisanstiegen betroffen zu sein. Besonders oft werden als Risiken für die weitere Entwicklung die Energie- und Rohstoffpreise genannt sowie der Fachkräftemangel – und zwar von jeweils 66 Prozent. Einstellen wollen die Firmen nämlich. 26 Prozent haben eine höhere Einstellungsbereitschaft, nur 15 Prozent eine niedrigere. Wer jetzt eine Fachkraft bekommen könne, stelle sie ein, so Vetterlein. Zumal der Nachwuchs schwer zu gewinnen ist. Im vorigen und im aktuellen Ausbildungsjahr hätten jeweils 1500 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können.