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VersicherungenGothaer und Barmenia kommen bei Fusion voran

Lesezeit 3 Minuten
Die Logos der Gothaer und der Barmenia

Die Gothaer und die Barmenia sind sich näher gekommen. Die geplante Fusion verlaufe nach Plan, hieß es am Mittwoch. 

Die Gothaer und die Barmenia kommen bei ihrem geplanten Zusammenschluss voran. Den hatten sie im September angekündigt und sehen sich in dem Plan jetzt bestätigt.  

Die Arbeiten verliefen nach Plan, teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit, nachdem sie eingehend die Bücher geprüft hatten. „Die Due Diligenz ist weitestgehend abgeschlossen und die Ergebnisse haben uns in unserem gemeinsamen Vorhaben noch einmal bestärkt, erklären Gothaer-Chef Oliver Schoeller und Barmenia-Chef Andreas Eurich.

Auch für die Struktur des gemeinsamen Unternehmens gebe es mittlerweile konkrete Überlegungen. An der Spitze des Konzerns sollen künftig zwei Versicherungsvereine stehen. Darunter werden dann die Barmenia.Gothaer Finanzholding AG angesiedelt und darunter dann die verschiedenen Risikoträger, also die einzelnen Versicherungen.

Fusion in mehreren Stufen geplant

Die Personenversicherungen sollen über mehrere Stufen zusammengeführt werden. Den Anfang machen noch in diesem Jahr die beiden Lebensversicherer. Konkret heiße das, dass die gesamten Bestände der Barmenia Lebensversicherung auf die Gothaer Lebensversicherung AG übertragen werden, so Eurich. Die Barmenia Lebensversicherung ist ein Verein. Der wird dann auf die Barmenia Versicherungen a.G. verschmolzen, so dass es an der Spitze der Barmenia nur noch einen Verein gibt. Das Vorhaben steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der relevanten Gremien und Behörden.

Im nächsten Schritt sollen die Gothaer Krankenversicherung auf die Barmenia Krankenversicherung verschmolzen werden. Das soll aber erst nach dem Closing, also dem Abschluss der Transaktion, in enger Zusammenarbeit mit der Finanzaufsicht Bafin geschehen. „Die Erfahrung aus anderen Fusionen zeigt, dass wir hier über einen Zeitraum von etwa drei Jahren bis zur tatsächlichen Verschmelzung reden“, so Schoeller. Für die Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner ändere sich erst einmal nichts. Sie könnten die Produkte der Gothaer Krankenweiter anbieten. Auch für die Kunden ändere sich nichts. Der Versicherungsschutz bleibe unverändert bestehen. Durch die Zusammenführung entstehe einer der führenden privaten Krankenversicherungen.

Abschluss noch in 2024 geplant

Nach aktueller Planung soll der Zusammenschluss noch im laufenden Jahr vollzogen werden, voraussichtlich Ende des dritten oder Anfang des vierten Quartals, teilten die Unternehmen mit. Auch hier gelte, dass Aufsichtsräte, Mitgliederversammlungen und Hauptversammlung beider Häuser sowie die Aufsichtsbehörden Bafin und Kartellamt zustimmen müssten. „Wir wollen gemeinsam stärker und besser werden“, beschreibt Eurich als Leitgedanke der Fusion. Besser für Kundinnen und Kunden, Vertriebspartner und die Mitarbeitenden.

Die Häuser hatten seit Bekanntgabe der Fusionspläne im September auch immer wieder betont, dass ein Zusammenschluss auf Augenhöhe erfolge. Die Gothaer ist mit Prämieneinnahmen von 4,8 Milliarden im Jahr 2023 zwar deutlich größer als die Barmenia mit Einnahmen von etwa 2,8 Milliarden, 80 Prozent davon in der Krankenversicherung. Von einer Übernahme könne keine Rede sein. Vielmehr ergänzten sich bei Versicherer. Das unterstrich Schoeller:  „Die Barmenia hat ihre besondere Stärke in der Krankenversicherung, die Gothaer ist stark im Bereich Komposit, also den Versicherungsarten der Schaden- und der Unfallversicherung." Die Gothaer hat einen Schwerpunkt im Firmenkunden-, die Barmenia im Privatkundengeschäft. Durch den ersten großen Zusammenschluss in der Branche seit 20 Jahren entsteht ein Versicherer, der unter die Top 10 in Deutschland aufrückt. Den Vertriebspartner könne man ein ausgewogenes Produktportfolio anbieten. Auch stärke man die Risikotragfähigkeit und die Resilienz.


Die Unternehmen

Die Gothaer wurde 1820 in Gotha gegründet. 1946 zog sie nach Köln und Göttingen. Mit rund vier Millionen Mitgliedern und Beitragseinnahmen von zuletzt 4,8 Milliarden Euro ist sie einer der größten Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit in Deutschland. In der Lebensversicherung erzielte sie 2023 Beitragseinnahmen von rund einer Milliarde, in der Krankenversicherung von 971Millionen. Sie beschäftigt 5015 Mitarbeitende, darunter 3494 in Köln.

Die Barmenia wurde 1904 in Leipzig gegründet. Wichtige Standorte wurden im Lauf der Jahre Leipzig, Hamburg und Wuppertal, wo heute 2000 von 4500 Mitarbeitende beschäftigt sind. In der Lebensversicherung erzielte sie 2022 Prämien von 298,1 Millionen, in der Krankenversicherung von 2,2 3Milliarden.