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Kölner UnternehmenRewe-Konzern kommt stabil durchs dritte Krisenjahr

Lesezeit 4 Minuten
ARCHIV - 15.04.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Rewe-Schriftzug hängt vor einem Supermarkt

Köln: Ein Rewe-Schriftzug hängt vor einem Supermarkt.

Die Rewe kommt nach den Worten von Konzernchef Lionel Souque stabil durch das dritte Krisenjahr. Die Umsätze stiegen zweistellig, auch bedingt durch die hohe Inflation. Dagegen sank der Gewinn. 

„Spieltaktik, Aufstellung und Mannschaft stimmen“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque , ein begeisterter Fußball- und FC-Fan, bei der Vorlage der Bilanz des Kölner Handels- und Touristikkonzerns. Der Umsatz der Gruppe stieg im abgelaufenen Jahr um gut zehn Prozent auf 84,8 Milliarden (siehe Grafik). Der Umsatz im Konzern - ohne die Erlöse der selbstständigen Kaufleute - wuchs um 11,3 Prozent auf 77,2 Milliarden.

Dabei sei 2022 das dritte Krisenjahr in Folge gewesen. Zur Corona-Pandemie sei der Ukraine-Krieg als weitere Herausforderung getreten, so Souque. Die Folge: Rohstoffknappheit, Preissteigerungen bei Futter, Dünger, Energie, Logistik und Mieten. Dabei habe Rewe nicht alle Preissteigerungen - die Preise für Sonnenblumenöl, Weizen, Zucker oder Reis seien besonders drastisch gestiegen - an die Kunden weitergegeben.

"Verkaufspreise wirksam stabilisiert"

„Alleine in Deutschland haben wir wie angekündigt einen dreistelligen Millionen-Betrag investiert. Wir haben damit unsere Verkaufspreise wirksam und nachweisbar stabilisiert“, so Souque. Rewe habe damit einen Ergebnisrückgang im Lebensmittelhandel in Deutschland in Kauf genommen und aktiv auf Gewinn verzichtet. Gedämpft wurde der zwar durch eine deutliche Erholung der Touristik. Dennoch sank der Gewinn unter dem Strich auf 506 Millionen.

28.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender, spricht bei der Bilanzpressekonferenz der Rewe Group in der Konzernzentrale.

Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender, spricht bei der Bilanzpressekonferenz der Rewe Group in der Konzernzentrale.

Der Handel in Deutschland, erzielt in den Filialen von Rewe und Penny, wuchs um 6,8 Prozent auf 37,4 Milliarden. Dieses Plus unterhalb der Inflationsrate wertet Souque als Beleg für ein teilweises Auffangen der Preiserhöhungen der Lieferanten durch den Konzern. Die Inflation bei Lebensmitteln hätte etwa in Deutschland 13 Prozent betragen, die Erhöhungen bei Rewe acht Prozent. In den Vollsortimentern im Ausland wie Billa, Bipa und Adeg sowie Penny International legte um 10,5 Prozent auf 17,3 Milliarden zu.

Rewe to go wächst stark

Das Geschäftsfeld Convenience rund um das nationale und internationale Geschäft der Lekkerland Gruppe wuchs um 4,2 Prozent auf 14,2 Milliarden. In Deutschland stiegen die Umsätze der Rewe to go Märkte stark um mehr als elf Prozent. Im Geschäftsfeld Baumarkt (toom) wuchsen die Umsätze um 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,6 Milliarden.

Deutlich erholt zeigte sich im abgelaufenen Jahr die Touristik. Die Umsätze haben sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt auf 5,7 Milliarden. „Im Sommer 2022 kehrte die Reiselust der Europäer zurück und näherte sich bei den Veranstaltern der DER Touristik wieder dem Vorkrisenniveau. Zur Sparte gehören Marken wie Dertour, ITS, Kuoni und Jahn-Reisen, die Rewe zum zweitgrößten Touristik-Anbieter der Republik machen. Über alle Quellmärkte hinweg habe die Sparte einen sehr starken Reisesommer mit Umsätzen, die in Teilen sogar über dem Niveau von 2019 gelegen hätten, erzielt, so Souque.

Grafik zu den Zahlen von Rewe

Grafik zu den Zahlen von Rewe

Belastet hätten allerdings Streiks und Probleme bei der Abfertigung der Passagiere an den Flughäfen. Fallen Flüge aus, muss sich der Reiseveranstalter um die Kunden kümmern und ihnen etwa Ersatzflüge besorgen oder sie in Hotels unterbringen, wenn die Flüge deutlich verschoben werden. So stand denn unter dem Strich für 2022 eine „schwarze Null“, wie Souque sagte. Genau fiel nach seinen Worten ein Verlust von 0,5 Millionen an, nach Verlusten von 200 Millionen im Vorjahr und 400 Millionen im Jahre 2020.

Erste Preise sinken wieder

In der Touristik rechnet Rewe im laufenden Jahr mit einem zweistelligen positiven Ergebnis. Insgesamt erwartet Souque nach einem guten Start ins Jahr steigende Umsätze. Für die Verbraucher hatte er eine gute Nachricht. Preissteigerungen in den Supermärkten würden in den kommenden Monaten nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr. Bei Sonnenblumenöl oder Weizen seien die Preise bereits wieder deutlich gesunken. Wegen langlaufender Verträge könne es aber ein bisschen dauern, bis die gesunkenen Großhandelspreise bei den Kunden ankämen.


Weiter Preisstreit

Im Lebensmittelhandel dauert der Preisstreit zwischen Händlern und Markenherstellern an. „Es gibt nach wie vor extrem viele Preiserhöhungen“, sagte Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog . Zum Teil sei die Höhe der Forderungen unverständlich. Allerdings würden die Konflikte nicht mehr ganz so erbittert ausgetragen wie noch vor einigen Monaten. Auch bei den Markenherstellern setze sich die Einsicht durch, dass das Potenzial für Erhöhungen begrenzt sei, weil die Kunden sonst zu anderen Produkten griffen, so Souque. So komme es nicht mehr so schnell zu Lücken in den Regalen. (raz)