Die Steuerberater freuen sich keineswegs über komplizierte Steuerregeln. Zu tun haben sie nach eigenen Angaben auch so genug. Vielmehr soll es einfacher werden.
Verbandstag in KölnSteuerberater-Verband übt Kritik am dysfunktionalen Steuerrecht

Gero Hagemeister ist Präsident des Steuerberater-Verbands Köln
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Steuervereinfachung, Entbürokratisierung, Digitalisierung und der Fachkräftemangel waren die zentralen Themen des Verbandstags des Steuerberater-Verbands Köln. Präsident Gero Hagemeister kritisierte „eine kleinteilige Überregulierung“ im Steuerrecht. Mit Steuern solle oft eine politische Lenkungswirkung erzielt werden. Das Ergebnis sei eine „Dysfunktionalität des Steuerrechts“.
Steuerberatung, so wie wir sie verstehen, ist keine Steuerhinterziehungsberatung.
Von staatlicher Seite werde den beratenden Berufen außerdem ein Misstrauensvotum ausgesprochen, das etwa zum Ausdruck komme in der Anzeigepflicht für internationale und nationale Steuergestaltung. „Steuerberatung, so wie wir sie verstehen, ist keine Steuerhinterziehungsberatung“, so Hagemeister. Zwielichtige oder gar strafbare Modelle würden aus dem Ausland beziehungsweise von internationalen Gestaltungsboutiquen vertrieben.
Es sei ein Ärgernis, wenn Gesetzgeber und Verwaltung darauf mit einer hektischen und immer weitergehenden Verschärfung des Steuerrechts reagierten. Vielmehr sollte man die engagierten und spezialisierten Finanzämter für Großprüfungen beziehungsweise Steuerstrafsachen einfach ihren Job machen lassen. Die Berater, die gerade stark beschäftigt seien mit Corona-Schlussabrechnungen oder komplexen Regelungen zu Solaranlagen, jedenfalls sollten nicht weiter belastet werden.
Digitalisierung soll entlasten
Das Steuerrecht werde in Summe komplizierter, sagte auch Rik Steinheuer, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler NRW in einer Diskussionsrunde. Er, aber auch Thomas Waza, Finanzpräsident der Oberfinanzdirektion NRW plädierten für Pauschalierungen im Massengeschäft. Eine höhere Werbungskostenpauschale etwa würde die Zahl der Rückfragen reduzieren. Karl-Heinz-Bonjean, Präsident der Steuerberaterkammer Köln, sieht die Kanzleien jenseits der Belastungsgrenze. Entlastung auch in der Finanzverwaltung könne die Digitalisierung bringen etwa durch digitale Akten und digitalen Belegaustausch. Für mehr Digitalisierung plädierte auch Benno Scharpenberg, Präsident des Finanzgerichts Köln. Das Gericht sei vorangeschritten. Akten aus der Finanzverwaltung erhielte es aber noch auf Papier.
In einem Gastvortrag erläuterte der IT-Spezialist Tobias Schrödel, wie Cyberkriminelle etwa bei der Erpressung von Unternehmen nach Datendiebstahl vorgehen und sensibilisierte für Schutzmaßnahmen. Auch Geschäftsgeheimnisse seien so gefährdet, weil Kriminelle nicht nur den Bestohlenen die Freigabe der Daten gegen Geld anböten, sondern sie gleichzeitig auch anderen. Das erhöhe den Druck, weil geistiges Eigentum verloren gehen könnte.