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Kölner Messe-Chef Gerald Böse„Haben viel gelernt vom digitalen Format der gamescom“

Lesezeit 3 Minuten
Gerald Böse

Gerald Böse, Chef der Köln­Mes­se, über virtuelle und physische Messen.

  1. Mit dem Caravan Salon startet die erste große Messe nach dem Lockdown.
  2. Darüber und über Messen in Köln sprach Ralf Arenz mit dem Kölner Messe-Chef Gerald Böse.
  3. Der zeigt sich sehr zuversichtlich, dass auch in Köln bald wieder Großmessen stattfinden.

KölnSind Sie ein bisschen neidisch?Neidisch nicht, aber wir freuen uns mit unseren Kollegen in Düsseldorf, dass sie zeigen, dass Messen unter strengen Regeln wieder gehen – auf dem Messegelände, mit Ausstellern und Besuchern vor Ort. Wir senden unsere besten Wünsche aus Köln den Rhein hinunter, wohlwissend dass jede einzelne Messe und Branche je nach Ausrichtung, Internationalität, wirtschaftlicher Lage etc. ihre eigene Geschichte in Corona-Zeiten hat.

Was erleichtert die Durchführung der Caravan-Messe?

Das wichtigste ist der Absatzboom im Markt der Wohnmobile zurzeit. Ebenso ist es die Fokussierung auf große, einzelne Exponate und ein traditionell eher reduzierter Standbau mit offener Ausstellungsfläche. Der Caravan Salon lebt als Verbrauchermesse vor allem von dem großen Einzugsgebiet im Umkreis von 300 Kilometern. Da kann der Besucher bequem mit der Bahn oder mit dem eigenen PKW oder Camper anreisen, zum großen Teil, ohne eine Übernachtung oder einen Flug zu benötigen.

Warum mussten trotz ausgefeiltem Hygienekonzept Messen wie spoga+gafa in Köln ausfallen?

Es war denkbar schlechtes Timing vor der Sommerpause, dass in einer für unsere Kundenentscheidung kritischen Phase die Corona-Vorfälle in der Fleischwirtschaft massiv in den Medien waren. Das war ein K.O. für unsere hoch internationalen Veranstaltungen im Herbst, denn für einen Aussteller im Ausland ist Rheda-Wiedenbrück ein Vorort von Köln.

Es ist uns leider nicht gelungen, die daraus resultierende tiefgreifende Unsicherheit unserer Kunden gegenüber geschäftlichen persönlichen Begegnungen zu beseitigen. Dass unser Sicherheits- und Hygienekonzept ein gutes und wirksames ist, wurde nie angezweifelt, aber die damalige Angst vor massenhafter Infektion war nicht zu besiegen, trotz bester Konzepte.

Wie sicher sind Sie, dass die Messen ab November wie die Art Cologne stattfinden?

So sicher, wie irgendjemand in dieser Zeit sein kann. Wir entscheiden das ja nicht im Elfenbeinturm, wir reden mit dem Markt. Unsere Kunstmessen lassen einen sehr geordneten, ruhigen Messebetrieb zu. Und die imm cologne im Januar ist seit jeher stark auf Europa fokussiert, da spielen die Restriktionen im interkontinentalen Reiseverkehr keine große Rolle. 90 Prozent unserer Besucher können ohne Quarantäne nach Köln kommen im Augenblick.

Die Gamescom war komplett im Netz, ebenso findet die Internetmesse Dmexco virtuell statt. Dabei erzielen Sie Einnahmen von Unternehmen, die sich besonders präsentieren können, und demnächst wohl auch Eintrittsgelder von Besuchern. Ist das die Zukunft der Messen?

Es ist „eine“ Zukunft der Messen, aber das ist nur ein Teil der Antwort. Wir haben viel gelernt aus dem digitalen Format der gamescom – über neue digitale globale Reichweiten, für die Vermarktung von digitalen Dienstleistungen und für die Organisation solcher Events im Netz. Wir haben aber auch gelernt, wie groß trotz des Erfolgs dieser gamescom die Sehnsucht der Community ist, sich schnellstmöglich physisch wieder zu treffen und eine Messe live vor Ort zu feiern. Beide Aspekte werden in zukünftige Veranstaltungen eingehen. Dafür werden wir auch weiterhin unsere Hallen brauchen – aber die richtigen: voll digitalisierte, flexible Plattformen für alle möglichen Events unter einem Dach – so wie wir sie gerade mit unserer neuen Halle 1 und dem Confex planen, die geradezu prädestiniert sind, solchen hybriden Veranstaltungen die richtige Basis zu bieten.