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Nahverkehr RheinlandZüge sind öfter unpünktlich und mit Mängeln

Lesezeit 4 Minuten
warten auf die Bahn

Verspätungen im Schienenpersonennahverkehr haben 2021 teils deutlich zugenommen. 

Köln – Regelmäßige Bahnkunden werden es schon vorher gewusst haben. Die Unpünktlichkeit im Nahverkehr auf der Schiene ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und zwar um 24 Prozent auf durchschnittlich 2:05 Minuten. Das geht nun auch aus dem jährlichen Qualitätsbericht für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) hervor, den der Nahverkehr Rheinland (NVR) am Mittwoch für 2021 vorlegte.

NVR: Keine gute Vergleichbarkeit wegen Unwettern und Corona

Die Untersuchung soll helfen, die Entwicklungen im SPNV nachzuvollziehen, Hintergründe zu erkennen und Handlungsansätze für die Zukunft zu skizzieren. Wegen der katastrophalen Folgen durch das Unwetter „Bernd“ im Juli und die anhaltenden Auswirkungen durch die Corona-Pandemie hält NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek die Ergebnisse aber für nicht wirklich vergleichbar mit denen aus den Vorjahren. „Die Zahl und Komplexität der Baustellen hat sich insbesondere durch die Flutschäden noch einmal gesteigert und bindet bei unseren gemeinsamen Bemühungen mit DB Netz, das Schienennetz fit für die Zukunft zu machen, zwangsläufig Kapazitäten“, sagte er.

Die unpünktlichsten Linien 2021

5:20 Minuten betrug die durchschnittliche Verspätung der Regionalexpresslinie RE 7 (Krefeld-Rheine). Der Rhein-Münsterland-Express war damit 2021 mit Abstand die unpünktlichste Linie im Bereich des Nahverkehr Rheinland, vor dem RE4 (Aachen- Dortmund) mit 2:55 Minuten und dem RE5 (Koblenz-Wesel) mit 2:25.

Bei den Regionalbahnen lag die RB26 (Köln-Koblenz) 2021 mit im Schnitt 3:50 Minuten Verspätung an der Spitze, vor der RB27 (Mönchengladbach-Koblenz) mit 3:05 Minuten.

Negativer Spitzenreiter bei den S-Bahnen war die S19 (Au/Sieg-Düren), die 2021 im Schnitt 2:16 Minuten zu spät war, gefolgt von S12 (Au/Sieg-Horrem) mit 2:05 und S11(Düsseldorf/Flughafen-Bergisch Gladbach) mit 2:04 Minuten.

In den vergangenen Jahren hatten die Zugverspätungen nach NVR-Angaben konstant abgenommen. Dieser Trend hat sich 2021 umgekehrt. Neben den bereits genannten Gründen wurden Netzüberlastungen, Trassenkonflikte und Verspätungsübertragungen an den hiesigen Bahnknoten und den überlasteten Streckenabschnitten festgestellt. Im Raum Köln sei es vor allem im Herbst durch Baustellen und eine umfangreiche Störung eines elektronischen Stellwerks zu erheblichen Verspätungen gekommen.

S-Bahnen sind am zuverlässigsten

Die S-Bahnen waren 2021 noch die pünktlichste Zugverbindung, dennoch stiegen die Verspätungen um 37 Prozent auf durchschnittlich 1:56 Minuten. Die Regionalbahnen kamen durchschnittlich 2:05 Minuten zu spät (+21 Prozent), Schlusslicht bleiben die Regionalexpress-Linien mit 2:19 Minuten Verspätung im Schnitt (+ 18 Prozent).

2021 haben Zugausfälle noch einmal deutlich zugelegt, heißt es in dem Qualitätsbericht. Ursache in 32 Prozent der Fälle war vor allem das Unwetter „Bernd“ im Juli 2021. Über alle Linien stieg die durchschnittliche Ausfallquote von 4,58 Prozent in 2019 auf elf Prozent in 2020 und weiter auf 13,51 Prozent in 2021. Weitere Gründe neben den Hochwasserschäden waren Baustellen, sowie ein Lokführerstreik der Gewerkschaft GDL im August und September und Personalmangel infolge der Corona-Pandemie.

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Auch brachten die Verkehrsunternehmen 2021 weniger Wagen auf die Schiene als bestellt. Die so genannten Kapazitätsausfälle stiegen leicht von 2,14 Prozent im Jahr 2020 auf 2,25 Prozent in 2021. Während sich der Wert bei den RB-Linien von 2,34 Prozent in 2020 auf 1,86 Prozent in 2021 verbesserte, verschlechterten sich die Werte bei den RE-Linien von 3,04 auf 3,51 Prozent und bei den S-Bahnen von 1,18 auf 1,83 Prozent.

Zahl der Fahrgäste sinkt weiter

Weiter zurückgegangen sind 2021 auch die Fahrgastzahlen im Schienenpersonennahverkehr, wenn es auch zur Jahresmitte eine deutliche Trendumkehr gegeben habe, so der NVR. Die Zahl der täglichen Einsteiger an Wochentagen im Jahresmittel sank von 277 000 auf 244 000 Fahrgäste. Umgerechnet auf das ganze Jahr wurden nur noch etwa 92 Millionen Fahrgäste auf dem Gebiet des NVR mit dem SPNV befördert.

Deutlich verschlechtert habe sich 2021 auch der generelle Zustand der Züge. Das größte Problem seien vor allem Störungen an den Außentüren gewesen, so der NVR. Die Gründe dafür seien zwar meist linien- beziehungsweise netzspezifisch, allerdings in der Hauptsache darin begründet, dass wegen der vielen Baustellen Fahrzeuge nur erschwert zu den Werkstätten und Entsorgungseinrichtungen gefahren werden konnten. So sei beispielsweise immer wieder zu sogenannten „Inselverkehren“ gekommen, bei denen die Züge aufgrund von Streckensperrungen eine Zeit lang auf einem Streckenabschnitt eingeschlossen waren. Die schlechtesten Werte bei der Störung der Toiletten (17,20 Prozent) und bei der Störung der Außentüren (21,06 Prozent) wurden erneut beim RE 9 (Rhein-Sieg-Express) festgestellt. Dies liegt laut NVR zum einen am Konzept der Doppelstockzüge mit mehr Toiletten als auch an der hohen Zahl an Baustellen auf der Strecke zum Werkstattstandort Aachen.

Allen aufgeführten Mängeln zum Trotz sind nach NVR-Angaben die Fahrgastbeschwerden zurückgegangen. 1231 und demnach 59 Mängel weniger als 2020 wurden im Kundendialog angezeigt. Am häufigsten kritisiert: der Zustand der Haltestellen und Stationen sowie Verspätungen.