Eine Umfrage der Diakonie hat herausgefunden, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage von Pflegediensten sehr angespannt ist.
Bei der Pflege schrillen die AlarmglockenViele Heime und ambulante Dienste haben finanzielle Probleme

Eine Mitarbeiterin bei einem mobilen Pflegedienst unterhält sich mit einer Patientin in deren Zuhause. (Symbolbild)
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Zahlreiche ambulante Pflegeeinrichtungen in Deutschland stehen mit dem Rücken zur Wand. In einer aktuellen Umfrage der Diakonie unter ihren ambulanten Pflegediensten und Diakoniestationen gaben 62 Prozent an, sie erwarteten für dieses Jahr ein Ergebnis im Minusbereich. Dabei schloss bereits 2022 rund die Hälfte der Dienste mit einem Defizit ab. Fast drei Viertel schätzen ihre wirtschaftliche Situation als angespannt ein.
Als Grund nannten die ambulanten Pflegedienste Fachkräftemangel, die wegen der gestiegenen Personal- und Sachkosten nicht mehr ausreichende Vergütung, aber auch den Zahlungsverzug der Kostenträger. Die häusliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen sei akut gefährdet, so Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide.
Von den rund 4,9 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden laut Diakonie 84 Prozent zu Hause versorgt. Davon nehmen rund 30 Prozent Sachleistungen durch einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch. Die übrigen 70 Prozent werden teilweise ebenfalls durch ambulante Pflegedienste im Bereich der häuslichen Krankenpflege versorgt.
Insolvenzen in NRW
Wie sich die Lage der Pflegedienste verschlechtert, zeigen auch Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums. Wegen Insolvenzen haben im ersten Halbjahr 28 ambulante Dienste geschlossen. Davon hatten vier ihren Sitz im Regierungsbezirk Köln. Im gesamten Jahr 2022 haben in NRW 15 ambulante Dienste Insolvenz angemeldet, so das Ministerium auf Anfrage dieser Zeitung. Damit wird es immer schwieriger, einen Pflegedienst zu finden, der auch noch neue Kunden betreuen kann. Gerade in der Fläche droht nach Angaben von Experten die Versorgung wegzubrechen.
Die Zahl der Pleiten nimmt auch bei den Pflegeheimen zu. In den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres sind laut dem NRW-Gesundheitsministerium die Träger 28 vollstationärer Pflegeeinrichtungen in NRW insolvent geworden, darunter fünf im Regierungsbezirk Köln. Außerdem 15 teilstationäre Einrichtungen, von denen zwei in der Region lagen. Dagegen mussten im ganzen Jahr 2022 in NRW zehn voll- und teilstationäre Pflegeeinrichtungen wegen Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit schließen.
Die Versorgung sieht das Ministerium derweil ausreichend gewährleistet. Nach der Pflegestatistik von IT NRW legte die Zahl der Pflegeheime mit vollstationärer Dauerpflege im Land von 2019 bis 2021 (neuere Zahlen liegen nicht vor) leicht von 2217 auf 2244 zu. Die Anzahl der verfügbaren Plätze in Pflegeheimen mit vollstationärer Dauerpflege stieg von 175367 auf 177008 angestiegen. Richtig, so das Ministerium, sei aber auch, dass es nicht immer möglich sei, bei kurzfristig entstehenden Bedarfen eine Wunschlösung sofort zu verwirklichen.