Reaktionen gespaltenSeniorenvertreter kritisiert Sparkasse wegen Filialschließungen

Die Hauptverwaltung der Sparkasse KölnBonn
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- Die Sparkasse Köln Bonn schließt aus Kostengründen bis 2021 elf Filialen in Köln und schränkt das Angebot an vier weiteren Standorten ein.
- Was heißt das für die betroffenen Kunden und Veedel? Für wen kommt es zu Einschränkungen?
- Die Rundschau hat sich umgehört.
Köln – „Ich habe erst vor 14 Tagen mein eigenes Konto bei der Sparkasse auf Online-Banking umgestellt. Das ist einfach zu handhaben und bequem“, erzählt Bernd Ensmann. Der 78-jährige frühere CDU-Ratsherr und Vorsitzende der Senioren-Union ist überzeugt, dass die Umstellung auf digitale Prozesse für Ältere kein Nachteil sein muss. „Aber man darf keine Scheu davor haben und muss offen sein für Neues.“
Den Gang zu seiner Sparkassen-Filiale in Weidenpesch, um Überweisungen abzugeben, kann er sich künftig sparen – und muss es auch. Denn der Standort wird bald zur „Selbstbedienungsstation“. Das heißt nichts anderes, als dass dort künftig nur noch ein Geldautomat auf Kunden wartet.
Schon seit Jahren wandelt sich das Bankenwesen, die Unternehmensberatung Oliver Wyman sprach in ihrem „ Bankenreport 2030“ von einem „evolutionären Konsolidierungspfad“, den die Öffentlichkeit aber nur bruchstückhaft wahrnehme. Darin heißt es: „Banken und Filialen verschwinden, in den öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Säulen entstehen mehr zentralisierte Strukturen, kurz: die Banksäulen werden in sich schlanker.“ Bereits 2016 hatte die Sparkasse Köln Bonn 15 Filialen in Köln geschlossen.
Ein Schwätzchen in der Bank gehalten
Früher sei die Sparkasse stolz auf jede neue Filiale in Köln gewesen, sagt Ensmann, sie habe mal mehr als 100 in der Stadt betrieben. Nun schreite die Digitalisierung voran, doch für viele werde es „mit dem Alter immer schwieriger, mit neuer Technik klarzukommen und die Prozesse zu verstehen“. Die Schließung einer vertrauten Filiale stelle diese Menschen vor Probleme, außerdem „leidet das Viertel, wenn solche Institutionen dicht machen, die ein Treffpunkt sind“.
Der seniorenpolitische Sprecher der SPD, Dr. Walter Schulz (72), sieht das ähnlich. Er erinnert an die frühere Sparkasse an der Sebastianstraße in Niehl. „Da haben die Leute spontan Bekannte getroffen und ein Schwätzchen gehalten. Dieser Treffpunkt im Veedel verschwand, als die Filiale zumachte.“ Als Kunde der Sparkasse in Nippes ist Schulz öfter in der Filiale. Nach seiner Beobachtung nutzen Menschen jeden Alters die Filiale, dabei seien auch viele mit sprachlichen Einschränkungen, für die die Bedienung eines Geldautomaten oder Online-Banking keine Selbstverständlichkeit sei. „Für diese Menschen bedeutet eine Filialschließung eine massive Einschränkung.“
Kritik auch von der Kölner Seniorenvertretung
Auch die Kölner Seniorenvertretung kritisiert die Sparkasse. Ihr Sprecher Dr. Martin Theisohn (77) sagt: „Dass die Sparkasse ihre Filialen weiter ausdünnt, sehen wir sehr kritisch. Die Wege für die Kunden werden sehr viel länger. Das kann man nicht dadurch kompensieren, dass man verspricht, den Kunden gegen 4,95 Euro Gebühr Bargeld nach Hause zu bringen.“ Für Bezieher kleiner Renten sei es ein Problem, „wenn von 100 Euro nur 95 übrig bleiben“. Rund 30 Prozent der Älteren hätten keinen Computer fürs Online-Banking und kein Smartphone. Vielen, nicht nur Älteren, sei bei Finanzgeschäften ein Vertrauensverhältnis wichtig. Das könne ein Beratungsangebot per Video-Chat nicht ersetzen.
Junge Kunden nutzen zwar fast durchgehend Online-Banking, haben aber teils trotzdem gerne eine Filiale in der Nähe. „Wenn ich Bargeld einzahlen will, muss ich jetzt die Filiale in Weiden aufsuchen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch“, klagt ein 18-Jähriger aus Junkersdorf.