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Thomas Middelhoff in Köln„Ich bin ein schlechter Mensch geworden“

Lesezeit 2 Minuten
Der ehemalige Topmanager Thomas Middelhoff

Der ehemalige Topmanager Thomas Middelhoff

Köln – Das Haar von Thomas Middelhoff sitzt. Ebenso der dunkle Anzug und das weiße Hemd ohne Krawatte. Gekleidet wie früher als Manager sitzt Middelhoff zusammen mit Moderator Michael Krons beim Talk in der „Nette Leute Lounge“ im Rheinloft Cologne in der Kölner Altstadt. Doch zwischen dem heutigen und seinem früheren Leben als gefeierter Manager liegen Jahre, die er teils im Gefängnis verbrachte, wo der „Friseur-Salon“ eines Mithäftlings nicht die gewohnte Leistung bot.

Sein Leben änderte sich am 14. November 2014. Vorher als Bertelsmann-Manager gefeiert, später Aufsichtsratschef und Vorstandschef von Karstadt-Quelle beziehungsweise Arcandor, wurde Middelhoff wegen Untreue und Steuervergehen zu drei Jahren Haft verurteilt und noch im Gerichtssaal wegen Fluchtgefahr festgesetzt. Er war unter anderem auf Firmenkosten mit dem Hubschrauber zur Arbeit geflogen, um dem Stau auf der Autobahn zu entgehen.

Mit der Erwartung eines Freispruchs ins Gericht gefahren, musste er wenig später sein Blackberry abgeben, den Anzug ablegen, sich ausziehen und untersuchen lassen, Anstaltskleidung anlegen. „Ein schockierendes Erlebnis“, sagt Middelhoff. Er sei aus dem Leben gerissen worden. Nur drei Mal Hofgang in sechs Monaten, weil ihm Gefahr von anderen Häftlingen drohte, eine Suizid-Überwachung, bei der nachts alle 15 Minuten das Licht eingeschaltet wurde und er ein Lebenszeichen von sich geben musste, eine Autoimmunerkrankung, die lange als Fußpilz behandelt worden war.

„Die Suizid-Kontrolle muss weg“, kritisiert Middelhoff die Haftbedingungen. Im Rückblick räumt er freilich ein, dass er die Strafe verdient habe. Er habe in jungen Jahren, noch nicht gefestigt, viel erreicht. Er habe es als normal empfunden, mit Präsident Bush ein Wochenende zu verbringen oder Firmenflugzeuge zu nutzen. Zu spät habe er bemerkt, dass er sich zum Nachteil entwickelt habe. „Ich bin ein schlechter Mensch geworden“, sagt er heute über die damalige Zeit.

Eine Fehlerkultur und die Chance, Fehler einzugestehen sowie eine engere Aufsicht in Unternehmen könne derartige Entwicklungen verhindern, meint Middelhoff. Das will er jungen Menschen mit auf den Weg geben.