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ÜbernahmeGroße Pläne für Großbäcker Lieken

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Milliardär Andrej Babis hat mit Agrofert Holding den Backwarenhersteller Lieken übernommen. Archivbild

Prag – Die tschechische Agrofert-Holding schluckt den deutschen Backspezialisten Lieken. Die EU-Wettbewerbsbehörde hat bereits grünes Licht für die Übernahme gegeben. Der neue Lieken-Eigentümer aus Tschechien ist kein Neuling in der Branche.

Bekannte Marken wie „Golden Toast“ und „Lieken Urkorn“ seien das wertvollste Kapital des Düsseldorfer Backwarenherstellers mit rund 4700 Mitarbeitern, sagt der Unternehmer Andrej Babis im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Wir wollen die deutschen Kapazitäten nutzen und die Produktion steigern“, kündigt der 58-Jährige an. Mit „Penam“ betreibt die Babis-Holding Agrofert einen der größten Backwarenhersteller Tschechiens.

„Wir erwarten, dass unsere Gruppe technologisch einen Schritt nach vorn macht“, erklärt Babis. Fachleute von Lieken könnten beim Ausbau seiner Bäckereien in Mittelosteuropa helfen. Die Lieken AG produziere bereits heute sechsmal mehr als alle seine Bäckereien in Osteuropa zusammengenommen. Den deutschen Backwarenhersteller will Babis dezentral lenken. „Lieken hat ein Management, das mit Sicherheit weiß, was zu tun ist“, betont er.

Im Brotregal deutscher Supermärkte

Babis widersprach Vermutungen, dass nun Schnittbrot und Toast aus Kostengründen von Osteuropa nach Deutschland gekarrt werden könnten. „Wir wollen ganz im Gegenteil Golden Toast auch hier bei uns und in anderen Ländern anbieten“, sagt er. Seine einzige Toast-Fabrik in Ungarn sei ohnedies bis zum Anschlag ausgelastet.

Frisches Schnittbrot der Marke Lieken landet täglich in den Brotregalen deutscher Supermärkte. Die Großbäckerei liefert aber auch Backwaren, die im Handel fertig gebacken werden. Das Firmenimperium von Babis umfasst mehr als 230 Firmen, die von Milch über Joghurt, Hühner- und Schweinefleisch bis hin zum Düngemittel so ziemlich alle Bereiche der Landwirtschaft abdecken. Doch der Wettbewerb auf dem Heimatmarkt Tschechien ist hart. Den Konsumenten fehlt das Geld, seit das Land im Jahr 2011 in eine Rezession geschlittert ist. Babis beklagt sich über die Dominanz der Einzelhandelsketten, die niedrigen Preise und die zugleich hohe Mehrwertsteuer-Belastung auf Grundnahrungsmittel von 15 Prozent.

Einen Ausweg könnte der deutsche Markt bieten. Produkte aus Tschechien könnten auch bei den Kunden in Deutschland Erfolg haben, sagt Babis. In dieser Strategie kommt Lieken eine wichtige Rolle als Einfallstor auf den deutschen Markt zu. „Gerne möchte wir die Kontakte von Lieken nutzen, um unsere Produkte bei den deutschen Handelsketten vorzustellen.“

Babis weiß die Vorteile des Standorts Deutschland zu schätzen. „Zwar sind die Steuern höher als in Tschechien, aber dafür werden Regeln eingehalten und es herrscht Rechtssicherheit“, meint der Unternehmer. (dpa)