Deutschlands größter ImmobilienkonzernVonovia stoppt Wohnungsbau 2023 – auch in Köln und Bonn

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Nordrhein-Westfalen, Bochum: Der Schriftzug des Wohnungsunternehmens Vonovia hängt an der Firmenzentrale.

Nordrhein-Westfalen, Bochum: Der Schriftzug des Wohnungsunternehmens Vonovia hängt an der Firmenzentrale.

Deutschlands größter Vermieter Vonovia tritt beim Neubau von Wohnungen konsequenter auf die Bremse als bislang angekündigt.

 „Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubau-Projekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen und davor können wir nicht die Augen verschließen“, sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl im Interview mit unserer Redaktion.

Noch im November hatte Vonovia-Chef Rolf Buch angekündigt, dass der Bochumer Dax-Konzern seine Investitionen in Neubau und energetische Sanierung für 2023 um 40 Prozent auf nur noch 850 Millionen Euro kürzen werde. Nun will Vonovia nur noch laufende Neubau-Projekte fertigstellen und vorerst keine neuen beginnen.

„Wir hätten in diesem Jahr schon eine signifikante Zahl von Baustarts zum Beispiel in Berlin oder Dresden gehabt und haben sie nach hinten verschoben – so wie es die meisten Bauträger aktuell tun“, sagte Riedl unserer Redaktion. Damit rückt das Neubauziel der Bundesregierung, 400 000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen, in weite Ferne. Nach Schätzung des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW, dem Genossenschaften, kommunale Unternehmen, aber auch Konzerne wie Vonovia, LEG und Vivawest angehören, werde in diesem und im nächsten Jahr der Neubau jeder dritten Wohnung auf Eis gelegt.

Manager Riedl betont aber, dass Vonovia nicht auf Dauer aus dem Neubaugeschäft aussteigen wolle. „Wir starten zwar in diesem Jahr keinen Neubau. Wir haben aber die Entwicklungsarbeiten nicht eingestellt und streben bei unseren Projekten an, dass wir Baugenehmigungen einholen und letztendlich startbereit sind, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen.“

Die Immobilienbranche klagt derzeit bundesweit über die auf bis zu fünf Prozent gestiegenen Bauzinsen und die Baukosten, die nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr um mehr als 16 Prozent angezogen hatten. Neubau rechne sich deshalb aktuell nicht mehr, meint Riedl.

20 Euro kalt pro Quadratmeter

„Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen“, sagt der Vonovia-Vorstand. Diese Mieten seien in weiten Teilen Deutschlands „völlig unrealistisch“. Um den bundesweiten Bedarf von 700 000 Wohnungen zu decken, seien auch Mieten von acht oder neun Euro erforderlich.

Von der Politik fordert Riedl vor allem stabile Rahmenbedingungen: „Das ist genau das, was wir im Moment nicht haben.“ So sei das bewährte System, einen Neubau nach der jeweiligen Energieklasse zu fördern, seitens des Wirtschaftsministeriums gestrichen worden – zugleich müssten die Bauträger aber energetisch sanieren, um die staatlichen Klimaziele zu erfüllen. „Ein Eingriff des Staates wird deshalb nötig sein, um auch weiterhin Neubau wirtschaftlich realisieren zu können“, sagt der Manager voraus.

Zur Ankurbelung des Wohnungsbaus fordert Riedl klare Förderrichtlinien des Bundes und die Digitalisierung von Bauanträgen. Um den Bau neuer Wohnungen zu beschleunigen, will Vonovia verstärkt auf Fertigelemente setzen. Das Wiener Start-up Gropyus, an dem sich Vonovia beteiligt hat, setzt auf klimaschonendes und nachhaltig erzeugtes Holz.

Vonovia in Köln und Bonn

In Köln und Bonn sieht die Lage nicht anders aus: „Wir werden in diesem Jahr auch in Köln und Bonn nicht mit Neubau-Projekten beginnen“, teilte Vonovia-Sprecherin für den Geschäftsbereich West, Bettina Benner, auf Nachfrage der Rundschau mit. Auch für die Rheinlandmetropolen seien die steigenden Kosten durch die aktuelle Inflation und die deutlich gestiegenen Zinsen die Gründe. Die Baukosten seien dadurch bereits im vergangenen Jahr erheblich angestiegen, führt Benner weiter aus. „Zudem ist eine bewährte Förderung für energieeffizientes Bauen gestrichen worden, und gleichzeitig sanieren wir unsere Bestandsgebäude energetisch, um unsere Klimaziele zu erfüllen.“ Um auch in Köln und Bonn bezahlbare Mieten in Neubauprojekten zu realisieren, bedürfe es daher staatlicher Eingriffe.

Bereits begonnene Projekte wolle Vonovia allerdings fertigstellen, garantiert Bettina Benner. „Es kommt also nicht zu abrupten Baustopps.“ (dhi)

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