Ein defekter Laserpointer brachte dem Gründer rund 14 Dollar ein. Heute ist der Milliardär als Philanthrop unterwegs.
Vom Jäger zum GejagtenVor 30 Jahren wurde eBay gegründet

Das Ebay-Logo ist auf einem Smartphone zu sehen. (Symbolbild)
Copyright: dpa-tmn
Es war kein begehrtes Oldtimer-Fahrrad oder ein hippes Sportgerät, mit dem die Geschichte der Handelsplattform eBay begann - sondern ein defekter Laserpointer. Der damals 28-jährige Pierre Omidyar hatte 1995 in Kalifornien das Online-Auktionshaus „AuctionWeb“ entwickelt und das kaputte Teil angeboten.
Zur Überraschung des Unternehmers war jemand bereit, dafür genau 14,38 Dollar zu bezahlen. Auf Omidyars Nachfrage soll der Käufer erklärt haben, er sei eben ein Sammler defekter Laserpointer. Der geschäftstüchtige Omidyar erkannte das Potenzial seiner Plattform, die seit 1997 unter dem Namen eBay firmiert - und ihn schnell zum Milliardär machte.
Heutzutage Fokus auf kleinere stationäre Händler
Drei Jahrzehnte später kennt jeder den Senkrechtstarter aus der Zeit des frühen Internet-Booms. Allerdings wurde eBay längst von Handelsgiganten wie Amazon überholt - und hat mit spezialisierten Handelsplattformen wie Vinted für Kleidung oder Medimops für Medien zusätzliche Konkurrenz bekommen.
Heute bietet eBay nach Angaben des Experten Kai Hudetz vor allem kleineren stationären Händlern eine Chance auf zusätzliche Verkaufserlöse - wie der Boutiquebesitzerin nebenan oder dem Antiquitätenhändler zwei Straßen weiter.
Ehemalige VW Golf vom früheren Papst Benedikt XVI. auf eBay versteigert
In den Anfangszeiten war das allerdings noch anders: „3,2,1 - meins!“ - mit diesem Slogan habe eBay damals wie kein anderes Unternehmen den Online-Handel emotionalisiert. Der Fokus der Plattform lag vor allem auf Flohmarktverkäufen von Privatmenschen und auf dem Auktionsgeschäft; einst wurde dort sogar der ehemalige VW Golf vom früheren Papst Benedikt XVI. für 190.000 Euro versteigert.
„Dann tauchten aber die ersten findigen Garagenunternehmer auf, und auf einmal hatte eBay zwei Zielgruppen: die Flohmarkt- und die Gewerbekunden. Das verwässerte das Geschäftsmodell. Es war nicht mehr klar, wofür eBay eigentlich steht“, erklärt Hudetz, der das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH Köln) leitet.
Von Amazon überholt
Während Amazon sein Geschäft in den 2000er Jahren ganz auf den Online-Handel zwischen Gewerbekunden und Privatmenschen konzentrierte, versäumte eBay diese Fokussierung. „Amazon hat es viel besser geschafft, der Plattform ein einheitliches Leistungsversprechen voranzustellen: Egal, bei welchem Händler man dort letztlich bestellt, Amazon steht mit seinen Garantien und Leistungen immer dahinter“, so der IFH Köln-Geschäftsführer.
Der Versandhandel von Multi-Milliardär Jeff Bezos macht inzwischen einen jährlichen Umsatz von mehr als 600 Milliarden Dollar - einen Bruchteil davon erreicht eBay mit rund 10 Milliarden Dollar.
Auktionsgeschäft wird unwichtiger
„eBay wurde schnell vom Jäger zum Gejagten“, sagt Hudetz, der auch in der Jury der „eBay Awards“ sitzt, bei denen gewerbliche Händler ausgezeichnet werden. Zwar lassen sich bei eBay-Auktionen immer noch Dinge ersteigern, und auch Flohmarktkunden werden dort weiterhin fündig.
Allerdings konzentriert sich die Plattform inzwischen vor allem auf die Kleingewerbekunden. Dazu passt der Verkauf der erfolgreichen „Kleinanzeigen“-Sparte 2021. „Stationäre Händler sind eine große Zielgruppe, und die Fokussierung auf sie ist meiner Meinung nach eine vielversprechende Strategie“, sagt Hudetz.
Denn für Geschäftsinhaber werde es angesichts der Online-Konkurrenz immer schwieriger, ausreichenden Umsatz zu generieren. „Sie brauchen Sichtbarkeit im Netz und sind dabei auf Plattformen angewiesen“, erklärt der Experte. Es gebe jede Menge Einzelunternehmer, die es schafften, mit der Handelsplattform eine Nische zu erobern und ein „nennenswertes Geschäft“ zu realisieren.
Künstliche Intelligenz (KI) verschärfe diesen Bedarf bei stationären Händlern noch, erklärt Hudetz - weil sie von Menschen etwa als Einkaufsassistent genutzt würden. „Ich muss also auffindbar sein.“ Aufgabe von eBay sei es, künftig kräftig in seine Reichweite zu investieren. Denn: „Reichweite ist das A und O im E-Commerce“.
Vom Geschäftsmann zum Philantropen
Der Konzern mit Sitz im kalifornischen San José sagt von sich selbst, er wolle „wirtschaftliche Chancen für alle“ schaffen. eBay ist heute noch in 190 Ländern aktiv und hat eigenen Angaben zufolge rund 134 Millionen aktive Nutzer. Diese handelten vergangenes Jahr Waren im Wert von rund 75 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 64 Milliarden Euro.
eBay-Gründer Omidyar, heute 58 Jahre alt, soll noch 7,2 Prozent der Anteile am Konzern halten. Aus dem operativen Geschäft zog sich der Milliardär allerdings zurück - und ist nunmehr als Wohltäter unterwegs. Mit seiner philanthropischen Stiftung Luminate unterstützt Omidyar unter anderem etwa das Recherchenetzwerk Correctiv. (kna)