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Wut nach Russlands Roboter-Fiasko„Wie kann ein Land im Krieg diese totale Schande präsentieren?“

3 min
Der russische humanoide Roboter AIDOL.

Der russische humanoide Roboter AIDOL stürzte bei seiner Präsentation. 

Russland präsentiert einen Roboter – und vieles geht schief. In Moskau gibt es minutenlange Schimpftiraden zuhören. 

Wladimir Solowjow gehört zu den prominentesten TV-Moderatoren Russlands – und gilt als glühender Unterstützer von Russlands illegalem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Auch das dürfte Grund für die Tirade gewesen sein, die Solowjow nun in seiner Sendung „Voller Kontakt“ abgeliefert hat. Zwischen vielen Seufzern und verzweifelten Blicken ließ sich Solowjow fast fünfzehn Minuten lang aus.

„Warum habt ihr diese Schande zur Schau gestellt? Das ist auf dem Niveau von Kinderspielzeug“, schimpfte der Propagandist. „Wie konntet ihr euch nur so weit herablassen?“, polterte Solowjow weiter und fügte schließlich an: „Wie kann ein Land, das sich im Krieg befindet und sich auf dem Territorium der Ukraine gegen den Nato-Block stellt, diese totale Schande ernsthaft präsentieren?“

Robotoer AIDOL stürzt – und sorgt für Wut in Russland

Der Grund für Solowjows Furor war die mit Spannung erwartete Präsentation des ersten russischen humanoiden Roboters mit Künstlicher Intelligenz namens AIDOL in dieser Woche in Moskau. Denn die Premiere des Roboters in menschlicher Gestalt ging bereits innerhalb der ersten Sekunden vollkommen schief.

Der Roboter watschelte reichlich unelegant zur Titelmelodie aus dem Box-Film „Rocky“ in Begleitung von zwei Personen auf die Bühne, geriet ins Taumeln und stürzte schließlich vor den Augen der eingeladenen Presse auf die Bühne.

„Schneller umgekippt als Ivan Drago“

Nach dem Malheur wurde es nicht besser: Mitarbeiter des Herstellers versuchten eilig, die Maschine von der Bühne zu ziehen und die peinliche Szene hinter einem schwarzen Vorhang zu verbergen. Aber auch die Platzierung des Stoffes wollte nicht auf Anhieb gelingen – und machte so Russlands misslungenen Einstieg in den zunehmend umkämpften Robotik-Markt perfekt.

Der Unfall bei der Präsentation sorgte so nicht nur für Solowjows Furor, sondern auch für etwas internationale Häme. AIDOL sei schneller umgekippt als Ivan Drago, Rocky Balboas russischer Rivale in „Rocky IV“, schrieb etwa die „New York Times“ süffisant. 

Der russische Roboter AIDOL liegt nach einem Sturz auf der Bühne.

Der russische Roboter AIDOL liegt nach einem Sturz auf der Bühne.

Die Entwickler des Roboters, das gleichnamige Unternehmen Aidol, zeigte sich unterdessen „verwirrt über die Überraschung der Medien angesichts dieser Situation“. Der Roboter sei auch nicht auf die Initiative der russischen Regierung entwickelt worden, sondern von einem „kleinen Team von 14 Personen“, erklärte das Unternehmen dem Bericht der „New York Times“ zufolge.

Hersteller verteidigt sich nach AIDOL-Unfall

„Trotz unserer Größe glauben wir, dass unsere Arbeit derzeit zu den fortschrittlichsten in Russland in diesem Bereich gehört und mit führenden internationalen Bemühungen durchaus vergleichbar ist (und ihnen in einigen Aspekten sogar voraus ist)“, teilte Aidol außerdem mit. 

Moderator Solowjow hat genau daran der Übersetzung des „Russian Media Monitor“ zufolge jedoch Zweifel. In seiner Sendung verglich der TV-Mann den Auftritt des russischen Roboters mit den jüngsten Präsentationen von ähnlichen Produkten in China oder von Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk, die deutlich erfolgreicher verlaufen waren.

„Sie sollen auch noch weniger kosten“ schimpfte Solowjow mit Blick auf die Konkurrenz des russischen Roboters, der nach Ansicht des Moderators im Duell mit anderen internationalen Produkten chancenlos ist. 

Der Hersteller erklärte unterdessen in seiner Stellungnahme, Unfälle wie der Sturz von AIDOL seien ein „Teil des normalen Prozesses bei der Entwicklung modernster Technologien“. Beunruhigender als der Sturz des Roboters sei ohnehin das „Nicht-Aufstehen“ danach, teilte das Unternehmen mit.

Beleuchtungsprobleme sollen Grund für Sturz gewesen sein

Laut Journalisten, die der Veranstaltung beiwohnten, führten die Organisatoren die Probleme des Roboters vor Ort zunächst auf Kalibrierungs- und Beleuchtungsprobleme zurück. 

Wenn der Roboter irgendwann rund läuft, soll er – so gibt es der Hersteller auf seiner Webseite an – Objekte handhaben, laufen und mit Menschen kommunizieren können. Mit diesen Eigenschaften soll AIDOL für eine Vielzahl potenzieller Anwendungen attraktiv sein, heißt es weiter. Der Roboter soll demnach künftig in der „Automobilindustrie, in Lagerhäusern, im medizinischen Bereich sowie im Unterhaltungssektor“ zum Einsatz kommen.