Zukunftskongress der GothaerWie die Menschen in 200 Jahren leben könnten

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Die Mars-Landschaft, aufgenommen vom Rover Curiosity 

Köln – Das Paradies sieht wohl anders aus: eine mittlere Temperatur von gut minus 60 Grad mit heftigen Schwankungen, eine dünne Atmosphäre mit wenig Sauerstoff, wenig Wasser. Aber leben könnte man auf dem Mars, schilderte die Physikerin Christiane Heinicke auf dem Zukunftskongress der Gothaer, mit dem der Kölner Versicherer seinen 200 Geburtstag feierte (siehe Kasten) und dabei auch schon einmal 200 Jahre in die Zukunft blickte.

Ausprobiert hat Heinicke das Leben auf dem Mars schon einmal. Sie war eine von sechs Personen, die 2016 in einem von der Nasa finanzierten Projekt in einer marsähnlichen Gesteinswüste auf Hawaii ein Jahr lang gelebt hat.

„Habitat“ für das Leben außerhalb der Erde

Schutzanzüge wären nötig. Luft müsste ständig gereinigt und wiederverwendet werden, ebenso Wasser. Klar: Am Anfang werde das Leben auf einem fremden Planeten mit Einschränkungen verbunden sein, so Heinicke. Auf lange Sicht, wenn es tatsächlich gelänge, eine permanente Basis auf dem Mars zu errichten, werde das Leben luxuriöser werden. Es könnte Annehmlichkeiten geben wie vielleicht eine bestimmte Obstsorte, die nur in der verringerten Schwerkraft des Mars wächst.

Ein Außenposten auf dem Mars – das ist noch Zukunftsmusik, doch nicht unrealistisch, sagt Physikerin Christiane Heinicke.

Ein Außenposten auf dem Mars – das ist noch Zukunftsmusik, doch nicht unrealistisch, sagt Physikerin Christiane Heinicke.

Derzeit arbeitet sie im Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie der Uni Bremen an einem „Habitat“ für das Leben außerhalb der Erde. Ob Menschen einmal auf andere Planeten übersiedeln oder nicht – aus der Vorbereitung auf ein Leben auf dem Mars können die Menschen laut Heinicke viel lernen, damit auch die Erde als Lebensraum erhalten bleibt. Pflanzen könnten etwa ein Beispiel geben, die mit wenigen Ressourcen auskommen, so Heinicke.

Die Rolle der KI in unserer Zukunft

Der Kölner Autor Frank Schätzing Frank misst der Künstlichen Intelligenz in Zukunft eine starke Rolle zu. Wichtig sei dann, rapide Intelligenzerweiterung der Maschine nicht zu verhindern, sondern sicherzustellen, dass sie ein machtvoller Partner bleibt, der seine Fähigkeiten in den Dienst der Menschen stellt.

Künstliche Intelligenz oder schnelle Quantencomputer sind dabei keine Techniken für die ferne Zukunft, sondern bereits im Einsatz. Quantencomputer würden in zehn Jahren billiger sein als heutige Superrechner, meint der Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky. So würde die Prognosefähigkeit enorme Fortschritte machen. „Wer den Kunden kennt, kann schon vor der Bestellung liefern“, so Janszky. Unrealistisch? Heute schon berechnet die Polizei die Wahrscheinlichkeit von Einbrüchen in bestimmten Gegenden und versucht sie zu verhindern.

Geschichte der Gothaer

Am 2. Juli 1820 wurde die Gothaer von Ernst Wilhelm Arnoldi gegründet. Die 200 Jahr-Feier in einer großen Präsenzveranstaltung verhinderte im abgelaufenen Jahr die Corona-Pandemie. Und auch jetzt feierte der Versicherer online. Die Pandemie sei aber nicht die größte Herausforderung in der Geschichte des Unternehmens, so Konzernchef Oliver Schoeller. Das Unternehmen habe schon den Brand in Hamburg 1842 überstanden, zwei Weltkriege, große Sozialreformen und Währungsschnitte. Im abgelaufenen Jahr erzielte die Gothaer mit 5795 Mitarbeitenden, davon 3080 in Köln, Beitragseinnahmen von 4,56 Milliarden Euro. (raz) ​ 

Präzisen Vorhersagen würde da Verhältnis von Menschen und Maschinen verändern. Wenn Künstliche Intelligenz etwa Tumore deutlich früher erkennt und präziser arbeitet als der Arzt, setzen Patienten wohl eher auf die Maschine. Überflüssig würde der Mensch dabei nicht, so Janszky. In der Welt von 2030 herrsche Vollbeschäftigung. Die Menschen würden aber teils andere Jobs erledigen als heute. Wer heute davon lebt, ein Wissen zu vermarkten, werde in Zukunft eher als Trainer arbeiten.

Daten in Echtzeit wären wichtig für Finanztransaktionen, die Mobilität, wo sie Staus voraussagen und dann verhindern könnten, bei der Gesundheit oder auch bei Risiken, was die Versicherungsbranche verändern würde. Gothaer-Chef Oliver Schoeller jedenfalls sieht die Versicherer, die alle möglichen Risiken decken, im Zentrum von Veränderungen wenn es etwa um Quantensprünge in der Lebenserwartung oder den Klimawandel geht. Auf Herausforderungen aus der Erderwärmung durch hohen CO-2-Ausstoß habe sich die Gothaer bereits früh eingestellt. Sie sei Pionier bei der Versicherung von Windrädern. Und auch bei den Kapitalanlagen nehmen Investitionen in Erneuerbare Energien einen immer größeren Raum ein.

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