Ende 2019 hat die Zurich Deutschland ihren Sitz von Bonn nach Köln verlegt und steuert seitdem die Geschäfte aus der Messe-City. Der Umzug war Teil eines umfassenden Umbaus , bei der es auch um Mitarbeiterzufriedenheit ging.
Zurich DeutschlandVersicherungsgruppe erreicht Ziele des Umbaus in Köln

Von Köln aus steuert der Versicherer Zurich sein Deutschlandgeschäft
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Mit dem abgelaufenen Jahr in Deutschland zeigt sich die Versicherungsgruppe Zurich ausgesprochen zufrieden. „Das Ergebnis für 2022 setzt dem 2018 eingeleiteten Strategie- und Kulturwandel ein Sahnehäubchen auf“, sagte Carsten Schildknecht, Vorstandschef der Zurich Deutschland. Die für 2023 definierten Ziele habe der Versicherer bereits ein Jahr vorher erreicht.
Die Ziele des Umbaus
Nachdem einem Schrumpfkurs in den Jahren davor, wollte Zurich schneller wachsen als der Markt – und das profitabel. Das sei ebenso gelungen wie das Schließen einer Effizienzlücke im Vergleich zu den anderen Großen der Branche und das deutliche Steigern von Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Letzteres ist eindrucksvoll gelungen. Von einem schwachen Zufriedenheitsniveau mit einer Punktwertung von minus 62 habe der Versicherer mit plus 64 Punkten den Wandel zu einem „der Top-Arbeitgeber in Deutschland erfolgreich vollzogen“, so Schildknecht. Das bestätigten Bewertungen beim Portal „kununu“ oder beim „Focus“. Attraktive, moderne neue Arbeitsräume in der Nähe der Kölner Messe, die ab Ende 2019 bezogen wurden, oder umfangreiche Optionen zur flexiblen Arbeit leisteten da einen Beitrag.
Wachstum in der Sachversicherung
Die Versicherungsbeiträge der Zurich sanken auf 5,99 (2021: 6,35) Milliarden Euro. Dabei stiegen die Bruttobeiträge im Bereich Schaden/Unfall auf 2,86 (2,68) Milliarden Euro. Im Geschäft mit Privatkunden legten sie um drei Prozent zu auf 1,84 Milliarden, im Geschäft mit gewerblichen Kunden um 13 Prozent, womit erstmals die Schwelle von einer Milliarde überschritten wurde. Wachstumstreiber waren eine Kooperation mit Mediamarkt/Saturn, über die vor allem Garantieverlängerungen für technische Geräte wie Handys vertrieben werden. Auch eine Tierkrankenversicherung sowie eine Zahn-Zusatzversicherung der Tochter DA direkt ließen die Beiträge steigen, so Finanzvorstand Torsten Utecht. Zurich habe deutlich Marktanteile gewonnen und über alle Vertriebswege – Agenten, Makler, Direktvertrieb und Partner Beitragssteigerungen erzielt. Die Schaden-/Kostenquote erreichte 95,1 Prozent, nachdem sie im Vorjahr wegen des Sturmtiefs Bernd mit seinen Überschwemmungen bei 105 Prozent gelegen hatte. Bei Werten unter 100 verdienen Versicherer im angestammten Geschäft mit Risiken Geld.
Lebensversicherung setzt auf fondsgebundene Policen
Im Leben-Segment gingen die Brutto-beiträge auf 3,13 (3,67) Milliarden zurück. Utecht verwies auf einen Sondereffekt beim Pensionsfonds im Vorjahr und auf einen vollständigen Verzicht auf Geschäft gegen Einmalbeitrag. Das Neugeschäft sank insgesamt leicht auf 168 Millionen, im Bereich fondsgebundene Lebensversicherungen stieg es um 24 Prozent auf 134 Millionen. Vom Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen mit Garantien will sich Zurich verabschieden. Die Altbestände sollen an den Abwickler Viridium verkauft werden. Grünes Licht der Aufsicht für die Transaktion erwartet Zurich im dritten Quartal des laufenden Jahres.
Letztlich stieg der operative Gewinn von Zurich Deutschland auf 449 (201) Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeitenden legte leicht auf 4693 (4597) zu. Etwa 2700 davon arbeiten in Köln, zweiter großer Standort ist Frankfurt mit rund 1600 Mitarbeitenden.
Weitere Pläne
„Wir zeigen Kontinuität“, verspricht Schildknecht. Mit Mitarbeitenden und Vertriebspartnern sei ein neues Zielbild für 2025 entwickelt worden. Zurich will wieder stärker wachsen als der Marktdurchschnitt. Genannte 4-6 Prozent Wachstum seien aber entwickelt worden, bevor die Inflation in Deutschland deutlich anzog. Sechs Prozent sollten es da schon sein, so der Versicherer, der erst 2024 wieder mit Inflationsraten um die zwei Prozent in Deutschland erwartet. Wachstumstreiber soll etwa die Kooperation mit der Deutschen Bank sein, in die seit Jahresbeginn auch die Postbank einbezogen wird, über die jetzt auch Versicherungen verkauft werden.
Die Kostenqoute soll auf Marktniveau liegen, wobei jetzt nicht nur die großen Versicherer als Maßstab gelten, sondern alle inklusive der Effizienzmeister, die Schaden-/Kostenquote bei 95 Prozent. Das operative Ergebnis soll stabil sein, auch damit Zurich Deutschland etwa zehn Prozent zum Gewinn der Gruppe beitragen kann. Das sei wichtig angesichts des großen deutschen Marktes, und um in der Gruppe die nötige Relevanz zu haben, so Schildknecht.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Verstärkt will sich Zurich dem Thema Nachhaltigkeit zuwenden. Das Unternehmen selbst, aber auch das Geschäft mit Versicherungen und die Tätigkeit als Berater würden auf das Ziel Klimaneutralität und CO2-Reduktion ausgerichtet. Wie der Versicherer da genau agieren will, will er im laufenden Jahr definieren. Klar sind aber schon Versicherungsleistungen auf dem Feld der erneuerbaren Energien beim Wasserstoff. Und die 40 Risikoberater in Deutschland – weltweit sind es 800 – sollen auch Unternehmen gegen eine Servicegebühr beim Erkennen und Bewerten von Risiken unterstützen.