„Begräbnisstätte Hettner“Versteckt die letzte Ruhe gefunden

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Eine schwere Steinplatte bedeckt die letzte Ruhestätte von Anna Unger. Die Mutter von Grete Hettner war 1918 die erste, die auf dem „Friedhof“ bestattet wurde. (Foto: Mager)

Eine schwere Steinplatte bedeckt die letzte Ruhestätte von Anna Unger. Die Mutter von Grete Hettner war 1918 die erste, die auf dem „Friedhof“ bestattet wurde. (Foto: Mager)

Iversheim – Die Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen ist groß. So sieht man im Friedwald oberhalb von Iversheim an vielen Bäumen kleine Plaketten, auf denen die Namen der Verstorbenen stehen, die an den Wurzeln der Bäume ruhen. Dort wird ihre Asche vergraben.

Doch der Friedwald ist nicht die einzige Begräbnisstätte im Forst oberhalb des Ortes. Nicht weit vom Friedwald entfernt liegt an einem mit Laub bedeckten Pfad ein kleines, eingezäuntes Areal. Betritt man diesen Begräbnisplatz, hört man nur den Wind.

Vollkommen ruhig und abgeschieden liegen die Grabsteine der Verstorbenen unter einem Dach von mächtigen Eichen, Kiefern und Föhren. Moos ist über die meisten Grabsteine gewachsen. Einige der eingemeißelten Namen sind nur schwer zu entziffern. Auch die beiden, von hohen Kiefern gesäumten Steintreppen hat sich das Moos erobert.

Hollywood hätte für einen Vampir-Film kaum eine bessere Kulisse schaffen können.

Seit 1983 ein Denkmal

Doch der Begräbnisplatz „An den Wetterhecken“ ist keine Filmkulisse, sondern ein würdiger und schöner Ort der letzten Ruhe. Doch wie kam es, dass mitten im Wald ein Ort für Verstorbene entstand? Ein Blick auf die steinerne Tafel an der Eingangstür birgt die Antwort: „Hettner – private Begräbnisstätte seit 1918“ ist dort zu lesen. Darunter befindet sich eine Plakette mit dem Wappen des Landes NRW, denn seit März 1983 ist die Begräbnisstätte als Baudenkmal eingetragen.

Im Jahr 1900 zog Erich Hettner mit seiner Frau Grete von Bremen nach Iversheim. Das geht ausDokumenten hervor, die 1983 dem Antrag der Stadt Bad Münstereifel auf Eintragung in die Denkmalliste beigefügt wurden. 1901 gründete Hettner in Iversheim eine Bohrmaschinenfabrik, von deren Existenz heute noch die Fabrikhalle und der Bohrer in der Mitte des Kreisels an der B 51 künden. Die Iversheimer kannten die Industriellen-Gattin als „Tante Grete“. Sie kümmerte sich um die Familien der Fabrikangestellten und gründete den ersten Hort im Ort. Auch Anna Unger, die Mutter von Grete Hettner, zog mit ihrer Tochter nach Iversheim.

1918 starb sie. Da die Familie jedoch evangelisch war, weigerten sich die katholische und die jüdische Glaubensgemeinschaft, die Protestantin auf den Friedhöfen in Iversheim und Münstereifel zu bestatten. Also machte sichihre Tochter Grete zur Gemeindeverwaltung in Iversheim auf – der Ort war bis 1969 eine eigenständige Gemeinde – und erwarb dort ein Waldgrundstück. Die Genehmigung, dort einen Familienfriedhof zu errichten, stellte ihr die damalige französische Besatzungsmacht aus.

Gestaltet wurde der Friedhof nach protestantisch-calvinistischem Vorbild. Schmuck ist auf dem Friedhof nicht zu finden. Auch auf den Grabsteinen, die aus in der Umgebung abgebauter Grauwacke bestehen, ist Grabschmuck Fehlanzeige. Auf den naturbelassenen Platten sind lediglich der Name sowie Geburts- und Sterbedatum eingemeißelt. Auf einigen Steinen wurden sogar Name und Geburtsdatum der noch nicht verstorbenen Ehepartner verewigt. Besonders ins Auge fällt das Grab von Anna und Richard Unger. Eine schwere, bemooste Grabplatte, deren Inschrift noch gut lesbar ist, bedeckt die letzte Ruhestätte der beiden.

Die Familiennamen Unger und Hettner sind nicht die einzigen, die auf dem denkmalgeschützten Privatfriedhof zu finden sind. Unter anderem kann man die Namen Schaefer und Ubbelohde-Doering entdecken, die die Hettner-Töchter Annegret und Else mit ihrer Heirat annahmen.

Viele Grabsteine liegen unter Bäumen, denn am Kopfende der Gräber wurde ein sogenannter Lebensbaum gepflanzt. Im Jahr 1985 verfügte der Kreis Euskirchen, dass dort nur noch Urnenbestattungen erlaubt sind. Außerdem dürfen seitdem nur noch Kinder und Ehepartner der auf dem Friedhof bereits Beigesetzten beerdigt werden.

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