„Onkel und Tante Eifel“ helfen Andelija

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Das Schicksal eines fünf Jahre alten serbischen Mädchens bewegt: Es erlitt schwerste Verbrennungen, als es vermutlich von seiner Mutter mit kochendem Öl verletzt wurde. Aus der Eifel erfährt die kleine Andelija große Hilfe.

EIFELLAND / BELGRAD. „Wenn man Andelija auf den Bildern lächeln sieht, kann man gar nicht fassen, welch grausame Geschichte sie hat“, kommentiert Jürgen Wahlen das Bild eines fünf Jahre alten serbischen Mädchens. „Hier wachsen ihre Haare schon wieder“, fügt seine Frau Ingrid hinzu. Das Mädchen war, vermutlich von ihrer Mutter, mit kochend heißem Öl übergossen worden und hatte dabei schwerste Verbrennungen erlitten.

Über ihre serbische Freundin Vida Ryfisch aus Euskirchen waren die Mechernicher auf Andelijas Schicksal aufmerksam geworden. „Vidas Mutter war schwer krank. Bei einem ihrer Besuche im Belgrader Krankenhaus wurde Vida, in Begleitung ihres deutschen Ehemannes Udo Ryfisch, im Herbst 2007 von den Ärzten angesprochen.“ Die Klinikärzte seien auf den deutschen Namen aufmerksam geworden - und dringend benötigte Brandpflaster zur Versorgung des Mädchens konnten sie nur aus Deutschland beziehen.

„Vidas Berichte und Bilder aus Serbien sind schockierend“, berichtet Ingrid Wahlen. Ärztliche Versorgung erfolge nur nach Schmiergeldzahlungen. „Sonst gibt es nicht mal Mull zur Wundversorgung. Die medizinischen Geräte scheinen aus der Jahrhundertwende zu stammen, sind überdies völlig verdreckt.“

Zurück in Deutschland, wandte sich Udo Ryfisch an seinen Arbeitskollegen Jürgen Wahlen: „Er wusste, dass wir in der Hilfsgruppe Eifel sind und bat uns um Hilfe für Andelija.“ Hilfsgruppen-Vorsitzender Willi Greuel: „Hier konnten wir nicht Nein sagen.“ Neben der Versorgung mit rund 800 Euro teuren Brandpflastern über die Hilfsgruppe engagiert sich das Ehepaar Wahlen auch privat: „Wir haben Andelija eingekleidet - auch Schals, Unterhosen, Strümpfe. So etwas kannte sie nicht.“ Das Mädchen, dem es mittlerweile abgesehen von den schockierenden Brandnarben zumindest körperlich besser geht, nennt die beiden mittlerweile „Onkel und Tante Eifel“.

„Wir stehen in regelmäßigem Kontakt. Andelija lebt mittlerweile bei einer Pflegemutter.“ Auch ihre drei Geschwister waren nach dem Vorfall sofort aus der Familie genommen worden. Der Vater ist im Gefängnis. „Wir sind nicht sicher, ob die Mutter noch inhaftiert ist.“ Ryfischs Berichten zufolge seien beide Eltern des Mädchens alkoholkrank.

Im Sommer

Besuch in Belgrad

Gerührt zeigen Ingrid und Jürgen Wahlen selbstgemalte Bilder, die Andelija ihnen geschickt hat. „Danke“ steht da in krakeligen Buntstift-Lettern. Immer wieder äußere das Mädchen, es wolle zu ihnen kommen. „Wir würden sie sofort her holen, aber das dürfte fast unmöglich sein, weil sie Verwandte in Serbien hat.“ Doch ihre Unterstützung geht weiter. „Vida ist derzeit in Serbien. Neben Kleidung für fünf Kinder haben wir Geld für Spielsachen mitgegeben. Andelija hat in ihrem Leben noch kein Spielzeug besessen.“ Und einen Wunsch haben sie ihrer Freundin mit auf den Weg gegeben: „Kümmere dich darum, dass sie in eine gute Pflegefamilie kommt.“ Aber das, so berichten die Mechernicher weiter, sei auch nur möglich über Schmiergelder. Im Frühsommer können sich Wahlens selbst ein Bild machen: „Dann fliegen wir nach Belgrad, um Andelija zu besuchen.“

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