„Rosen und drei Blümelein“

Lesezeit 2 Minuten

BERGISCH GLADBACH. „He kummen och de Pingsjonge, Feiroseblümelein! Han dis Johr noch nit jesonge, Feiroseblümelein!“

Eine Gruppe von knapp zwanzig Männern zieht, gekleidet in blauen Hemden mit roten Halstüchern, durch die Straßen Gronaus und verkündet den Anwohner lauthals ihre Ankunft. Es ist wieder Pfingstsamstag und „de Pingsjonge kummen“.

Mit zwei großen Geld-Sammelbüchsen und einem Gitarrenspieler ausgestattet, ziehen sie um die Häuser ihres Heimatstadtteils. So wie die Sänger des „MGV Eintracht Gronau von1889“ wird dieser alte Brauch jedes Jahr zu Pfingstssamstag in vielen Stadtteilen und Dörfern in und um GL gepflegt.

Erste Erwähnung fand das Pfingstsingen 1574, als es durch Herzog Wilhelm verboten wurde. Selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Brauch unter Verfolgung zu leiden. So verbot die Polizeiverwaltung der Stadt Bergisch Gladbach in den Jahren 1912 und 1914 das Singen aufgrund von „erheblichen Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung“.

Denn der alljährliche Auszug der Pfingstjungen, um Schnäpse, Leckereien und Geldspenden mit fröhlichem Gesang zu erbitten, führte damals zu regelrechten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Pingsjonge-Gruppen.

Über so viel Interesse der Jugend würden sich die ergrauten Pingsjonge von heute richtig freuen. Die „Jonge“ sind mehrheitlich schon Männer in gestandenem Alter, und frisches Blut will sich dem alten Brauch nicht mehr anschließen. „Nicht mehr zeitgemäß und uncool“, so lautet oftmals das vernichtende Urteil. Doch der langsam aussterbende Brauch hat für viele immer noch eine enorme Bedeutung: Zum einen für viele meist ältere Anwohner, die jedes Jahr freudig und herzlich die Ankunft der Sänger erwarten.

Aber auch zum anderen für die „Jonge“ selbst. Der Männergesangverein Eintracht etwa benötigt die Spenden der Anwohner als Zuschuss für die Deckung seiner Vereinsausgaben.

„Das Singen ist fester Bestandteil in unserem Veranstaltungskalender, doch es wird immer schwieriger für uns, denn es fehlt an Nachwuchs“, weiß der zweite Vorsitzende Johannes Kraus zu berichten.

Davon lassen sich die Pingsjonge jedoch nicht abschrecken. Auch in den nächsten Jahren wird der MGV dennoch vom „Alten Lindenhof“ am Schlodderdicher Weg über die Damaschkestraße bis zum Stammlokal „De Bützler“ ziehen.

Rundschau abonnieren