Musical im englischen Original„My Fair Lady“ in Köln ist ein großes Vergnügen

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Aoife Miskelly und Stephen Chaundys. (Foto: Leclaire)

Aoife Miskelly und Stephen Chaundys. (Foto: Leclaire)

Köln – Kein Opernhaus schreckt davor zurück, klassische Werke auf italienisch, russisch oder tschechisch aufzuführen. Nur beim Musical lässt man die Finger vom englischen Original. Und so wurde die "My Fair Lady" Eliza Doolittle vor drei Jahren in Köln von ihrem Professor Higgins vom berlinerndem Blumenmädchen zur auf Hochdeutsch parlierenden Dame getrimmt. Der bald 60 Jahre alte Klassiker, von Dietrich W. Hilsdorf altmodisch inszeniert, wurde ein Kassenschlager - und erhielt eine Einladung für ein Gastspiel im Oman. Allerdings wurde das Stück dort auf Englisch und mit einem komplett neuen Ensemble aufgeführt. In den Genuss der "Oman-Fassung" kam nun auch das Kölner Publikum, so war die Wiederaufnahme also eigentlich eine Premiere. Und was für eine!

Das Ensemble ist bis in die Nebenrollen hinein großartig besetzt, in den Hauptpartien durchweg mit Muttersprachlern. Da ist es eine Lust, dem Text mit all seinen Feinheiten und Finessen (Buch und Liedtexte von Alan J. Lerner) zu folgen. Alle singen mit Mikroports, müssen also nicht auf die Tube drücken, sondern nutzen die Chance, ihre "Opernstimme" ruhen zu lassen und die Songs (Musik: Frederick Loewe) entsprechend zwischen Musical und Operette schillern zu lassen. Und so bringt vor allem Aoife Miskellys Eliza Hits wie "I could have danced all night" oder "Wouldn't it be loverly?" zum Strahlen. Stephen Chaundys hat als Higgins sichtlichen Spaß an dessen Snobismus und Blasiertheit. Diese englische Fassung hat aber auch den Vorzug, über Schwächen der eigentlich altbackenen Inszenierung (Die Lady Boxington wird von einem Mann gespielt - gähn!) hinwegzutänzeln. Einige Änderungen, die den strengeren Sitten des Omans geschuldet waren, behielt man bei. So darf etwa Mrs. Pearce nun einer (passenderen) Leidenschaft für Pralinen frönen, statt Likör zu schlürfen.Einziges Manko ist im Staatenhaus 1 die Positionierung des Orchester rechts neben der Bühne. Als Zuschauer (auf einem mittigen Platz) hat man so einen unschönen Stereo-Effekt: Von rechts kommt die Musik, eher von links der Gesang - instrumentale Passagen wie die Ouvertüre werden da fast ein wenig zur Belastung für das eine Ohr.

Doch das Gürzenich Orchester nimmt unter der Leitung von Andreas Schüller genug Fahrt auf, um all die Gassenhauer ansteckend über die Rampe zu bringen. Diese "My Fair Lady" ist ein großes Vergnügen und "very british" dazu. And now a cup of tea, please!

Drei Stunden (inkl. Pause), wieder am 16., 18., 20.12, jeweils 19.30 Uhr. Rheinparkweg.

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