Jugendhilfe in HürthEin Wohnquartier mit vielen Problemen

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Hürth-Efferen – Die Gegend um den Gustav-Stresemann-Ring ist ein besonderes Wohnquartier: Viele Menschen leben gern in der Siedlung um die kleine Parkanlage mit Spielplatz – doch mehr Bewohner als anderswo haben Probleme. Die Stadt wird nun in einem leerstehenden Ladenlokal am Fridtjof-Nansen-Weg ein spezielles Sozialraumbüro einrichten. Dort sollen mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen Beratungs- und Freizeitangebote verschiedener Träger gebündelt werden.

Seit Jahren gilt der Gustav-Stresemann-Ring als Umfeld mit erhöhtem Förderbedarf. In der Sozialraumbeschreibung, die das Jugendhilfeamt jährlich nach Ortsteilen gegliedert vorlegt, hat das Quartier ein eigenes Kapitel.

„Das ist ein hochbelasteter Stadtteil“, sagt Petra Annen-Waizner, die im Jugendamt für die Jugendhilfeplanung zuständig ist. „Wir haben in diesem Bereich geballt sozialen Wohnungsbau, dort wohnen besonders viele Menschen in prekären Lebenslagen.“

Viele starffällige Jugendliche

Nirgendwo im Stadtgebiet leben, im Verhältnis zur Zahl aller Anwohner, so viele alleinerziehende Elternteile, und auch der Anteil der Jugendlichen unter 18 Jahren ist sehr hoch. Aus den Daten der Jugendgerichtshilfe ergibt sich, dass der Anteil der straffällig gewordenen Jugendlichen im Bereich des Gustav-Stresemann-Rings in einem Jahr um das Dreifache über dem Durchschnitt in der Stadt lag. Und der Anteil der Familien, die Hilfen zur Erziehung vom Jugendamt in Anspruch nehmen, ist doppel so hoch wie der Gesamtdurchschnitt in Hürth.

Das Jugendamt hat darauf reagiert und bereits im Herbst 2012 ein Sozialraumprojekt für das Quartier auf die Beine gestellt. Eine Mitarbeiterin der Präventionsstelle war eine Zeit lang zweimal in der Woche für jeweils drei Stunden vor Ort, um Eltern zu unterstützten und Hilfestellung in schwierigen Lebenslagen zu leisten. „Es hat sich aber herausgestellt, dass das nicht viel gebracht hat“, räumt Annen-Waizner ein. „Das war zu wenig.“ So habe das Jugendamt vor der Wahl gestanden, das Projekt ganz einzustampfen – oder größer aufzuziehen.

Die Initiative für die Einrichtung eines Sozialraumbüros kam dann aus dem Arbeitskreis Bildung und Teilhabe im Rahmen des Netzwerks gegen Kinderarmut. Die Stadt wird nun das 150 Quadratmeter große Ladenlokal anmieten und herrichten.

Dort sollen unterschiedliche Träger regelmäßig Angebote machen – vom Jobcenter über Jugendamt und Schuldnerberatung bis zum Kinderschutzbund und zur Caritas. In dem Ladenlokal sollen Beratungsgespräche ebenso stattfinden wie Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote. Mehr als 20 Träger hätten Interesse bekundet, so Annen-Waizner, darunter die Musikschule. Auch Sportvereine will die Jugendhilfeplanerin ins Boot holen.

Für die Umsetzung sind zunächst knapp 94 000 Euro veranschlagt, 75 000 Euro schießt das Land aus dem Programm „NRW hält zusammen“ zu. Mit einer befristeten halben Sozialarbeiterstelle will die Verwaltung das Projekt anschieben, aber nicht dauerhaft mit eigenem Personal vor Ort sein. Petra Annen-Waizner rechnet damit, dass das Büro nach Karneval 2016 eröffnen kann.

Im Jugendhilfeausschuss traf das Projekt auf Zustimmung. Die Ausschussvorsitzende Silvia Lemmer (SPD) ist überzeugt: „Die Maßnahmen werden zu einer nachhaltigen Quartiersentwicklung führen.“

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