„Urfter Hof“ vor UmbruchFamilie Weckmann seit fünf Generationen in Urft

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Maria und Guido Weckmann machen erst einmal Urlaub. Im April wird das Hotel wieder öffnen.

Maria und Guido Weckmann machen erst einmal Urlaub. Im April wird das Hotel wieder öffnen.

Kall-Urft – In der fünften Generation betreiben Maria und Guido Weckmann den Urfter Hof in Urft. Und in dieser Zeit haben auch Generationen von Eifeler Familien dort ihre Feste gefeiert und sind dem Hause treu geblieben. „Da müssen wir ja irgendetwas richtig gemacht haben“, sagt Küchenmeister Guido Weckmann rückblickend. Er und seine Frau sind jetzt 63 Jahre alt und haben sich entschlossen, etwas kürzer zu treten.

Seit dem 18. Dezember ist das Restaurant geschlossen. Am letzten Öffnungstag, einem Sonntag, als das Restaurant proppenvoll war, flossen bei manchen Gästen die Tränen. Das Ehepaar Weckmann macht nun erst einmal ein wenig Urlaub.

Hotel wird weitergeführt

Aber ab dem 1. April werden die beiden das zurzeit ebenfalls geschlossene Hotel mit 18 Betten weiterführen. „So lange, bis wir einen Käufer für das gesamte Objekt gefunden haben“, erklärt Maria Weckmann. „Wir möchten den Urfter Hof weitergeben. Es ist ein lohnendes Objekt.“

Ihre beiden Söhne Dominic und Damian haben sich für andere Branchen entschieden. Bei Guido Weckmann war das damals anders. Als er 14 Jahre alt war, packte seine Mutter Josefa „Josi“ Weckmann ihm den Koffer und setzte ihn in Urft in den Zug. Seine Reise führte ihn ins heute nicht mehr existierende Hotel Germania nach Düren, wo er zum Koch ausgebildet wurde, um später den Urfter Hof von seinem Vater Hermann Josef zu übernehmen. Er wurde damals nicht gefragt, sondern unter den sechs Kindern als Nachfolger ausgewählt.

Guido Weckmanns Eltern suchten ihn als Nachfolger aus

Er besuchte die Meisterschule und wurde im Februar 1978 mit nur 23 Jahren Küchenmeister. Seine berufliche Laufbahn führte ihn unter anderem in die Schweiz, nach Krefeld und zur Bundeswehr. 1981 übernahmen er und seine Frau Maria, ausgebildete Ökotrophologin, den Urfter Hof.

36 Jahre arbeitete Guido Weckmann im Prüfungsausschuss der IHK Aachen für den Ausbildungsberuf Koch. Er und seine Frau nahmen im Urfter Hof im Laufe der Jahre mehr als 35 Auszubildende – Köche, Restaurant- und Hotelfachleute sowie Hauswirtschafterinnen – erfolgreich unter ihre Fittiche. Einige davon wurden mit Auszeichnungen bedacht.

Die Geschichte des Urfter Hofs musste umgeschrieben werden

Diese alte Rechnung ist erhalten geblieben.

Diese alte Rechnung ist erhalten geblieben.

Im Jahre 1966 feierten Hermann Josef und Josefa Weckmann das 100-Jährige Bestehen. Die erste erhaltene Rechnung des Hauses stammt nämlich vom März 1866, ausgestellt von Gut Reichenstein. Handschriftlich hat Maria Theresia Weckmann geb. Kremer darauf die Familiengeschichte des Hauses skizziert. Erster Betreiber war demnach der aus Steinfeld zugezogene Heinrich Peters mit seiner Tochter Katharina, die im Jahre 1845 Peter Weckmann heiratete. So kamen schon früh die Weckmanns ins Spiel. Deren Sohn Hermann Josef Weckmann übernahm den Betrieb mit seiner Frau Maria Theresia Weckmann, der Frau, die später ihre Notizen auf der Rechnung hinterließ. Auch damals gab es schon einen Saal im „Gasthof Weckmann“, wie der Urfter Hof früher hieß. Im Saal fanden Theateraufführungen und musikalische Veranstaltungen statt. Neben dem Ausschank gab es damals noch eine kleine Landwirtschaft, aber auch Gäste (u.a. Matthiaspilger) wurden bereits beherbergt. Anfangs mussten diese in der angrenzenden Scheune übernachten.

Durch Zufall las Maria Weckmann in dem Buch „Wirtshauswesen – Kleinhandel – Trinkgewohnheiten im 19. Jahrhundert: Im Dunstkreis des Reichensteiner Branntweins“ von Hans Gerd Lauscher aus Rohren, dass der Urfter Hof bereits seinen Ursprung deutlich vor 1866 hatte. Im Buch enthaltene Nachweise bestätigen, dass Heinrich Peters bereits von 1856 bis 1866 Branntwein-Lieferungen vom Gut Reichenstein erhalten hat. Somit lassen sich weitere zehn Jahre in der Geschichte des „Urfter Hofs Weckmann“ ergänzen und man kann auf eine über 162-jährige Tradition zurückblicken.

Nach dem Krieg wurde der Betrieb von Guido Weckmanns Vater Hermann Josef und seiner Frau Josefa Weckmann übernommen, damals war im Urfter Hof neben der Gaststätte, dem Restaurant und dem Hotel noch ein Kolonialwarenladen angeschlossen, der alle Produkte des täglichen Bedarfs führte. (bk)

Während Maria Weckmann für ihren Service bei den Gästen beliebt war, zauberte Guido Weckmann in der Küche. Sehr begehrt waren sein Monschauer Ur-Senf-Samtsüppchen, seine Rinderkraftbrühe und das Urfter-Hof-Schnitzel. Oft genug musste Maria Weckmann an einem Sonntagmittag schweren Herzens Gäste abweisen, weil alle Tische besetzt waren. Zeitweise wurden an einem Sonntag von den Weckmanns bis zu fünf Kinderkommunionen gleichzeitig ausgerichtet, drei davon im Haus, weitere zwei Familien ließen sich das Essen liefern.

Viele gastronomische Aktivitäten

Zahlreiche Hochzeitsfeiern wurden im Urfter Hof ausgerichtet, einige feierten sogar zweimal dort Hochzeit. Das Ehepaar und ihre Mitarbeiter sorgten auch für das Catering in den umliegenden Bürgerhäusern und führten zudem 17 Jahre das Bistro im Möbelhaus Brucker in Kall. Hotel und Restaurant profitierten nicht nur von Küche und Service, sondern auch von der örtlichen Bahnstation, dem nahe gelegenen Kloster Steinfeld, dem Eifelsteig und dem Römerkanalwanderweg. Viele, die im Kloster Steinfeld übernachteten, kamen zum Mittag- oder Abendessen nach Urft.

In den Anfangsjahren, als Maria und Guido Weckmann das Hotel-Restaurant übernommen hatten, gab es noch viele Sommerfrischler, die zwei und drei Wochen Urlaub in der Eifel machten. Der Wandel der Zeit durch die attraktiven Fernwanderwege wie den Eifelsteig lässt die Zahl der Übernachtungen der Wanderer auf zwei bis vier Tage sinken.

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