VR und smarte BoxenDie Techniktrends 2018 im Überblick

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Mehr Pixel: Nach 4K-Fernsehern (3840 zu 2160 Pixel) sind nun 8K-Fernseher (7680 zu 4320 Pixel) der neueste TV-Trend, der sich allerdings erst langsam durchsetzen dürfte.

Mehr Pixel: Nach 4K-Fernsehern (3840 zu 2160 Pixel) sind nun 8K-Fernseher (7680 zu 4320 Pixel) der neueste TV-Trend, der sich allerdings erst langsam durchsetzen dürfte.

Vor vielen Jahren waren es Smartphones, dann VR-Brillen und kürzlich Lautsprecher mit eingebautem Sprachassistenten: Neue Technologien krempeln immer schneller den Alltag ihrer Nutzer um. „In den Jahren zuvor sind immer wieder Technologien aufgekommen und wurden schnell gehyped, ohne das Ausmaß zu kennen – von Google Glass bis zur Drohne“, beobachtet Theresa Schleicher, Beraterin beim Zukunftsinstitut in Frankfurt. Inzwischen fokussieren sich die Unternehmen mehr: zum Beispiel auf schlaue Alltagshelfer.

Digitale Diener

Sprachassistenten wie Amazons Alexa, Apples Siri oder der Google Assistant haben im vergangenen Jahr Smartphones, Laptops und Wohnzimmer geentert. Künftig stecken die Assistenten in nahezu allen vernetzten Geräten und warten auf Befehle. Geraten die digitalen Assistenten bisher noch schnell an ihre Grenzen, werden sie in Zukunft wohl nicht nur zuverlässiger auf direkte Befehle reagieren, sondern auch indirekte Wünsche verstehen. „Im Prinzip muss man sagen können, mir ist kalt, und dann geht die Heizung an“, beschreibt Sven Hansen vom Computermagazin „c't“ das Ziel. „Künstliche Intelligenz ist einer der wichtigsten Technologie-Trends“, betont Christoph Loeffler, Group Director der Design- und Innovationsberatungsagentur Fjord im deutschsprachigen Raum.

Sprachassistenten sollen Steuerung der Technik vereinfachen.

Sprachassistenten sollen Steuerung der Technik vereinfachen.

„Besonders in der Logistik, der Herstellung und Warenlagerung, aber auch im Service-Bereich spielt die künstliche Intelligenz in Form von Chatbots eine Rolle“, erklärt Trendexpertin Schleicher. Im Auto sind die Assistenten als Beifahrer mit an Bord, Fahrassistenten wie Staupiloten weisen den Weg in Richtung autonomes Fahren.

Häuser mit Ohren

Momentan lauschen Alexa und Co. vor allem über smarte Lautsprecherboxen oder Handys den Wünschen ihrer Nutzer. Über kurz oder lang wird spezielle Hardware aber wohl überflüssig. Denn auch Küchengeräte wie Mikrowellen haben bereits Sprachassistenten an Bord. „Die Tendenz geht zu mehr als einem Mikrofon im Haus“, glaubt „c't“-Mitarbeiter Hansen. Zunächst nehme die Zahl der Sprachassistenten aber kurzfristig zu, prophezeit Alexander Henschel, Managing Director beim Beratungsunternehmen goetzpartners in München. „Dann werden sich aber drei bis fünf dominante Player durchsetzen.“

Auch die Hi-Fi-Geräte zunehmend drahtlos: Die Musik laden sie über Wlan aus dem Internet.

Auch die Hi-Fi-Geräte zunehmend drahtlos: Die Musik laden sie über Wlan aus dem Internet.

Das Smart Home der Zukunft verändert aber nicht nur durch Sprachsteuerung den Alltag der Bewohner. Eine Kombination aus Sensoren, intelligenten Kamerasystemen und Bildschirmen helfe in Zukunft, den Alltag zu bewältigen, sagt Innovationsberater Loeffler. So könnte das vernetzte Zuhause neben Einkauf und Unterhaltung auch für die Sicherheit der Bewohner sorgen – zum Beispiel, indem es ungewöhnliche Bewegungsmuster oder Geräusche als mögliche Notsituation interpretiert. Ob dabei Internetkonzerne, Energieversorger oder Telekommunikationsanbieter die Fäden in der Hand halten werden, ist noch ungewiss.

Fernseher als Tapete

Zuletzt knackten Fernsehbildschirme immer neue Auflösungsrekorde. Nach HD (1280 zu 720 Pixel) kamen Full HD (1920 zu 1080 Pixel) und 4K (3840 zu 2160 Pixel). Inzwischen sind auch schon 8K-Geräte (7680 zu 4320 Pixel) auf dem Markt. Die neue OLED-Technologie verspricht außerdem bessere Kontrastwerte. Welchen Mehrwert diese Superlative für Kunden bieten, sei allerdings fraglich, stimmen die Experten überein: „Auch mit HD hat man schon sehr gute Bilder“, urteilt Henschel. Was das Gehäuse angeht, ist der Fernseher „auf dem Weg zur Tapete“, sagt „c't“-Redakteur Hansen. Superdünne und aufrollbare Displays lassen die neuen Geräte einiger Hersteller eher Postern ähneln als dem ursprünglichen Röhrenfernseher.

Eines für alles

Smartphone, Notebook, Tablet – noch sind das verschiedene Geräte. Sieht man sich die neuen Modelle an, verschwimmen die klassischen Kategorien aber immer mehr. Durch Hochleistungs-Chips und Docking-Lösungen kommen Smartphones zukünftig auch als Arbeitsgeräte infrage. Hybridformate wie Convertibles, die sowohl als Tablet als auch als Notebook mit Tastatur funktionieren, nehmen ebenfalls zu. „Die Hersteller versuchen, den Leuten zu verkaufen: Das kann alles sein“, beschreibt Hansen die Entwicklung der Hardware. Darüber hinaus geht der Trend in Richtung rahmenlose Displays und kabellose Verbindungen.

Ein Gerät für alle Anwendungen: Den Detachables (Tablet und Notebook in einem) sagen Analysten eine gute Zukunft voraus.

Ein Gerät für alle Anwendungen: Den Detachables (Tablet und Notebook in einem) sagen Analysten eine gute Zukunft voraus.

Erweiterte Wirklichkeit

Der Hype um virtuelle Realität (VR), der mit der Marktreife massentauglicher VR-Brillen wie der Oculus Rift ihren Höhepunkt hatte, ist etwas abgeflaut. Bei Videospielen nimmt die Technologie zwar weiterhin eine wichtige Rolle ein, beobachtet Unternehmensberater Henschel. Noch bedeutender wird allerdings Augmented Reality (AR), also die Projektion virtueller Inhalte in die reale Welt.

Im Gegensatz zu VR ist hier am Ende weniger Rechenleistung nötig, die Hardware ist nicht ganz so komplex. Zum Einsatz kommt die Technologie zum Beispiel als Ergänzung bei Navigationsgeräten, die Fahranweisungen direkt auf die Windschutzscheibe des Autos projiziert.

„Bauplaner erstellen und visualisieren damit Gebäude, und Kunden können damit Produkte in ihren eigenen vier Räumen ansehen“, nennt Schleicher noch weitere Beispiele. Möbel lassen sich so etwa schon vor dem Kauf auf ein Bild des entsprechenden Raumes blenden. (dpa)

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