Kölner ArchitektBöttgers Post soll ihn den Posten kosten

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Waldbröl – Ulrich Böttger, renommierter Architekt aus Köln, soll aus dem Waldbröler Gestaltungsbeirat ausgeschlossen werden – „abberufen“, wie es in einem Antrag heißt, den CDU- und UWG-Fraktion am morgigen Mittwoch dem Stadtrat zur Abstimmung vorlegen werden.

CDU-Fraktionschef Andre Steiniger, der selbst seinen Sitz im Beirat wegen diverser Meinungsverschiedenheiten zurückgegeben hat, sagt, dass er den Fall Böttger eigentlich nicht öffentlich diskutieren wolle, um dem Architekten nicht zu schaden. Steiniger verrät allerdings, dass eine von Böttger verschickte Weihnachtskarte der sprichwörtliche Tropfen zu viel gewesen sei. Zum Hintergrund: Als junger Architekt hatte Ulrich Böttger den Architektenwettbewerb zur Erweiterung der Grundschule Wiedenhof gewonnen, 1992 gab es dafür sogar eine Auszeichnung des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Dass der Anbau 2013 im Zuge einer energetischen Sanierung verändert wurde, erfuhr Böttger erst später. Er warf der Stadt Waldbröl bzw. seinem Architektenkollegen massive Verletzungen des Urheberrechtes vor. Seine preisgekrönte Arbeit sei auf dilettantische Art verunstaltet worden, sagte Böttger im Mai vorigen Jahres.

Um das leidige Thema schnell wieder loszuwerden, verständigten sich Stadt und Architekt auf eine finanzielle Entschädigung, über deren Höhe Stillschweigen vereinbart wurde. Dennoch verschickte eine Weihnachtskarte , in der er noch einmal die „Verunstaltung“ brandmarkt – was Andre Steiniger angesichts der zuvor gezahlten Entschädigung „dreist“ findet.

Der Antrag auf Böttgers Ablösung datiert bereits vom 29. Dezember, doch der Betroffene selbst erfuhr nach eigenen Angaben erst gestern davon: durch Nachfrage dieser Zeitung. „Das ist ein schlechter Witz“, reagierte Böttger auf die Nachricht. Auch Jutta Gruß-Rinck, die Vorsitzende dieses Gremiums, fühlt sich getroffen: „Mich als Vorsitzende hat man nicht einmal informiert“, sagte die Denkmalexpertin, die gemeinsam mit Geschäftspartner Joachim Hamerla das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept für Waldbröl erstellt hat.

Zum Hintergrund des Streits gehört augenscheinlich auch eine heftige Diskussion um ein anderes architektonisches Projekt: die Feuerwache, die am Standort an der Gerberstraße erweitert und ausgebaut wird. Das von der Ratsmehrheit beschlossene Konzept wird von den Experten im Gestaltungsbeirat (siehe Infokasten) nicht für gut befunden.

Ulrich Böttger nimmt da kein Blatt vor den Mund: „Der Standort ist falsch, die Erweiterung ist falsch und das Ganze ist architektonisch unsäglich schlecht.“ Jutta Gruß-Rinck bestätigt, dass der Gestaltungsbeirat als nur empfehlendes aber sachverständiges Gremium die jetzt in die Tat umgesetzten Pläne abgelehnt habe. Ulrich Böttger allerdings sei derjenige gewesen, dessen Kritik noch am moderatesten ausgefallen sei.

Während es Steiniger am liebsten wäre, der Rat beschlösse die Abberufung ohne Diskussion, kündigte Anne Theuer (SPD) bereits den Widerstand ihrer Fraktion an: „Im Gestaltungsbeirat haben wir ausgewiesene Fachleute, über deren Sachverstand sich die Ratsmehrheit aber gleich beim ersten großen öffentlichen Projekt, der Feuerwache, hinweggesetzt hat.“

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