Die Einführung einer neuen Praxisgebühr in Deutschland wird abgelehnt, da sie soziale Ungleichheit verschärfen könnte und Patienten belastet.
Debatte um SelbstbeteiligungForderung nach neuer Praxisgebühr stößt auf Ablehnung

Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter (CDU), fordert eine Kontaktgebühr bei Arztbesuchen. (Archivbild)
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Die Forderung von Arbeitgeberverbänden nach einer Wiedereinführung der Praxisgebühr stößt auf deutliche Kritik. Von einer „alten Leier“ sprach am Mittwoch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, im ZDF-Interview. Die 2012 abgeschaffte Gebühr habe keine Steuerwirkung gezeigt. Vielmehr sei belegt, dass manche Patienten aus Kostengründen ärztliche Hilfe zu spät in Anspruch genommen hätten.
Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter (CDU), hatte eine Kontaktgebühr gefordert, die bei jedem Arztbesuch bezahlt werden müsste. Dabei gehe es darum, „Ärzte-Hopping“ zu begrenzen, um die Ausgaben im Gesundheitssystem zu senken und Versicherungsbeiträge stabil zu halten.
„Gebühr verschärft soziale Schieflage“
„Wer krank ist, muss zum Arzt oder zur Ärztin gehen können - ohne Angst vor zusätzlichen Kosten“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler dem ZDF. Eine Gebühr würde ihrer Meinung nach die soziale Schieflage in der medizinischen Versorgung weiter verschärfen.
Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, sprach sich im Gespräch mit dem Sender grundsätzlich für eine bessere Patientensteuerung aus. Selbstbeteiligungsmodelle könnten sinnvoll sein, betonte er, müssten sich jedoch stets an der medizinischen Notwendigkeit orientieren. „Eine Kontaktgebühr je Arztbesuch wäre das, was in vielen Ländern üblich ist, aber jeden Patienten finanziell belasten würde und auch erheblichen Verwaltungsaufwand darstellt“, gab Gassen zu bedenken. (kna)