Aus dem OP zum Heiratsantrag „gelockt“

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Love Story a la Hollywood-Drehbuch im Krankenhaus Mechernich: Umgeben von Ärzten und Krankenschwestern kniet der 25-jährige Thomas Vitten, mit grünen Kittel und OP-Haube „verkleidet“, auf hartem Boden im Aufenthaltsraum neben dem OP, wo sich das Personal zur Kaffeepause trifft. Hält einen Rosenstrauß in der einen, ein kleines Kästchen mit Ehering in der anderen Hand und fragt mit fester Stimme: „Sabine, willst Du mich heiraten?“

Einer Anästhesistin bleibt das Butterbrot im Hals stecken, ein Chirurg rafft die Szene nicht und die Angesprochene, die Krankenschwester Sabine Vitt aus der Anästhesie-Abteilung, hat fast gelähmte Stimmbänder, als sie nach Überwindung des „Glück-Schocks“ ein kaum vernehmbares „Ja“ haucht. Eine Kollegin hatte sie Minuten zuvor aus dem OP „gelockt“ - eingeweiht vom „Bitt-Steller“, der ja Hilfe brauchte, um zu seiner Angebeteten zu kommen.

Es dauerte etwas, ehe alle im Raum begriffen hatten, dass der ungewöhnliche Heiratsantrag an ungewöhnlichem Ort in unüblicher Atmosphäre mit nicht alltäglicher „Öffentlichkeit“ kein Scherz sondern Ernst war. Dann aber große kollegiale Freude und „auch ziemlich Hektik, bevor Sekt geordert war, um das Ereignis zu feiern“ (so die glückliche Sabine).

Die Love Story von Sabine Vitt und Thomas Vitten unterscheidet sich nicht allzu sehr von anderen, wenn da nicht das Happy End wäre und die Wochen zuvor. Sabine ist Krankenschwester, Thomas verdient als Industrie-Mechaniker sein Geld.

Die 26-jährige Sabine Vitt stammt aus Floisdorf, besuchte die Grundschule in Lückerath, wechselte dann zum Gymnasium in Steinfeld, schloss erfolgreich mit dem Abitur ab und erfüllte sich ihren Berufswunsch: Ausbildung zur Krankenschwester im Krankenhaus Mechernich. Hier arbeitet sie in der Anästhesie. Offenbar hat sie die Leidenschaft zu ihrem Beruf geerbt, denn ihre Mutter arbeitet ebenfalls als Krankenschwester in Mechernich - in der Gynäkologie.

Thomas Vitten stammt aus Hergarten. Er besuchte die Grundschule in Hasenfeld, die Hauptschule in Nideggen und absolvierte danach seine Lehre als Industrie-Mechaniker bei Procter & Gamble in Euskirchen, wo er auch nach der Lehre übernommen wurde. Seit 2001 ist er bei den Schoeller-Werken in Hellenthal beschäftigt.

Doch wie kommt die Krankenschwester aus Floisdorf zum Mechaniker aus Hergarten? Karneval 1996 führten Gottes unergründbare Wege Sabine zum Maskenball nach Hergarten, wo bekanntlich immer kräftig gefeiert wurde. Sie forderte Thomas auch zum Tanz auf. Ein Riesenerfolg war das nicht gerade, denn Tanzen war nun mal nicht das Hobby des damals 18-Jährigen.

Doch: Kommt Zeit, kommt neue Gelegenheit. Und die hieß: Sommerfest auf dem Düttling. Obwohl dort nur wenige Häuser stehen, hat das Fest einen Namen weit über die nähere Umgebung hinaus. Hier trafen sich Sabine und Thomas erneut, aus den Karnevals-“Funken“ wurde ein Flämmchen, aus dem Flämmchen erloderte das Feuer. Und letztendlich führte das dazu, dass man inzwischen in Mechernich gemeinsam eine Wohnung bezog.

Mehr noch: Per Handschlag wurde bereits der Kaufvertrag für ein ehemaliges Bauernhaus in Floisdorf getätigt. Aber eins, das fehlte noch: Dass Thomas seiner Sabine (endlich) den Heiratsantrag machte. Sabine konzediert denn auch: „Ich habe öfters in diese Richtung agiert, aber wenn der Thomas etwas nicht will, dann will er es eben nicht.“ Die Eltern - Mutter und Vater leben beiderseits noch - hätten sich da auch rausgehalten.

Vor wenigen Tagen hatte Sabine erneut einen Anlauf gestartet in Sachen Ehe, aber Thomas schien einfach nicht anzubeißen. Dann kam das Wochenende 2. / 3. November. Sabine musste sonntags zum Dienst, zu dem langen, der morgens beginnt und mit Bereitschaft über Nacht bis zum nächsten Mittag andauern kann.

Thomas hatte sonntags frei, montags hatte er Spätschicht. Über Nacht muss es ihn wohl überkommen haben. Denn: Montagmorgen ging er zu einem Juwelier, lieh sich einen Ehering aus und marschierte zum Krankenhaus. Dann ließ er sich mit Sandra Abschlag verbinden, einer gemeinsamen Bekannten, die hier als Krankenschwester arbeitet. „Ich will Sabine fragen, ob sie mich heiratet“, hörte die verdutzte Krankenschwester. Sie verhalf ihm zu den sterilen Kleidungsstücken und brachte ihn in den Aufenthaltsraum. Und dann erfolgte eben der Kniefall mit Heiratsantrag.

Nach dem Sekt („arbeiten konnte ich vor Aufregung nicht mehr“ - so Sabine) ging das künftige Ehepaar stracks zum Juwelier und suchte die Eheringe aus. Danach informierten sie ihre Eltern und fuhren dann zum Standesamt Mechernich, um den Hochzeitstermin festzumachen. Datum: 28. November, also kommenden Freitag. Trauzeugen sollen Sandra Abschlag und Hartmut Vitten sein. Die kirchliche Hochzeit soll 2004 erfolgen.

Beide haben übrigens ein gemeinsames Hobby: Motorradfahren. Sie fährt eine 750-er Honda CB (73 PS), er pilotiert eine 900-er Honda Fireblade (147 PS).

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