Ausstellung im PuppenpavillonWo sich Spatz und Schrat grüßen

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Im Puppenpavillon von Gerd Pohl werden derzeit kleine Fernsehstars ausgestellt, darunter auch der Spatz vom Wallrafplatz. (Bild: Daub)

Im Puppenpavillon von Gerd Pohl werden derzeit kleine Fernsehstars ausgestellt, darunter auch der Spatz vom Wallrafplatz. (Bild: Daub)

Der Spatz vom Wallrafplatz pickt sein Gnadenbrot im Bensberger Puppenpavillon.

Hier baumelt der freche Vogel aus der Platane vor dem Kölner Funkhaus, der ab 1969 36 Mal im Kinderprogramm des WDR über Kölner Schauplätze führte, gleich im Eingangsbereich unter der Decke. Die Fernsehmarionette ist nicht allein: Wie es sich für Spatzen ziemt, tritt das Geflügel gleich im Schwarm auf.

„Ursprünglich gab es acht verschiedene Versionen des Spatzen“, weiß Puppenpavillon-Prinzipal Gerd J. Pohl. „Sechs Marionetten mit unterschiedlich langen Führungsfäden, eine Stabpuppenvariante und eine ferngesteuerte Figur. Damit war man auf die unterschiedlichsten Situationen bei den Dreharbeiten vorbereitet.“ Von diesen acht Puppen befinden sich noch vier im Fundus des Pavillons, ein Vermächtnis des Puppenspielers Rudolf Fischer, der zu den Pionieren des Puppenspiels im deutschen Kinderfernsehen gehörte und seinen Lebensabend in Bensberg verbrachte (gestorben 1998). Bekannte Serien, an denen er mitwirkte, waren etwa „Märchenraten mit Kasperle und René“, „Stoffel und Wolfgang“, „Maxifant und Minifant“ und „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“.

Für den Spatzen arbeitete Fischer mit dem Regisseur Armin Maiwald zusammen, der seit 1971 als Vater der „Sendung mit der Maus“ bekannt wurde. Der Spatz zeigt sich als echter Vorgänger der Maus, wenn er Kindern die Welt erklärt - beziehungsweise von anderen erklären lässt, die er vorher mit seinen Fragen löchert.

Neben dem Spatz beherbergt der Puppenpavillon weitere Fernsehstars: einen Großteil der Figuren, die zwischen 1982 und 1987 in der Serie „Felix“ auftraten, die Fischer mit seinem „Darmstädter Puppenspiel“ für das „Sandmännchen“ (NDR) inszeniert hatte. Ausgedacht hatte sich die poetischen Episoden um einen kleinen Jungen, der den Punkt sucht, wo Himmel und Erde sich berühren, Fischers spätere Lebensgefährtin Heide Hamann, bis vor einem Jahr Chefin des Bensberger Puppenpavillons.

Die sechzig Geschichten sind bevölkert von merkwürdigen Geschöpfen: dem Schreischrat und dem Freuschrat zum Beispiel, dem Huppwupp und dem Flicflac, den Finsterlingen und dem Nasenzwerg. Die grotesken Figuren können momentan in den Vitrinen und an den Wänden des Puppenpavillons besichtigt werden, denn Pohl hat sie vorübergehend für eine kleine Ausstellung aus ihren Kartons befreit.

Verblüffend sind vor allem die Ausmaße einiger Gestalten: die etwas melancholischen Finsterlinge etwa sind Masken, die von echten Schauspielern getragen werden, bei anderen Charakteren handelt es sich um Klappmaulpuppen, Marionetten, Stab- und Handpuppen. Die ganze Vielfalt der Puppenspielerkunst wurde mobilisiert.

Die seltsamen Wesen verkörpern gleichzeitig auch das Ende der Fernsehgeschichte, wie sie im Puppenpavillon dokumentiert wird: Ende der 80er Jahre wurde das West-Sandmännchen bekanntlich eingestellt, weil die Einschaltquoten den Fernsehmachern nicht mehr genügten und das Konzept als veraltet galt. Das gleichaltrige Ost-Sandmännchen überlebte hingegen Mauerfall und Wiedervereinigung um 20 Jahre bis heute.

Ausstellung im Puppenpavillon Bensberg, Gutenberg-Realschule Kaule. Geöffnet: dienstags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und 30 Minuten vor Beginn der Vorstellungen. Infos unter Ruf (0 22 04) 5 46 36.

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