Das Ende nach 93 Jahren

Lesezeit 2 Minuten

Gern hätten sie noch das 100-jährige Bestehen im Jahre 2011 gefeiert, doch nun werden Gerd und Bärbel Britz ihr über Köln hinaus bekanntes und weithin einmaliges Fachgeschäft an der Kalker Hauptstraße zum Ende des Monats schließen. „Eisen Britz“, das ist Synonym für ein ungemein breites Sortiment in Schrauben, Muttern und Dübeln, für hochwertige Werkzeuge, Elektroinstallationsbedarf und Haushaltswaren, vor allem aber auch für kompetente Beratung. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, versichert Gerd Britz (51), der das Geschäft in der 3. Generation führt.

„Qualität ist heute nur noch schwierig zu verkaufen“, erklärt er. Speziell für sein Geschäft kommt aber der Wegbruch großer Kalker Unternehmen wie KHD, Liesegang, Stühlen, Hagen oder Nixdorf in Mülheim hinzu - alles ehemalige Kunden des Kalker Spezialisten. Schreinereien, Schlossereien, Elektriker: Auch zahlreiche Handwerksbetriebe unter den Kunden sind weggezogen oder haben inzwischen geschlossen.

Selbst bei den Haushaltswaren war das Geschäft rückläufig. Zu schaffen machen dem alteingesessenen Unternehmen zudem die Baumärkte, „von denen wir hier umgeben sind. Im Vergleich zu ihnen“, sagt Gerd Britz, „sind wir zu beratungs- und damit zu kostenintensiv“.

Der Bruder des Großvaters Josef Britz gründete die Firma 1911 in der Kalk-Mülheimer-Straße, später fand es Geschäftsräume an der Kalker Hauptstraße gegenüber der Post, ehe das Geschäft 1965 im Zuge eines Grundstücktausches mit der Stadt in die zentrale Lage gegenüber dem Kaufhof wechselte. Nach dem Sohn Konrad führt es seit 1992 Enkel Gerd. Von den bis zu 20 Mitarbeitern in den besten Zeiten blieben jetzt noch sieben, viele sind lange Jahre dabei, einer sogar seit 45 Jahren. „Wir haben immer gehofft, die Lage werde sich noch mal bessern, aber die wirtschaftliche Lage an unserem Standort und die allgemein schwache Binnennachfrage lassen die Weiterführung aus kaufmännischen und wirtschaftlichen Gründen nicht länger zu“, bedauert der 51-Jährige. Seine Frau ergänzt: „Von Tradition kann man nicht leben.“ Durch die benachbarten „Köln Arcaden“, die im März / April 2005 mit doppelt so viel Ladenfläche wie an der gesamten Kalker Hauptstraße öffnen, werde sich die Lage auf der Hauptstraße noch einmal verschärfen, ist Gerd Britz überzeugt.

Was die Eheleute, die zuletzt nicht mal gemeinsam Urlaub machen konnte, künftig beruflich machen werden, steht derzeit in den Sternen. Doch Bitterkeit spüren sie nicht. „Wir möchten den Firmen- und Privatkunden herzlich danken für ihre jahrzehntelange Treue und Anerkennung unserer Arbeit.“ KOMMENTAR

Rundschau abonnieren