Jens Spahn kaufte zu Beginn der Pandemie unüberlegt zu viele Masken. Ein Rücktritt wäre übertrieben, persönlichen Vorteil hatte er nicht.
Affäre um Corona-MaskenEin Rücktritt von Jens Spahn wäre zu viel verlangt

Berlin: Jens Spahn (CDU), Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion seiner Partei und ehemaliger Gesundheitsminister, kommt zum Haushaltsausschuss ins Paul-Löbe-Haus.
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Jens Spahn hat zu Beginn der Corona-Pandemie viel zu viele Masken für viel zu viel Geld besorgt und hat dabei ziemlich freihändig agiert. Für den Steuerzahler ist das im Ergebnis katastrophal, das Geld könnte man gerade jetzt für Schulen und Brücken sehr gut gebrauchen. Zum Skandal, der aus Sicht der Opposition nur mit einem Rücktritt wieder gutzumachen ist, taugt die sogenannte „Affäre“ aber nicht. Im Frühjahr 2020 befand sich das Land im Ausnahmezustand. Dass ausgerechnet Musterschüler Deutschland nicht ausreichend Masken für seine Bürger bereitstellen konnte, das war damals der Skandal. Der Druck der Öffentlichkeit auf die Bundesregierung war groß. Und Spahn hat nichts unversucht gelassen, die Masken – auch auf unkonventionellen Wegen – zu besorgen. Er muss sich vorwerfen lassen, als Minister genauso kopflos gehandelt zu haben wie ein Bürger in Panik beim Kauf von Toilettenpapier.
Insofern leidet Spahns Image als Krisenmanager, der einen kühlen Kopf bewahrt und die Dinge vom Ende her denkt. Ein Empfehlungsschreiben für höhere Aufgaben ist der Vorgang nicht. Von einem „Deal“ zur persönlichen Bereicherung kann aber – nach allem, was bekannt ist – keine Rede sein. Und deshalb sind Spahns Maskengeschäfte auch nicht der Skandal, zu dem ihn manche gerne aufbauschen möchten. Zur Wahrheit gehört, dass man einem anderen Politiker möglicherweise mehr zu verzeihen bereit ist als Jens Spahn.
Der verschwenderische und nicht durchdachte Maskenkauf fügt sich in ein Bild, dass sich mindestens die Opposition, aber auch viele Bürger von ihm gemacht haben. Dass er mitten in der Pandemie morgens noch vor dem Besuch von Veranstaltungen warnte und abends dann beim geselligen Spenden-Dinner mit Unternehmern Platz nahm, war maximal instinktlos. Das haben viele nicht vergessen – und schauen jetzt umso genauer hin.