Friedrich Merz bekräftigt das Kooperationsverbot mit der AfD. Doch sinkende Asylzahlen und Bürgergeld-Reformen reichen nicht aus, um die Rechtspartei zu schwächen. Die Union braucht neue Antworten auf gesellschaftliche Probleme.
Umgang mit der AfDMerz' Brandmauer ist richtig – aber seine Strategie zündet nicht

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz
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Der Hauptgegner? Die AfD. Die Brandmauer zur AfD? Steht. Allein, dass Friedrich Merz das am Montagvormittag vor der Presse so klar ausdrücken musste, lässt erahnen, wie laut das nervöse Grundrauschen in der Union angesichts der starken Umfragewerte der Rechtsaußenpartei sein muss. Erst vergangene Woche gab es Forderungen in der CDU nach einem anderen Umgang mit der AfD. Der Plan: Entzauberung durch Annäherung.
Gut so, dass sich die Parteispitze von den Abweichlern nicht hat beeindrucken lassen. Eine Kehrtwende beim Kooperationsverbot wäre für CDU und CSU geradezu fatal: Langfristig ist die AfD nicht an einer Koalition mit den Christdemokraten interessiert, sondern an deren Zerstörung.
Das Machtwort von Merz darf nicht davon ablenken, dass die Strategie der Union, mit der die AfD in Schach gehalten werden soll, nicht zündet. Gerade auf ihrem Lieblingsschauplatz sollten die Rechten ja mit sichtbaren politischen Erfolgen klein regiert werden. Auch wegen des neuen Kurses von CSU-Innenminister Alexander Dobrindt sind die Asylzahlen deutlich gesunken. Doch weder die Union noch die Bundesregierung profitieren davon.
Perspektiven schaffen
Stattdessen muss man anerkennen, dass ein wesentlicher Teil der AfD-Wähler die anderen Parteien nicht einfach nur bestrafen möchte. Die AfD hat sich als feste politische Größe etabliert und wird getragen von einer Anhängerschaft, die sie aus Überzeugung unterstützt. Das macht es für die anderen Parteien extrem schwierig bis unmöglich, diese Wähler zurückzugewinnen. 2026 steht die Bundesregierung vor mehreren Belastungsproben. In vier Bundesländern werden neue Landtage gewählt. Und die AfD wächst. Umfragen legen nahe, dass sie in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt klar stärkste Partei werden kann.
Asylzahlen senken, Bürgergeld reformieren oder ständig von Wirtschaftswachstum sprechen – all das wird nicht reichen, um der AfD dauerhaft etwas entgegenzusetzen. Es geht darum, die soziale Ungerechtigkeit im Land zu verringern und dort Perspektiven zu schaffen, wo Menschen bisher kaum welche haben. Am Ende bleibt der Union aber ein Trumpf: die Überzeugung der Mehrheit der Wähler, dass mit der AfD nichts besser würde – und womöglich vieles schlechter. Jeder Zweifel an der Brandmauer schwächt dieses Kapital.
