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Unpünktliche BahnWozu die Millionen für die Chefmanager?

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Thüringen, Am Ettersberg: Die Deutsche Bahn testet gemeinsam mit Siemens Mobility den neuen Hochgeschwindigkeitszug „Velaro Novo“ auf der Strecke zwischen Erfurt und Leipzig/Halle.

Thüringen, Am Ettersberg: Die Deutsche Bahn testet gemeinsam mit Siemens Mobility den neuen Hochgeschwindigkeitszug „Velaro Novo“ auf der Strecke zwischen Erfurt und Leipzig/Halle.

Die Deutsche Bahn erzielt Rekordgeschwindigkeiten, leidet jedoch weiterhin unter massiver Unpünktlichkeit wegen veralteter Infrastruktur und fragwürdiger Managemententscheidungen.

Wow! Die Deutsche Bahn hat mit einem Testzug auf der ICE-Strecke Leipzig/Halle–Erfurt soeben einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt: 405 km/h. Und dennoch kam der Zug verspätet am Zielbahnhof an. So wie jeder dritte Fernzug der DB im ersten Halbjahr 2025. Damit fährt das Unternehmen den eigenen Zielen in guter alter Bahnmanier wieder einmal hinterher; erst im vergangenen Jahr waren die Fernzüge so unpünktlich wie seit Jahrzehnten nicht. Was nützen also die modernsten und teuersten Züge, wenn das bundesweite Schienennetz zum alten Eisen gehört? „Zu störanfällig und auf vielen Strecken und Knoten völlig überlastet“ – so lautet die messerscharfe Analyse von Konzernchef Richard Lutz.

Weichen unzureichend Richtung Zukunft gestellt

Da fragt man sich wirklich, wofür die Chefmanager der Bahn, namentlich auch die Lutz-Vorgänger Hartmut Mehdorn und Rüdiger Grube, in den vergangenen 25 Jahren mit Millionen-Gehältern fürstlich entlohnt wurden – dafür, dass sie die Weichen unzureichend Richtung Zukunft gestellt haben? Um die Bahn für einen möglichen Börsengang fit zu machen, verordnete Mehrdorn der Bahn Anfang der 2000er-Jahre ein drastisches Sparprogramm. Davon hat sich der Konzern bis heute nicht erholt. Dass die Kunden der Bahn dennoch einigermaßen treu bleiben, ist umso erstaunlicher. Im Nachhinein, das muss man uneingeschränkt festhalten, erwiesen sich viele Managemententscheidungen als desaströs.

Auch die Verkehrsminister haben, was die DB betrifft, mehr schlecht als recht geliefert. Vorausschauend? Fehlanzeige. Und nun? Der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will die Deutsche Bahn mit zusätzlichen Milliarden aus dem Sondervermögen Infrastruktur fit machen. Zudem stehen Struktur und Management des notorisch klammen Konzerns auf dem Prüfstand. Ob ein neuer Konzernchef die Wende bringen könnte? Stand jetzt wird es vermutlich erstmal noch schlimmer werden, bevor Besserung eintritt. Im Zuge der 2024 angelaufenen Generalsanierung werden auf vielen Hauptstrecken marode Gleise, Oberleitungen und Bahnhöfe modernisiert. Doch auch hier fährt die DB schon wieder hinterher: Sollten ursprünglich 42 viel befahrene Strecken bis 2031 modernisiert sein, wird es nun doch mindestens bis 2035 dauern.