Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin, ermutigt mit Mitgefühl und menschlichem Dialog. Ihre Botschaft: „Seid Menschen“.
Wort zum SonntagWarum Margot Friedländers Botschaft noch lange nachhallt

Ein Schild mit der Aufschrift„ "Danke, Margot"“ hängt an einem Baum in Berlin. Margot Friedländer ist mit 103 Jahren gestorben.
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Es gibt sie, die Zeichen der Hoffnung. Und sie haben zuallermeist mit Menschen zu tun. Ich denke an Margot Friedländer. Als einzige ihrer Familien hat sie den Holocaust überlebt und ist zur engagierten Zeitzeugin geworden – eine der letzten, die wir noch hatten aus dieser düsteren Zeit. In unzähligen Begegnungen, Gesprächen und Vorträgen hat sie uns Anteil gegeben an ihrer Geschichte und ihrer Hoffnung: Leben geht weiter, wenn wir Mitgefühl miteinander teilen. Das bleibt ihre zentrale und so bewundernswerte Haltung. Ich hatte das große Glück, sie persönlich vor wenigen Wochen noch zu treffen. Die Anstrengungen des Alters waren ihr da schon anzumerken. Wer mag es verdenken.
Und doch war da dieses Funkeln in den Augen, dieser herzenswarme Blick auf die Menschen, auf das Leben. Sie ist ein Vorbild der Hoffnung für mich nicht nur für den jüdisch-christlichen Dialog, für den Einsatz gegen Antisemitismus in der Gesellschaft, sondern für ganze viele Lebensbereiche. Sie wollte immer ansprechbar bleiben, suchte unverdrossen das Gespräch, den Dialog. „Das hat mir die Kraft gegeben für mein langes Leben“, sagte sie noch. Ihre Seele war durchlässig für das Wohl und Leid des anderen. Wenn wir Hoffnung schöpfen, müssen wir auf Menschen wie Margot Friedländer schauen. Es gibt sie. Gott sei Dank. „Seid Menschen“ ist ihre Botschaft in zwei Worten auf den Punkt gebracht. Ein lebensweiser wie biblischer Auftrag – auch an jeden von uns, ihre Gedanken im Gedenken an sie zum Segen für uns alle weiterzutragen.