Sonntags-AuszeitenUnterwegs auf der Schäl Sick

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So sieht der Sonnenuntergang von der Schäl Sick aus.

Köln – Mal ruhig, mal aufbrausender fließt der Rhein durch Köln. An den Ufern legen Ausflugsboote und Tanker an. Auf den Promenaden spazieren täglich tausende Kölner und Köln-Besucher entlang und lassen sich vom Anblick des grau-braunen Gewässers in den Bann ziehen. So mancher schlendert über eine der vielen Brücken und erreicht bald die andere Seite, die „Schäl Sick“, die „falsche Seite“ wie sie von den Kölnern scherzhaft genannt wird.

Während der Dom auf der linken Rheinseite die Stadt in seinen Schatten taucht und viele Besucher auf der Schildergasse ihre Shopping-Lust befriedigen, gibt es auch auf der „Schäl Sick“ so einiges zu entdecken. Ein Spaziergang über die Hohenzollernbrücke lohnt sich also auch in die andere Richtung, weg von Dom – fort ins Ungewisse. Wer mutig ist und die Schäl Sick schon mal aus der Ferne erkunden möchte, der steigt einfach am Kölner Zoo in die Seilbahn. Bei der Überfahrt über den Rhein zeigt sich die Domstadt von ihrer besten Seite. Die Fahrt dauert etwa 6 Minuten und kostet 4,80 Euro für eine Fahrt. Kinder bis 12 Jahren zahlen 2,70 Euro.

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Mit der Seilbahn geht es rüber auf die andere Seite Kölns.

Eine grüne Oase im Rheinpark

Hat die Gondel der Seilbahn ihr Ziel in Deutz erreicht, geht es weiter durch den malerischen Rheinpark. Das Gelände am Deutz-Mülheimer Rheinufer glänzt noch heute mit Überbleibseln der Bundesgartenschau von 1957. Seien es die Wasseranlage mit den Blumenarrangements unweit des Tanzbrunnens oder die Kleinbahn, die auch heute noch durch den Park fährt. Wem also die Seilbahn noch nicht gereicht hat, der steigt einfach kurz um in die Kleinbahn und genießt die Rundfahrt. Auch zu Fuß gibt es im Rheinpark einiges zu sehen. Weitläufige Wiesen mit großen Bäumen laden zum Verweilen ein. Kinder und Junggebliebene haben Spaß auf dem großen Erlebnisspielplatz im Zentrum des Rheinparks. Skater toben sich unter der Zoo-Brücke auf dem Skateplatz aus. Währenddessen zieht der Rhein weiter vorbei am Park. Sein Wasser umspielt die kleinen Steine am Kieselstrand.

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Beim Schlendern durch den Rheinpark kann man gut entspannen.

Hier oder unter den vielen Bäumen lässt es sich hervorragend sitzen und den Tag „auf der anderen Seite“ mit einem Kaltgetränk begießen. Wer gerne läuft und etwas Zeit mitbringt, der läuft den Rheinpark bis zur kleinen Halbinsel am Mülheimer Hafen. Hier wird die Wiese etwas schmaler, ein kleiner Weg führt durch eine Allee von Bäumen. Hier ist mehr Natur, weniger Weitläufigkeit. Auch hier lädt das Rheinufer zum Entspannen ein. Vor allem zu späterer Stunde hat man von hier eine schöne Aussicht auf die Lichter der Stadt.

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Kulinarische Köstlichkeiten auf der Keupstraße

Weiter geht es nach Mülheim. Zu Fuß läuft man in gemütlichem Tempo etwa anderthalb Stunden vom Beginn des Rheinparks bis nach Mülheim. Wer nicht laufen möchte, fährt entweder mit der Linie 4 oder nutzt eine der vielen Buslinien bis zur Haltestelle „Keupstraße“ in Mülheim. Dort angekommen erfüllt ein ganz besonderer Duft die Luft. Es riecht nach Holzkohle, nach gegrilltem Fleisch und Gewürzen. Nur wenige Meter von der Haltestelle entfernt verkündet ein Schriftzug aus Glühbirnen und Leuchtelementen: „Keupstraße“. Wer darunter vorbei geht, den erwartet eine 800 Meter lange Straße voller türkischer Restaurants, Bäckereien und Kiosks. Dabei ist das Angebot so vielseitig, wie die Keupstraße auch über Köln hinaus berühmt.

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Die Keupstraße überzeugt mit allerlei türkischen Köstlichkeiten und einem besonderen Flair.

Während der 1950er und 1960er Jahre ließen sich im Arbeiterviertel Mülheim besonders viele türkische Frauen und Männer nieder, die nach Deutschland kamen, um hier zu arbeiten. Viele von ihnen blieben und eröffneten in den damals leer stehenden Ladenlokalen auf der Keupstraße kleine Geschäfte und Restaurants. Eine Oase türkischer Kultur entstand – mitten in Köln. Restaurants, Bäckereien und Konditoreien eröffneten auf der Keupstraße. Kleine Boutiquen, Obst- und Gemüseläden und viele kleine Kiosks ließen sich hier nieder.

Traurige Bekanntheit erlangte die Keupstraße im Jahr 2004 durch das rassistisch motivierte Nagelbomben-Attentat der rechten Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“. Dabei wurden 22 Menschen verletzt. Ein Ende der türkischen Kultur dort bedeutete das allerdings nicht und so kann man auch heute auf der Keupstraße unzählige türkische Restaurants entdecken und sich durch die Speisekarten probieren.

Viele Restaurants garen ihr Fleisch auf einem Holzkohlegrill, was den Gerichten ihren typischen Geschmack und der Keupstraße ihren typischen Duft verleiht. Ob Adana-Spieß, türkische Linsensuppe, Manti mit Joghurt-Knoblauch-Sauce oder doch die veganen Cigköfte. Wer seinem Gaumen etwas Gutes tun möchte, hat auf der Keupstraße unendliche Möglichkeiten.

Punkrock-Charme im Limes

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Beim Kneipenquiz im Limes geht es um Fragen des Lebens, um schöne, lustige und „doofe“ Fragen.

Mit vollem Bauch und gut gelaunt, lässt es sich am besten schlendern. Weg von den vielen Restaurants folgt man nun der Keupstraße in die andere Richtung, wieder hinunter zum Rhein. Der Keupstraße folgend gelangt man nach wenigen Minuten auf die Mülheimer Freiheit. Die ruhige Straße mit den alten Häusern eignet sich gut für einen entspannten Spaziergang. Wen jetzt die Lust auf ein Kölsch packt, der gelangt bald zum Limes, der kultigen Punkkneipe unweit des Rheinufers. Hier gibt es nicht nur viele verschiedene Biersorten, sondern auch immer wieder ein interessantes Programm mit Konzerten, Poetry Slam oder dem monatlichen Kneipenquiz. Dazu läuft Punkrock und das Publikum ist entspannt und weltoffen. Ein guter Ort also, um die Vielfalt und das offene Miteinander des rechtsrheinischen Stadtteils zu erleben.

Ist der Bierdurst gestillt und der Tag neigt sich dem Ende zu, lohnt sich ein kurzer Abstecher zurück an den Rhein. Die Mülheimer Rheinpromenade lohnt mit ihren vielen Bäumen und Bänken einen Besuch.

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