Empfehlung einer Wein-SommelièreSpitzen-Sekt trinken gegen den Klimawandel

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Wo gibt es Spitzensekt, der ganz ohne Zusatzstoffe und Schönungsmittel entsteht?

  • Wein-Sommelière und Kolumnistin Romana Echensperger beschäftigt sich mit Themen rund um Wein, Sekt und Trauben.
  • In der heutigen Kolumne stellt sie die Nachhaltigkeit in den Fordergrund und fragt sich: Wie lange werden wir uns billigen Dornfelder noch leisten können?
  • Dazu hat sie einen Weingut-Tipp und verrät uns einen Spitzen-Sekt ohne Chemie.

Köln – Die Pfalz ist auf den ersten Blick eine schöne Kulturlandschaft. An den Ausläufern des Haardtwaldes schmiegen sich die Reben bis weit in die Rheinebene hinein. Mildes Klima und die berühmte Pfälzer Gastfreundschaft tun ihr Übriges. Pfalz und Elsass zusammengenommen ergeben auf ca. 100 Kilometern Länge und zehn Kilometern Breite fast ausschließlich Rebland. Eine Monokultur, in der besonders intensiv gewirtschaftet wird.

Nur mit hohem Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden kann man die Mengen erzeugen, um von den geringen Fassweinpreisen leben zu können: Kellereien zahlen für einen Liter Dornfelder derzeit weniger als 80 Cent. Eine Rechnung die nur funktioniert, weil die Folgekosten dieser Wirtschaftsweise auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Dazu zählt unter anderem die Grundwasseraufbereitung, wegen der seit Jahren sehr hohen Nitratbelastung. Ganz zu schweigen vom Verlust an Biodiversität. Fehlt etwa Humus im Boden, kann dieser unter anderem weniger Wasser aufnehmen und speichern.

Der Boden wächst, das ist Nachhaltigkeit

„Gesunde Landwirtschaft muss Humusaufbau betreiben“, ist sich Frank John sicher. Das ist einer der Gründe, warum er biologisch wirtschaftet und seine Rieslingreben in ein durchdachtes Nutzpflanzensystem eingebettet hat. Eine vielfältige Begrünung, Kompost und das Ausbringen von Komposttees regen das Bodenleben an. So wächst sein Boden jedes Jahr, statt durch den Einsatz von intensiver Bodenbearbeitung an organischer Masse zu verlieren.

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Der Weinbau sollte sich ebenfalls der Nachhaltigkeit widmen, gehört er doch auch zur für die Natur so wichtige Landwirtschaft.

Auch aus einem anderen Grund ist seine Art zu Wirtschaften besonders nachhaltig. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass bis zu zehn Tonnen Kohlendioxid pro Hektar und Jahr durch Humusaufbau gebunden werden. Bedenkt man die rund 16,7 Millionen Hektar Agrarfläche in Deutschland, liegt einer der Schlüssel, um die Klimakrise abzuwenden, in einer nachhaltigeren Landwirtschaft, zu der eben auch der Weinbau zählt.

Wein ohne chemische Hilfsmittel

Frank John ist bekannt für seine Spitzensekte, die ganz ohne Zusatzstoffe und Schönungsmittel entstehen. Er beherrscht eben das diffizile Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur meisterhaft und kann so Trauben erzeugen, die von ihren Inhaltsstoffen so ausgestattet sind, dass ohne Hilfsmittel ein kompletter Wein entsteht.

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Der Riesling Sekt Brut, der über 32 Monate auf der Hefe reifen durfte, ist ein gelungenes Beispiel dafür. Er verfügt über eine zarte Perlage. Das Bukett lebt von einem erstklassigen und betörenden Hefeton. Hinzu kommen Aromen von weißen Blüten, Marille, Boskoop-Apfel und Zitrustöne. Am Gaumen ist der Sekt angenehm trocken, mit kristallin wirkender Säure und die Hefe hinterlässt ein feines Parfum am Gaumen. Sicherlich ist der Sekt kein günstiger Tropfen oder vielleicht doch? Schaut man auf die Entwicklung der Klimadaten nicht nur in Deutschland kommt einem eher diese Frage in den Sinn: Wie lange werden wir uns billigen Dornfelder noch leisten können?

Romana Echenspergers Empfehlung: Riesling Brut – 32 - // Weingut Frank John – Hirschhorner Hof // Pfalz // 22,50 Euro

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