Hölle, Hölle, HölleWolle-Petry-Musical „Wahnsinn!“ kommt im März nach Köln

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Wer sich in Wolles Welt wohlfühlt, wird bei diesem Musical vermutlich glücklich.

Wer sich in Wolles Welt wohlfühlt, wird bei diesem Musical vermutlich glücklich.

Köln – Schnäuzer und schulterlange, dunkelblonde Haare, dazu ein offen über dem T-Shirt flatterndes Karohemd und der linke Unterarm vom Handgelenk aufwärts voller Freundschaftsbänder: Wer Mitte der Neunziger Radio gehört und Partys besucht hat, ist um Wolfgang Petry und um sein „Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen“ gar nicht 'rumgekommen. Deutschsprachiger Schlager aus der realen Welt – irgendwo zwischen Köln und dem Ruhrgebiet – direkt und schnörkellos, aber deshalb noch lange nicht ohne Poesie. Der Unterton unüberhörbar rockig, auch wenn zu Stücken wie „Der Himmel brennt“ seinerzeit vorwiegend Discofox getanzt wurde.

Den Mann mit dem Dreitagebart und den kurzen grauen Haaren, der nach eigenen Angaben rund 18 Millionen Tonträger verkauft, der unter dem Pseudonym Pete Wolf im Oktober 2017 das Album „Happy Man“ mit englischsprachigen Rock, Blues und Country veröffentlicht und 2018 mit dem Schlagerrockalbum „Genau jetzt“ nachgelegt hat, würden heute die wenigsten spontan als ihren Wolle Petry erkennen. Seine markanten Freundschaftsbänder wurden schon 2002 zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe versteigert.

Wohlfühlen in Wolles Welt

Die Fans haben sich mittlerweile dran gewöhnt, dass Wolle zumindest auf den ersten Blick eben nicht mehr wie Wolle aussieht. Was sie aber nicht daran hindert, sich gern an die Zeit zu erinnern, als das Äußere und die Lebensart ihres Helden annähernd perfekt zu seinen Songtexten gepasst haben. Doch so oder so: „Der Himmel brennt“ für sie noch immer. „Geil geil geil“ taugt bis heute als Credo jeder Party, auf der vornehmlich Petry gespielt wird. Ob es nun „Bronze, Silber und Gold“ war oder „Weiß der Geier“, wo die Stücke seinerzeit in Charts gestanden haben. Für alle, die sich in Wolles Welt wohl fühlen, ist das ohnehin keine Frage von Platzierungen.Und die Zahl derer, die es tun und dabei insgeheim an ihre besten Partys oder den heftigsten Liebeskummer denken, dürfte groß genug sein, um aus dem Musical „Wahnsinn“, das vom 6. März bis 14. April in Köln zu sehen ist, einen veritablen Publikumserfolg zu machen.

Das Musical

Musical mit 25 Hits von Wolfgang Petry

Köln, Musical Dome

6. März bis 14. April

www.wahnsinn-musical.de

Auch wenn Petry selbst, als die Idee an ihn herangetragen wurde, zunächst ein wenig skeptisch reagierte, wie sein Manager Christian Wolff bei einer Interviewrunde in der Bar des Berliner Ritz Carlton direkt nach der Show im Theater am Potsdamer Platz erzählt. Die beiden kennen sich seit 1990, die professionelle und darüber hinaus auch persönliche Vertrauensbasis war stabil genug, um den Zögernden für das Format zu gewinnen. Auch wenn sein grünes Licht in etwa so geklungen habe: „Okay, dann versuch's.“ Das war – so erzählt Wolf weiter – bevor Petry den ersten Workshop mit dem Ensemble besuchte, sich den ersten Probendurchlauf ansah und sich von der Mischung aus Party, Lebensfreude, Humor, Ironie überzeugen ließ. Um bei der Gelegenheit auch gleich noch einen Herzenswunsch beizusteuern.

Träume, Liebe und Pragmatismus

Es handelt sich dabei um das nicht ganz so bekannte Stück „Nichts von alledem“, eine wunderbar-ehrliche Liebeserklärung mit leicht schnoddrigem Einschlag. Die Bilanz von zweien, die schon ein halbes Leben miteinander teilen. Genug Zeit, um dieses Leben an dem zu messen, was sie sich einmal versprochen hatten, was von ihren Versprechen geblieben oder was an deren Stelle getreten und letztlich genau so wichtig ist.

Gesungen wird das Stück im Musical von Karsten (Markus Dietz) und Gabi (Jessica Kessler), einem von vier ganz normalen Paaren. Sie streiten und versöhnen sich. Sie stehen sich selbst im Weg und wachsen über sich hinaus.

So wie auch Tobi (Thomas Hohler), der Sohn von Karsten und Gabi. Er hat zwar ein vielversprechendes Praktikum in Aussicht, möchte aber lieber Musik machen; so wie sein Vater früher – bevor er seine Träume dem Pragmatismus geopfert hat. Ganz abgesehen davon, dass er sich in Gianna (Dorina Garuci) verguckt hat. Sie hat italienisches Blut, gibt sich selbstsicher und sexy, ist aber innen drin empfindsamer, als alle andere wissen sollen. Zudem hütet sie noch ein ganz besonderes Geheimnis.

Da wären auch noch Wolf (Mischa Mang), der Besitzer der Musikkneipe Whisky Bill. Die trägt nicht zufällig genau denselben Namen wie die, in der Wolfgang Petry 1975 seine ersten Erfolge als Musiker feierte. Es ist vielmehr eine der liebevollen Anspielungen, die Petry-Fans im Musical erkennen.

Alltagstrott versus Sehnsucht

Wolf träumt dabei heimlich von Jessica (Carina Sandhaus). Die beiden waren vor Ewigkeiten ein Paar, bevor ein ärgerliches Missverständnis sie getrennt hat. Nun betreibt sie ein Hotel im spanischen Bahia Del Sol und ahnt nicht, dass die Missverständnisse anderer sie ihrer Liebe von damals ein entscheidendes Stück näher bringen werden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Wolfs bestem Freund Peter (Enrico De Pieri) zu.

Der Inhaber einer Spedition möchte seiner Sabine (Vera Bolten) den Himmel auf Erden bereiten. Der Laden läuft. Nur aus Sabines Sicht läuft es leider gar nicht mehr.

Es geht um Alltagstrott versus Sehnsucht, um verpasste Träume und reale Chancen. Dementsprechend hoch dürfte der Wiedererkennungswert sein.

Bei Wolfgang Petry hat das schon einmal mal gut funktioniert. Doch wie selbstverständlich die 25 Songs sich mit der Story des Musicals verbinden – beinahe schon so, als seien sie just dafür komponiert worden.

Das fasziniert den Arrangeur Sebastian de Domenico nach wie vor: „Die Lieder bekommen durch die Story eine weitere Dynamik“, sagt er . „Die Handlung verändert die Texte und umgekehrt.“

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