Endlich Flair in Köln-WiddersdorfNeues Eiscafé „Cellino“ belebt den Dorfplatz

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Gjemile Marmullaku und  Neffe Endrit servieren auf der Terrasse.

Köln-Widdersdorf – Es klingt ein wenig nach Schicksal, wenn Gjemile Marmullaku erzählt, wie es dazu kam, dass sie mit ihrem Mann Arsim das Eiscafé „Cellino“ eröffnet hat. Ein bisschen vielleicht auch wie ein Märchen; auf jeden Fall aber ist es ein wahr gewordener Traum. Und zwar in gleich doppelter Hinsicht. Denn auch der Jakobsplatz scheint nur darauf gewartet zu haben, dass die Familie ihm Leben einhaucht.

Jakobsplatz wirkte verwaist

Endlich. Endlich ist da dieses besondere Flair, das sich die Planer für das Neubaugebiet so schön ausgemalt hatten – das sich aber in der Realität einfach nicht einstellen wollte. Der Platz wirkte verwaist, leblos, Menschen hielten sich hier kaum einmal länger auf. Als Gjemile Marmullaku bei einem Spaziergang mit Freunden dort vorbei kam, hatte sie sofort eine Vision: „So ein wunderschöner Platz! Wie im Süden mit Urlaubs-Flair.“ Auch ihr Mann war überzeugt, dass man mit dem passenden Konzept den Ort aus seinem Dornröschenschlaf erwecken könnte. Beide strahlen heute noch, wenn sie davon erzählen, in welch rasender Geschwindigkeit sie dann den Traum wahr werden ließen. Sie wagten es einfach.

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Bunte Eisbecher ziehen Publikum auf den Jakobsplatz. 

So wie vor rund 22 Jahren schon einmal, als sie im Jahr 2000 aus dem Kosovo nach Deutschland kamen. Und als Flüchtlinge in Mönchengladbach von einer italienischen Familie aufgenommen wurden. Die gab ihnen nicht nur Unterkunft, sondern auch Arbeit – in deren italienischer Eisdiele. Dafür sind sie heute noch dankbar. 2007 machten sie sich selbstständig; konnten dank Fleiß und viel Arbeit ihr eigenes Eiscafé in Dormagen eröffnen. Von Anfang an lief es gut, nicht nur weil es den Gästen schmeckte; sie spürten wohl auch, wie viel Herzblut in dem Café steckt. Mit Widdersdorf ergab sich das Ganze eher zufällig. Doch eines ist gleich: Keine Arbeit ist ihnen zu viel. Mit Unterstützung der Familie, die später ebenfalls nach Deutschland gekommen war, stemmen sie nun beide Filialen gleichzeitig.

Eis ohne Geschmacksverstärker

Morgen für Morgen stellt Arsim Marmullaku frische Sorten in der hauseigenen Küche her. Das Ergebnis: Bananen-Eis, das intensiv nach der perfekt reifen Frucht schmeckt. So wie eben auch keine Frucht schmeckt wie die andere. Keine Geschmacksverstärker, keine Farbstoffe, 100 Prozent Frucht. Gesund und natürlich.

Das Cellino

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Viele Eissorten bietet das Ehepaar Marmullaku. 

Neben leckeren Sorten in der Theke (Kugel: 1,40 Euro) gibt es viele italienische Spezialitäten als Eisbecher in vielfältigen Variationen – von Pizza Margherita mit Bananenscheiben über Kinder-Tartufo mit kunterbunten Streuseln und Smarties über eine cool gestaltete Biene Maja oder Mickey Mouse bis hin zum Becher „Bella Italia“ in Landesfarben. 

„Auch Erdbeeren schmecken nun mal manchmal intensiver; das Aroma ist jedes mal anders. Das zu akzeptieren, ist erstmal ein Prozess“, weiß der Eiscafé-Chef aus Erfahrung. Aber dann werde es umso mehr geschätzt. Kunden-Wünsche werden großgeschrieben: Hafermilch, Toast und Snacks, eine eigene Karte für Veganer – klar, dass deshalb auch die veganen Sorten wie Mango, Passionsfrucht oder dunkle Schokolade gut ankommen.

Im Winter gibt es Waffeln

An der Theke zum Mitnehmen herrscht reger Betrieb. Der Chef behält alles im Auge und zaubert erst Nachschub, wenn eine Sorte zur Neige geht: „So ist immer alles schön frisch“, betont er. Für die anstehende kühlere Jahreszeit haben die Marmullakus eine Menge Asse im Ärmel. Bei zauberhaft verzierten Waffel-Kreationen bleiben keine Wünsche offen, und die lassen sich auch mit Eis bestens kombinieren. Getränke-Spezialitäten werden liebevoll mit Früchten und Deko verziert. Und schon fühlt man sich am Jakobsplatz nicht mehr wie im Neubaugebiet, sondern eher wie im Urlaub.

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Ob Schulkinder am Heimweg, ein gemütliches Treffen am Nachmittag oder abendliches Beisammensein – jeden Tag zwischen 9 und 22 Uhr stehen die Türen des „Cellino“ allen weit offen. Auch das gehört zum Konzept: „Wenn die Gäste erst mal schauen müssen, ob überhaupt geöffnet ist, ist das schon viel zu kompliziert“, findet Gjemile. Täglich von früh bis spät wollen sie deshalb für ihre Kunden da sein. Der Preis: Jede Menge Arbeit, die nur zu schaffen ist, weil die ganze Familie mit anpackt. Mehr Mitarbeiter zu finden – das ist einer ihrer Wünsche. Das Ehepaar ist allerdings ein eingespieltes Team; seit 35 Jahren gehen sie durch dick und dünn. Die Chefin hat stets ein Lächeln auf dem Gesicht, serviert rasch mit Neffe Endrit große Eisbecher und strahlt dabei so viel Herzlichkeit aus, dass sich jeder gleich wohlfühlen muss.

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