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Schmeckt's, Frau Floß?Das „Haus am Park“ in Leverkusen ist eine Hommage an alte Zeiten

Lesezeit 3 Minuten
Innenraum des Restaurants Haus am Park in Leverkusen

Modernes Interieur im Restaurant Haus am Park in Leverkusen.

In dem Restaurant in Leverkusen fühlt man sich in die 90er zurückversetzt. Vor allem Fleisch- und Fischesser kommen hier auf ihre Kosten.

Das Restaurant „Haus am Park“ befindet sich direkt am Leverkusener Stadion und erinnert mich von außen an diese vornehmeren Kurorte der frühen 90er Jahre. Wir werden nicht in dem schönen hinteren Raum mit Blick auf den Park platziert, sondern vorne in einem Eckchen – damit sind wir die einzigen Gäste in diesem Raum. Das fühlt sich seltsam an.

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Überhaupt ist der Einstieg etwas holprig. Uns wird die Menütafel an den Tisch gestellt und eine Speisekarte gereicht, eine Karte für zwei Gäste. Man hängt also ziemlich unbeholfen zu zweit über dieser Karte und fragt sich, ob das wirklich so gedacht war und wo denn eigentlich die Getränke stehen. Der nette Herr im Service ist mir gegenüber sehr charmant und beglückwünscht mich zu meiner omnivoren Speisenauswahl, meine vegetarische Begleitung wird mit Seufzen und einem leichten Augenroller versehen.

Am Ende des Abends verstehen wir den altmodischen Charme des Herrn, am Anfang ist das irritierend. Auf Nachfrage wird die Weinkarte gereicht, aber Bier oder anti-alkoholische Getränke sind nachgerade nicht auffindbar. Überhaupt kommen alle Getränke-Impulse vom Gast, da erwarte ich in diesem gehobenen Gastronomie-Segment mehr Aufmerksamkeit. Zumal die Weinkarte liebevoll kuratiert wurde.

Ich möchte mit dem „Haus am Park“ aber überhaupt nicht so hart ins Gericht gehen. Gastgeberin Mirel Keča und Koch Tobias Kabon geben sich viel Mühe, dieses Kleinod zu erhalten und das sollte von Banalitäten um fehlende Getränkekarten nicht überschattet werden. Dennoch kann man in diesem Preissegment etwas strenger sein. Zumal zum Brot herrlich fluffig aufgeschlagene Salzbutter serviert wird. Die legt die Latte ganz schön hoch.

Hommage an alte Zeiten

Meine Spargelsuppe mit Bärlauchpesto ist ein Traum: cremig und aromatisch. Für den Frühlingssalat mit Croutons und Schafskäse für 12,90 Euro gibt’s meinerseits einen Augenroller: kein Frühling, keine Croutons, einfach nur Blattsalat mit zu viel Dressing und riesigen Schafskäse-Würfeln. Das ist für den Preis ganz schön plump.

Die Speisekarte ist eine Hommage an die guten, alten Zeiten. Handgeschnittenes Tartar, Steak au poivre, Kalbsfrikadellen und bretonische Seezunge mit Kapernbutter – das klingt himmlisch – wenn man denn Fleisch und Fisch isst. Für Vegetarier bleiben Spargel mit Kartoffeln und Ravioli mit Burratina und Trüffel.

Die Pasta kann es mit meinem Menü-Hauptgang locker aufnehmen. Perfekt gebratene Lammhüfte, Petersilienkartoffeln, Spargel – dieser Teller hätte eine selbstgemachte Hollandaise verdient. Der Milchreis passt kaum noch rein, wird aber tapfer gelöffelt – auch, weil der Rhabarber so köstlich ist. An der Crème-Brûlée-Rezeptur muss nochmal gefeilt werden. Wenn schon alte Schule, dann auch richtig.

Fazit: Hommage an die guten, alten Zeiten – wenn man Fleisch und Fisch isst | Bewertung: 4 von 6 Spitzen

Haus am Park, Bismarckstraße 186, 51373 Leverkusen, Di – Sa 12-14 Uhr + 18-21.30 Uhr, So 12-14.30 Uhr | www.hausampark.info

Probiertes

  • Drei-Gang-Menü // Spargelsuppe mit Bärlauchpesto // Lammhüfte mit Spargel und Kartoffeln // Milchreis mit Rhabarber // 45,90 Euro
  • Frühlingssalate mit Croutons und Schafskäse // 12,90 Euro
  • Ravioli mit Burratina und Trüffel // 21,90 Euro
  • Crème brûlée // 9 Euro
  • Blanc de Noir // Krack // Pfalz // 6,90 Euro
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