„Millionenfache Remigration“ und eine skurrile Szene, die an Hitler erinnert: Die neue AfD-Jugend schlägt bei ihrem Kongress scharfe Töne an.
„Abschieben, abschieben, abschieben“Rechte Töne und ein skurriler Auftritt bei AfD-Jugendkongress in Gießen

Jean-Pascal Hohm, Chef der neuen AfD Jugendorganisation „Generation Deutschland“, spricht auf der Gründungsveranstaltung.
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Bei der Wahl des Vorstandes der neuen AfD-Jugendorganisation Generation Deutschland haben Kandidaten stramm rechte Töne angeschlagen, zudem kam es zu einer skurrilen Szene. Der schleswig-holsteinische AfD-Jungpolitiker Kevin Dorow, der in das Führungsgremium der AfD-Nachwuchsorganisation gewählt wurde, rief dazu auf, sich weder vom sogenannten Vorfeld, noch „von denjenigen, die außerhalb der etablierten Parteistrukturen für dieselben Ziele kämpfen wie wir“ zu distanzieren. Abgrenzung sei das Lieblingsspiel der Gegner.
Man müsse das Gegenteil tun und das sogenannte Overton-Fenster verschieben. Damit wird eine Verschiebung des Sagbaren gemeint. „Wie es Björn Höcke vor wenigen Monaten rezitiert hat, Jugend muss durch Jugend geführt werden, und dieses Prinzip muss unser Leitstern sein“, sagte Dorow mit Blick auf Thüringens AfD-Parteichef.
AfD-Jugendorganisation gründet sich in Gießen: Abschiebungen, dass die Startbahnen in Deutschland glühen
„Diese Jugendorganisation, liebe Freunde, wird die Speerspitze der jungen Rechten in Deutschland sein“, fügte er unter großem Jubel der Anwesenden hinzu. „Jugend wird durch Jugend geführt“ galt als Prinzip der sogenannten Bündischen Jugend in der Weimarer Zeit und später auch der Hitlerjugend.
Der Baden-Württemberger Mio Trautner forderte, „dass die Abschiebungen im Land endlich starten, dass die Startbahnen in Deutschland glühen“.
Tosenden Beifall gab es für die Aussage der Kandidatin Julia Gehrkens, die ebenfalls in den GD-Vorstand gewählt wurde: „Nur millionenfache Remigration schützt unsere Frauen und Kinder!“
Auch Neu-Vorstandsmitglied Cedric Krippner bekam großen Beifall, als er „millionenfache Remigration“ forderte. „Wir müssen abschieben, abschieben, abschieben, bis Deutschland wieder Heimat wird“, sagte Helmut Strauf, ebenfalls Vorstandsmitglied der GD.
Alexander Eichwald klingt wie Hitler
Ein fragwürdiger Auftritt von Alexander Eichwald, der sich ebenfalls für den Vorstand bewarb, aber nicht gewählt wurde, sorgte in der Halle in Gießen für Verwirrung und Kritik. Eichwald trat mit rollendem „R“ und einer im Ton an NS-Reichskanzler Adolf Hitler erinnernden Rede ans Pult.
Er sprach die Teilnehmer mit „Parteigenossen und -genossinnen“ an und rief in den Saal: „Die Liebe und Treue zu Deutschland teilen wir uns hier gemeinsam“ und „es ist und bleibt unsere nationale Pflicht, die deutsche Kultur vor Fremdeinflüssen zu schützen“. Aus dem Saal kam anschließend scharfe Kritik. Eichwald wurde unter großem Beifall gefragt, ob er ein V-Mann des Verfassungsschutzes sei. Sein rollendes „R“ erklärte er damit, Russlanddeutscher zu sein.
Gemutmaßt wurde auch, ob der Auftritt Teil einer Comedy-Aktion sein könnte, um der AfD zu schaden. Auf die Frage, ob sein Auftritt ernst gewesen sei, sagte Eichwald beim Verlassen der Tagungshalle zu dpa nur kurz „Ja“. Der Mann kommt aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen.
Am Samstagabend teilte die AfD-Spitze mit, den fragwürdigen Auftritt Eichwalds prüfen zu wollen. Tino Chrupalla sagte: „Mit dem Inhalt sowie die Art und Weise seines Bewerbungsvortrags hat sich Alexander Eichwald von den Grundsätzen der Partei distanziert. Der Bundesvorstand missbilligt das ausdrücklich und sieht sich daher veranlasst, eine Prüfung seiner Daten und Mitgliedsrechte vorzunehmen“, sagte Chrupalla. (dpa)

