Joseph RoesbergMit frecher Schnüss

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Er schrieb das Lied von der „Schnüssen Tring“, und von dieser „modernen Dienstmagd“ leitete die gleichnamige Karnevalsgesellschaft von 1901 ihren Namen her. Heinz Thiebes, der genau 40 Jahre Präsident der „Alten Kölner KG ,Schnüsse Tring 1901 e. V.“ war, hat angesichts des 150. Geburtstags des Liedes Ende Januar einiges darüber zu erzählen.

Angeblich wurde diese Katharina von Ossendorf 1832 auf dem „Gutshof vom Wissel“ als erstes von zehn Kindern geboren. Sie verdingte sich bei Roesbergs Schwester Katharina van Hees als Köchin (einfache Dienstmagd wollte sie nie sein); dort lernte Roesberg et Tring und ihre vorlaute Schnüss kennen. Er dichtete dem Mädchen in seinem Lied einige - für damalige Verhältnisse - ungeheure Forderungen an.

Windelwaschen und Kinder hüten lehnte Tring selbstverständlich ab. „Och wöd et mich ärg verdreße, dät ehr Wing un Fleisch verschleeße un mer alles fing un klor noh wollt rechnen ob en Hoor.“ „Sie wünschte sich also ständigen Zugang zu Wein und Fleisch, wollte andererseits ihre Ausgaben als Köchin nicht auf Heller und Pfennig nachgerechnet bekommen“, sagt Thiebes.

Einen freien Tag pro Woche und die Benutzung des Fremdenzimmers für Besuch bedingte sie sich aus; Straßenkehren, Wasser und Kohlen holen sei etwas für einen Hausknecht. Sollte sie des Sonntags von ihrem Schatz erst spät nach Hause gebracht werden, mochte Schnüsse Tring keine Vorwürfe hören; ohnehin wollte sie den einen Sonntag ganz frei haben, den zweiten Sonntag wenigstens ab Mittag für Andacht und Predigt. An Kirmes wolle sie auch mal eine ganze Woche ausbleiben dürfen und ansonsten 50 Taler Lohn und zu Nikolaus ein neues Kleid haben.

„Solches für das Jahr 1859 unverschämtes Begehren lässt der ehrbaren Hausfrau den Kragen platzen“, resümiert Heinz Thiebes. „Sie wechselt vom höflichen ,Ihr zum schlichten ,Du .“ „Do häß jo noch vergesse, wat s do jeden Dag wells fresse“, antwortet die Hausfrau und stellt ihr ironisch eine Krankenschwester zur Bedienung in Aussicht.

Das Lied wurde im Karneval schnell populär. Seit 1982 hat das vorlaute Dienstmädchen - dank der Initiative von Thiebes und anderen Ossendorfer Bürgern - vor der Dreifaltigkeitskirche einen Schnüsse-Tring-Brunnen (während Roesberg auf Melaten ein „Ewiges Grab“ von der Stadt Köln bekam). So wurde das freche Mundwerk der Schnüsse Tring doch noch belohnt.

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