Kölner KarnevalDiese Lieder gehören zur Session unbedingt dazu

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Menschen feiern Karneval in Köln und werfen Konfetti in die Luft.

Karneval in Köln (Symbolbild).

Zur aktuellen Karnevalssession haben viele Bands neue Lieder veröffentlicht. Wir haben reingehört und verraten, was sich unbedingt lohnt, um sich so richtig in Stimmung zu schunkeln. Ein Überblick

Ganz oben in den deutschen Verkaufscharts steht in dieser Woche der Sampler „Karneval der Stars“. Das war durchaus erwartbar, überraschend ist vielmehr, dass auch die Sampler „Megajeck 26“ und „Kölsch & Jot - Top Jeck 2023“ in die Charts eingezogen sind. „Ein gutes Zeichen, scheinbar haben die Menschen Lust auf Karnevalsmusik“, sagt Reinhard Kröhnert, Musikredakteur und Karnevalsexperte bei WDR 4. Ein Überblick:

Lieder mit Potenzial zum Hit

Viele Bands haben nach zwei Jahren ohne Sitzungskarneval gleich mehrere Lieder im Repertoire, die noch nicht zur großen Aufführung gekommen sind. Kasalla scheint die „Rudeldiere“ mit auf die Bühne zu nehmen, ebenso die wunderbare Ballade „Sing mich noh hus“, beide Nummern sind bereits beim Stadionkonzert im Sommer abgefeiert worden. Die Höhner mit ihrem neuen Sänger Patrick Lück setzen auf „Prinzessin“. „Es wird mal wieder eine Karnevalsgeschichte erzählt, das Lied ist schon fernseherprobt und sehr eingängig“, sagt Kröhnert und attestiert auch den Räubern mit „Wigga Digga“ Potenzial zum Hit. „Die personellen Wechsel haben der Band offenbar musikalisch gut getan, auch die Auftritte wirken frischer“, so Kröhnert.

Was sonst noch im Ohr bleibt

Sehr rhythmisch kommt die Nummer „Niemals ohne Alaaf“ von den Klüngelköpp daher. „Das Lied ist sehr gut arrangiert und musikalisch interessant“, urteilt Reinhard Kröhnert. Cat Ballou präsentiert mit „Lass uns nicht geh’n“ eine hochdeutsche Nummer, feine Popmusik, die auch im Karneval funktionieren dürfte. Für die Bläck Fööss steht nach dem angekündigten Abschied der beiden verblieben Gründungsmitglieder Erry Stoklosa und Bömmel Lükerath ein Neubeginn an.

In traditioneller Fööss-Manier erzählen sie mit „En d’r Altstadt weed en Bud frei“ Geschichten aus dem Leben der Stadt – hier geht es um die Wohnungsnot. Auch die zweite Fööss-Nummer „Kölle liebt dich“ bleibt im Ohr. Und: Die Gruppe Eldorado singt eine Jubiläums-Hymne für die Roten Funken, geschrieben wurde das Stück von Jürgen Fritz, dem Pianisten von Thommy Engel. „Man hört seine Handschrift heraus. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Lied ein Evergreen wird“, sagt Kröhnert. Außerdem spielt Eldorado die schöne Nummer „Zick zo lääve“ – „Die Band ist auf einem guten Weg“, findet Krönert. Die neu formierten Boore überzeugen mit dem temporeichen Stück „Alaaf & Yippie Yeah“.

Gute Lieder von Fiasko und Planschemalöör

Fallen Ihnen auf Anhieb drei Lieder von Fiasko ein? Viele Menschen müssten da wohl sehr lange nachdenken, obwohl es die Gruppe schon lange gibt. Jetzt ist der Band mit „Anita“ eine temporeiche Tanznummer gelungen. „Das Lied bleibt durchaus im Kopf, ich würde es der Gruppe gönnen“, meint der WDR 4-Experte. Den erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre setzt auch Planschemalöör fort, der Liedtitel „Eat Sleep Alaaf Repeat“ ist zwar ein Postkartenspruch, das Urteil von Kröhnert lautet: „Musikalisch überzeugend“.

Neuere Gruppen und eine Frauenband

Mit Mätropolis wagt sich wieder mal eine reine Frauengruppe in den Karneval – eine echte Seltenheit. „Hingerm Horizont“ heißt das Sessionslied, „Die Sängerin hat eine fantastische Stimme. Ich wünsche der Gruppe, dass es weitergeht“, sagt Kröhnert. Die Band Auerbach hat vorige Session mit „1Million“ ein gutes Lied geschrieben, nun laden sie zum „Tanzturnier“. „Die Gruppe verfügt mit ihrem tanzenden Keyboarder über eine perfekte Bühnenshow. Doch das alles muss in die sehr spezielle Alaaf-Welt passen“, sagt Kröhnert. Die Band Stadtrand gilt auch noch neu im Karneval, nun singen die Musiker „Alles för die Liebe“, „diese Nummer wird die Gruppe voran bringen“, ist sich Kröhnert sicher.

Lieder mit einer guten Portion Humor

Auf die Zwei Hillije ist Verlass, wenn es um humorvolle und textlich schön gereimte Lieder geht. „Et letzte Schnitzel“ ist eine überaus witzige Hommage an den Fleischverzehr, der Protagonist im Lied hat für den Fall des Fleischverbots eine eigene Sau im Garten stehen – sein letztes Schnitzel. Im Gegensatz hierzu besingt Philipp Godart die Veganer „Su wie Jana“, für die Liebe verzichtet er auf Fleisch und besingt lustvoll Avocadoschnittchen und Tofu. „Es ist schön, wenn Musiker solche Lieder schreiben und darauf vertrauen, dass ihnen die Menschen einfach mal zuhören“, lobt Kröhnert. Auch die Bonner Gruppe Sing Sing beweist Humor und entwickelt zu den Geräuschen einer „Kaffeemaschiiin“ einen Tanzrhythmus.

Das musikalische Fazit

Noch hat die kölsche Musikszene offenbar nicht merklich unter der Krise gelitten. „Selbst neue Gruppen entstehen und wagen den Schritt in den Karneval“, sagt Kröhnert. Qualitativ überzeugen viele Nummern, einige werden mit Sicherheit auch noch in den kommenden Jahren gesungen.

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