Zugleiter Holger Kirsch im Interview„Wir haben Großstadtbilder in die Welt transportiert“

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Holger Kirsch startete mit dem ersten Wagen von Deutz aus.

Holger Kirsch startete mit dem ersten Wagen von Deutz aus.

Holger Kirsch ist seit vier Jahren Leiter des Rosenmontagszugs, dies war sein zweiter echter Zug. Thorsten Moeck sprach mit ihm über die Wirkung des neuen Zugwegs und das neue Motto.

Sie hatten sich Sonnenschein und spektakuläre Bilder für den Zug gewünscht. Der Plan ist aufgegangen.

Gutes Wetter muss man sich erarbeiten, und das haben die Karnevalisten allesamt getan. Alle haben es auf sich genommen, die neuen Wege durchs Rechtsrheinische zu gehen. Und das haben sie sich verdient.

Wie groß ist die Erleichterung?

Ich bin sehr froh, dass es so ein tolles Fest geworden ist. Die Idee ist aufgegangen und das erleichtert mich   einfach.

Sie haben sehr arbeitsreiche Monate hinter sich. Wie war die Nacht vor dem Jubiläumszug?

Ehrlich gesagt habe ich die Nacht vor dem Zug gar nicht geschlafen. Irgendwann war ich im Halbschlaf nass geschwitzt vor Aufregung. Um 3.30 Uhr bin ich dann aufgestanden, deutlich später als sonst, weil ja alle Wagen schon am Start standen. Und jetzt bin ich richtig glücklich, denn die kritischen Stimmen der vergangenen Wochen sind ja nicht an mir vorbeigegangen.

Beim bisherigen Zugweg standen die Kameras am Severinskirchplatz, das hatte was von Dorfplatz. Jetzt war die Wirkung eine ganz andere.

Genau das war der Plan. Früher war der Eingang eines Supermarkts auf der Severinstraße im Fernsehen zu sehen, dann standen die Kameras ja zum Glück irgendwann auf der anderen Straßenseite. Und jetzt haben wir Großstadtbilder in die Welt transportiert und eine ganz andere Außenwahrnehmung erzielt.

Drei Persiflagewagen sind erst beim Zug präsentiert worden. Die Motive sind schärfer geworden, oder täuscht das?

Unser Zug war immer politisch, aber wir haben immer auf Darstellungen verzichtet, bei denen Eltern ihren Kindern gegenüber in Erklärungsnot geraten. Wir profitieren in den vergangenen Jahren aber sehr vom Kabarettisten Thomas Reis, den wir in unser Team geholt haben. Er hat enormes politisches Wissen und stößt viele Diskussionen an. Und oft sagen wir uns: Jetzt trauen wir uns mal eine Schüppe mehr.

Das neue Motto lautet „Wat e Theater – wat e Jeckespill“. Bezieht sich das nur auf die Oper, die 2024 eröffnet werden soll?

Nein, aber vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen mit dem Hänneschen-Theater, das 222 Jahre alt wird. Mir ist es bei diesem Motto viel wichtiger, das wir den Fokus auf das verrückte Treiben in der Welt legen können. Und von Verrückten gibt es genug.

Die Menschen scheinen Karneval und auch den Zug nach zwei schwierigen Jahren regelrecht herbeigesehnt zu haben.

Gefühlt habe ich noch nie so viele Menschen beim Kölner Rosenmontagszug gesehen. Die genaue Zahl der Besucher kenne ich nicht, aber es war sehr voll. Die Menschen haben nach Freude gelechzt, auch beim Finale in der Südstadt.

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