Für Rettungsfahrzeuge sind viele Straßen im Agnesviertel, Gereonsviertel, Pantaleonsviertel und im Griechenmarktviertel zu eng.
Hindernisse für RettungsverkehrDiese Kölner Straßen sind vom Wegfall der Parkplätze betroffen

Freie Fahrt für Rettungsfahrzeuge: In der Weißenburgstraße fallen fast 100 Parkplätze weg.
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453 Parkplätze sollen in der Kölner Innenstadt wegfallen. Das teilte die Stadt am Montag mit. Grund dafür sind Engstellen, die nicht nur für Behinderungen im Straßenverkehr sorgen, sondern im Ernstfall auch für Rettungsdienst und Feuerwehr zu einem Hindernis werden können. Das ist nicht erst seit dem schrecklichen Unfall in Humboldt-Gremberg Ende März ein Thema. Bei einem Feuer war ein 64 Jahre alter Mann so schwer verletzt worden, dass er drei Wochen später an den Folgen gestorben war. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden bei der Rettung durch einen falsche geparkten 1er-BMW massiv behindert und konnten den Mann nicht schnell genug aus seiner Wohnung auf der Usingerstraße retten.
Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung dauern an
Die Staatsanwaltschaft hat nach dem Tod des Mannes ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung eingeleitet. „Es bestehen konkrete Anhaltspunkte, dass die Behinderung der Feuerwehrfahrzeuge und die damit eingetretene zeitliche Verzögerung von mehreren Minuten ursächlich dafür gewesen sein kann, dass der Geschädigte nicht eher gerettet werden konnte und infolgedessen (weitere) schwere Verbrennungen erlitten hat“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Einen neuen Sachstand in dem Fall gibt es derzeit laut Ankläger nicht. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte Bremer am Montag der Rundschau.
Bei Löscharbeiten zählt jede Sekunde. Ein Drehleiter-Fahrzeug braucht aber auch Platz zum Rangieren: Es ist mehr als zehn Meter lang und 2,50 Meter breit. Damit die Feuerwehr Engstellen schon im Vorfeld erkennt und diese reduzieren kann, gibt es regelmäßige Kontrollfahrten. Bei ihnen kontrollieren Feuerwehr und Ordnungsamt, ob Rettungs- und Löschfahrzeuge im Ernstfall in eng bebauten Straßen ungehindert passieren können. Die Kontrollfahrten gibt es seit 2001, nachdem im Dezember 2000 ein 15-jähriger französischer Austauschschüler bei einem Brand in der Eichstraße in Nippes ums Leben gekommen war. Falsch geparkte Autos hatten auch hier die Anfahrt der Feuerwehr erheblich verzögert.
Besonders betroffen ist die Weißenburgstraße
Aufgrund von konkreten Hinweisen der Kölner Feuerwehr und aus der Bürgerschaft hat die Verwaltung nun erneut die Mindestfahrbahnbreite von 3,05 Meter in einigen Bewohnerparkgebieten der Innenstadt überprüft. Dabei ist eine Liste von 453 Parkplätzen entstanden, die wegfallen sollen (siehe Infotext). Insgesamt gibt es im Stadtbezirk Innenstadt/Deutz rund 23.000 Parkplätze im öffentlichen Straßenland, hier sind fast ausschließlich Bewohnerparkgebiete eingerichtet, insgesamt gibt es 21 solcher Gebiete.
Besonders betroffen von dem Wegfall ist das Agnesviertel: Alleine auf der Weißenburgstraße, die gleich in zwei unterschiedliche Bewohnerparkgebieten liegt, sind es insgesamt 97 Parkplätze, die verschwinden sollen. Die Stadtverwaltung bereite für die betroffenen Bewohnerparkgebiete bereits eine Beschlussvorlage vor, in der auf den Entfall der Parkplätze reagiere, teilt die Stadt mit. Das Bewohnerparken soll demnach weiter ausgeweitet werden: Ein Großteil der verbleibenden Parkplätze soll dann ausschließlich für die Bewohnerinnen und Bewohner des Gebietes freigegeben werden.
Supermarktparkplätze nach Feierabend öffnen?
Ganz so schnell wird das aber nicht passieren. „Die Umsetzung des Wegfalls der Parkplätze wird einige Zeit benötigen, da nicht zeitgleich die Verhältnisse in allen Straßen von jetzt auf gleich verändert werden können“, heißt es bei der Stadt. Priorität haben solche Stellen, die von Feuerwehr und Rettungskräften explizit genannt worden sind beziehungsweise künftig genannt werden. Betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner sollen informiert werden. Des Weiteren soll von der Verwaltung geprüft werden, wie Parkplätze mehrfach genutzt werden können, zum Beispiel ob auch Supermarktparkplätze nach Feierabend zum Parken für Anwohnerinnen und Anwohner genutzt werden könnten.
In diesen Straßen fallen Parkplätze weg
Folgende Parkplätze in Bewohnerparkgebieten in der Innenstadt werden sukzessive entfallen:
Agnesviertel: 256 Parkplätze (von rund 2750)
- Ewaldistraße (58 Parkplätze)
- Maybachstraße (30 Parkplätze)
- Weißenburgstraße (97 Parkplätze)
- Nikolaus-Groß-Straße (15 Parkplätze)
- Wickratherstraße (13 Parkplätze)
- Alvenslebenstraße (13 Parkplätze)
- Neusser Wall (30 Parkplätze)
Gereonsviertel: 42 Parkplätze (von rund 890)
- Norbertstraße (27 Parkplätze)
- Römergasse (6 Parkplätze)
- Gereonsdriesch (9 Parkplätze)
Griechenmarktviertel: 80 Parkplätze (von rund 1330)
- Am Rinkenpfuhl (13 Parkplätze)
- Thieboldsgasse (9 Parkplätze)
- Große Telegraphenstraße (20 Parkplätze)
- Frankstraße (14 Parkplätze)
- Huhnsgasse (7 Parkplätze)
- Schartgasse (4 Parkplätze)
- Alte Mauer am Bach (6 Parkplätze)
- Friedrichstraße (7 Parkplätze)
Pantaleonsviertel: 75 Parkplätze (von rund 825)
- Am Trutzenberg (4 Parkplätze)
- Friedenstraße (19 Parkplätze)
- Heinrichstraße (19 Parkplätze)
- Schnurrgasse (18 Parkplätze)
- Steinstraße (11 Parkplätze)
- Wilhelm-Hoßdorf-Straße (4 Parkplätze)