49-Jähriger vor GerichtProzess um Geiselnahme im Discounter in Köln

Im Gericht (Symbolbild)
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Köln – Eine Frau betritt einen Discounter an der Dürener Straße in Lindenthal. Doch statt in Ruhe ihr Körbchen mit Waren zu füllen, wird die Frau (62) plötzlich von einem Mann attackiert und in seine Gewalt gebracht. Von hinten legt er ihr einen Arm um den Hals, mit der anderen hält er ihr einen metallenen Gegenstand an den Hals. Dann fordert der Mann „seine Tabletten“, sonst sei die Frau tot. Später randalierte der Täter noch mit einem Feuerlöscher und richtete einen Schaden von 123 000 Euro an.
Bei Verurteilung würde der Mann in die Psychiatrie eingewiesen
In einem sogenannten Unterbringungsverfahren wird nun vor der 10. Großen Strafkammer gegen einen mutmaßlich psychisch kranken 49-Jährigen wegen Geiselnahme, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung verhandelt. Sollte dem Mann die Tat nachgewiesen werden, stünde am Ende keine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe, sondern die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie. Der Beschuldigte ließ über seinen Verteidiger mitteilen, dass er sich zunächst weder zur Tat noch zur Person äußere.
Supermarkt-Kundin eine Schere an den Hals gehalten
Laut Antragsschrift der Staatsanwaltschaft hatte der Täter den Markt um 8.56 Uhr unmittelbar hinter der Kundin betreten und sie in die Backwarenabteilung verfolgt. „Als diese ein Paket Mehl aus dem Regal nehmen wollte, umklammerte er sie plötzlich mit beiden Armen unvermittelt von hinten, so dass die Geschädigte sich ihm nicht mehr entziehen konnte“, sagte die Staatsanwältin. Anschließend habe der Täter ihr eine Verbandsschere an die linke Halsseite gehalten und so in seiner Gewalt behalten. Dann rief der Täter deutlich und für Kunden und Mitarbeiter deutlich vernehmbar: „Überfall!“. Und weiter: „Ich habe eine Geisel. Wenn ich in drei Minuten nicht meine Tabletten habe, ist die Frau tot.“ Dann habe der Täter gefordert, dass die Türen des Discounters verschlossen werden sollen.
Mitarbeiter schritt rechtzeitig ein
Ein Mitarbeiter des Marktes (28) reagierte deeskalierend, wie er im Zeugenstand berichtete. Er ging auf den Täter zu und fragte, welche Medikamente er denn brauche. „Ich habe ihm vorgeschlagen, dass ich zur Apotheke gehen und die Medikamente hole, wenn der Frau nichts passiert“, sagte der Zeuge. Darauf habe der Täter sich eingelassen.
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Er sei zur nächsten Apotheke gerannt. Das Problem war nur: „Die Apothekerin hat mir nicht geglaubt.“ Als sie es schließlich doch glaubte und das Präparat herausgesucht hatte, sei aber die Polizei aufgetaucht und habe ihm gesagt, dass er nicht mehr zurück in den Markt könne.
Im Markt hatte der Täter die Frau weiter in seiner Gewalt. Als er im Eingangsbereich einen Feuerlöscher vorfand und damit den Markt einnebelte, ließ der Mann die Frau los, die daraufhin ins Lager und über einen Notausgang flüchten konnte. Als auch der Täter versuchte, über einen Notausgang zu fliehen, wurde er überwältigt und festgenommen. Der Prozess wird fortgesetzt.