ARD-ProduktionMariele Millowitsch über ihre neue Rolle als „Klara Sonntag“

Mit Tattoo und abgewetzten Jeans: Mariele Millowitsch hat die Rolle der Sozialarbeiterin selbst mitentwickelt.
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Wenn man so weit ist, dass man über seine eigenen Rollen mitbestimmen kann, dann hat man es als Schauspielerin wohl geschafft. „Ich habe die Rolle der Klara Sonntag von Anfang an mitentwickelt“, sagt Mariele Millowitsch. Noch bevor klar war, wer oder was die Hauptperson einer neuen Endlich-Freitag-Produktion der ARD sein soll. „Klar war nur, dass es kein Krimi wird“, sagt Millowitsch.
Als der Produzent Ivo Beck dann die Idee einer Bewährungshelferin ins Spiel brachte, fand die Schauspielerin das überzeugend. „Erstens gibt es das so noch nicht, und zweitens hat eine Bewährungshelferin ganz viel mit Menschen zu tun – da kann man sehr viele Geschichten erzählen.“
Im ersten Film „Kleine Fische, große Fische“ geht es aber auch um die Geschichte von Klara Sonntag selbst. Die ist nämlich nicht irgendeine Sozialarbeiterin. „Klara hatte eine schwierige Kindheit und Jugend“, sagt Mariele Millowitsch. „Seit sie mit drei Jahren elternlos auf einer Parkbank gefunden wurde, lebte sie in Heimen und bei Pflegeeltern. Außerdem habe ich ihr eine Drogenkarriere in ihre Vita geschrieben, die sie fast das Leben gekostet hätte.“
Kein Klischee einer Sozialarbeiterin
Wenn Klara Sonntag im Film deshalb sagt: „Jeder hat eine zweite Chance verdient, und wenn es blöd läuft, auch eine dritte“, dann, so Millowitsch, „weiß sie wovon sie spricht“. Und wenn sie mit schlecht sitzenden Jeans, ausgelatschten Sneakern und einem großen Tattoo auf der Brust daherkommt, dann soll das auch kein Klischee einer Sozialarbeiterin sein. „Nein, an sowas haben wir gar nicht gedacht. Das ist einfach Klara!“
Dennoch ist der Film nicht von Sozialromantik ummantelt. Wenn die Bewährungshelferin mit ihren Probanden – so heißen die in Bewährung befindlichen Straftäter offiziell – im Stuhlkreis sitzt, damit sich die großen und kleinen Fische sich in die Rolle ihrer Opfer hineinversetzen, dann ist von Einsicht und Reue keine Spur; richtig nett sind die schweren Jungs und Mädels nicht.
„Das wäre auch das letzte, über so ein Thema Weichspüler zu gießen“, sagt Mariele Millowitsch. Denn auch wenn „Klara Sonntag“ ein Freitagsfilm im Ersten ist, der üblicherweise warme Wochenendgefühle aufkommen lassen soll, gilt das hier nur begrenzt. „Natürlich können wir nicht ganz schwere Themen hineinnehmen“, sagt Millowitsch. „Aber im Leben geht nun mal nicht immer alles gut aus, und auch am Freitagabend braucht man nicht unbedingt eine rosa Brille.“
Gedreht wird in Köln
Gerade das, sagt die Schauspielerin, habe sie an der Rolle der Klara Sonntag gereizt. „Klara hilft anderen, auf die Beine zu kommen, aber sie ist selber ziemlich wackelig und hat wenig emotionale Sicherheit.“ Das zeigt sich in der Langzeitaffäre mit Richter Thomas Aschenbach (Bruno Cathomas), auf den sie sich nicht wirklich einlassen kann. Und in der Konfrontation mit dem 80-jährigen Probanden Rudi Dülmen (Christian Grashof), dem sie erst sehr fürsorglich und später ganz anders gegenübertritt. „Klara hat als Kind den Boden unter den Füßen weggezogen bekommen - und das hat Auswirkungen auf das ganze Leben“, sagt Millowitsch. „Da würde ich gerne dranbleiben.“
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Doch Mariele Millowitsch hat offenbar nicht nur Einfluss auf die Rolle, sondern auch auf den Drehort. Denn wie ihre Krimireihe „Marie Brand“ in Köln spielt, so ist auch Klara Sonntag in der Domstadt unterwegs. Ist der Dreh in ihrer Heimatstadt ein Kriterium, eine Rolle anzunehmen? „Ach, ja, mittlerweile ja“, sagt die 65-Jährige Urkölnerin und lacht. Also, schränkt sie ein, nicht für kleinere Rollen, aber bei längeren Reihen, doch, sagt sie, „da würde ich ungern immer im Hotel schlafen.“ Und so freut sie sich, dass im Juli in Köln ein zweiter Klara-Sonntag-Film gedreht wird. „Wir arbeiten gerade noch am Buch.“
Klara Sonntag - Kleine Fische, große Fische. Am Freitag, 23. April 2021, um 20.15 Uhr im Ersten


