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Tödlicher Unfall in Köln-Niehl17-jähriger Fahrer noch immer im Koma – Verfahren eingestellt

Lesezeit 3 Minuten
Zehn Autos wurden bei der Kollision in Deutz beschädigt.

Zehn Autos wurden bei der Kollision in Deutz beschädigt. 

Der Zustand des Unfall-Verursachers ist nach der tödlichen Kollision in Niehl, bei der eine 16-Jährige starb, noch immer kritisch — der Unfallfahrer aus Katar sitzt indessen weiter in U-Haft.

Auch knapp vier Monate nach einem tödlichen Unfall in Niehl, bei dem eine 16-Jährige ihr Leben verlor, liegt der Fahrer (17) noch immer im Koma. Weil der Gesundheitszustand des Beschuldigten unverändert kritisch ist, hat die Staatsanwaltschaft jetzt das Verfahren gegen ihn vorläufig eingestellt. Sollte er das Bewusstsein wieder erlangen, könnte das Verfahren sofort wieder aufgenommen werden. Paragraph 154 f der Strafprozessordnung macht die vorläufige Einstellung möglich.

Handyvideo im Auto entstand kurz vor der Kollision

Im August hatten gleich drei schwere Unfälle in Köln für Bestürzung gesorgt. Nahe der Lanxess-Arena in Deutz war ein Mann (28) aus Katar vor einer Ampel in eine Kolonne wartender Fahrzeuge gerast, insgesamt zehn Autos wurden zum Teil schwer beschädigt. Der Verursacher sitzt wegen Fluchtgefahr nach wie vor in Untersuchungshaft. Und schließlich starb nach einer Kollision am Militärring/Ecke Neusser Landstraße in Longerich ein junger Mann (21), der Verursacher (18) soll das Rotlicht missachtet haben.

Doch das Entsetzen war selten so groß wie bei der tödlichen Kollision am Niehler Damm. In einer Deutzer Bar hatten mehrere junge Frauen einen 18. Geburtstag gefeiert, zuvor hatten sie sich mit einer Stretch-Limousine durch die Stadt fahren lassen. Weil ihnen der Wagen später nicht mehr zur Verfügung stand, nahmen sie gegen Mitternacht das Angebot eines 17-Jährigen an, der sich als Chauffeur für die Heimfahrt angeboten hatte. Hier nahm das Verhängnis seinen Lauf.

17-Jähriger fuhr ohne Führerschein

Einen Führerschein hat der 17-Jährige nicht, später wurde auch Alkohol in seinem Blutbild nachgewiesen. Laut Staatsanwaltschaft öffnete der junge Mann per App mit den Zugangsdaten eines Bekannten einen Leihwagen, einen Audi Q2. Der 17-Jährige soll derart auffällig und aggressiv unterwegs gewesen sein, dass Zeugen die Polizei alarmierten. Auf der Autobahn 57 verfolgte ein Streifenwagen den Audi, brach die Verfolgung aber wenig später ab. Gegen ein Uhr krachte der Leihwagen dann am Niehler Damm mit hohem Tempo gegen eine Mauer, die 16-Jährige wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und starb noch an der Unglücksstelle.

Nach dem Unfall hatte die Polizei die Mobiltelefone aller Insassen sichergestellt. Eine Insassin hatte kurz vor dem Unfall ein 14-sekündiges Handyvideo aufgenommen, so hatte es die „Bild“ berichtet, eines der Mädchen hatte dabei in Panik gerufen: „Wir sterben gleich.“ Tödliche Verletzungen hatte nur die 16-Jährige erlitten. Da sich sechs Insassen in dem Fahrzeug befanden, war mindestens eine Person nicht angeschnallt.

Deutliche Zunahme illegaler Fahrzeugrennen

In diesem Sommer hatte die Polizei eine deutliche Zunahme verbotener Fahrzeugrennen festgestellt, als illegales Rennen gilt auch eine Flucht vor der Polizei. Im Rahmen der Präventionsarbeit hat die Polizei vor allem junge Fahrerinnen und Fahrer im Visier. Zum Teil schließen sich nach Erkenntnissen der Ermittler mehrere junge Männer zusammen und beteiligen sich finanziell am Leasing eines hochmotorisierten Fahrzeugs, das sie sich einzeln nie leisten könnten. Durch die Vortragsreihe „Crashkurs“ werden bei rund 70 Veranstaltungen etwa 10 000 junge Menschen pro Jahr erreicht. Sie werden dabei mit Unfallbildern und Unfallfolgen konfrontiert.