Geflüchtete in KölnContainer für 400 Menschen soll am Aqualand in Chorweiler entstehen

Lesezeit 3 Minuten
Weiße Großzelte stehen auf einer Asphaltfläche.

Eine Zeltstadt wie im Jahr 2015 wir es auf dem Parkplatz am Aqualand nicht geben. Stattdessen werden hier Schlaf-, Dusch- und Aufenthaltscontainer für 400 Menschen aufgebaut.

Dringend braucht die Stadt jetzt Plätze für die wachsende Zahl geflüchteter Menschen. Doch den Anstieg hatten Bund und Land bereits vor einem Jahr angekündigt.   

Die Stadt hat die erste neue Fläche für die Unterbringung von Flüchtlingen benannt: 400 Menschen sollen in Wohncontainern auf dem Parkplatz P5 am Aqualand in Chorweiler vorübergehend leben. Der Aufbau beginnt Anfang Oktober, bezugsfertig sein soll das Containerdorf noch in diesem Jahr. Damit reagiert die Stadt auf die steigenden Zuwanderungszahlen. „Zurzeit kommen zwischen 100 und 200 Menschen pro Woche direkt nach Köln“, hatte Sozialdezernent Harald Rau im Gespräch mit der Rundschau gesagt, „im Vorjahr waren es 50 im gleichen Zeitraum.“ Mit den Zuweisungen des Landes steht die Stadt vor einer enormen Herausforderung, so Rau. „Das ist eine ganz neue Dimension für uns.“

Zusätzlich zu den Menschen, die eigenständig nach Köln kommen, erfolgen wieder Landeszuweisungen, denn durch die hohen Aufnahmezahlen anderer Kommunen ist die Kölner Erfüllungsquote auf unter 100 Prozent gesunken. Die Zahl der unerlaubt eingereisten Personen steige besonders stark an, ferner suchten Geflüchtete aus der Ukraine, die zuvor privat untergekommen seien, Unterkünfte.

2015 Zeltstadt für 900 Menschen neben dem Aqualand 

Die Container der geplanten Einrichtung sind aufgeteilt in Wohn-, WC- und Duschcontainer; die Essbereiche sind ausgelagert. Schon bei der großen Fluchtbewegung 2015/16 war der Parkplatz am Aqualand zur Unterbringung von zumeist syrischen Kriegsflüchtlingen genutzt worden. Damals hatte die Bezirksregierung hier als Notunterkunft eine Zeltstadt für 900 Menschen zu errichtet – sie wurde von August bis Dezember 2015 genutzt. 103 Festangestellte sowie hunderte Ehrenamtliche hatten sich um die Menschen gekümmert.

Als „krisenhaft“ bezeichnet Rau auch die aktuelle Situation. „Unsere Unterbringungskapazitäten sind nahezu ausgeschöpft. Dass wir fast keine Reserveplätze mehr haben und die kalte Jahreszeit vor uns liegt, in der die höchsten Zuwanderungen stattfinden, beunruhigt uns.“ Unerwartet kommt der Anstieg der Geflüchtetenzahlen jedoch nicht. Bereits im Oktober 2022 hatte die Stadt mitgeteilt, dass sie nach einer Prognose von Land und Bund bis März 2023 bis zu 15.300 Geflüchtete unterbringen müsse – ein Drittel mehr als die damals untergebrachten 10.000 Menschen. Der Grund: Damals war absehbar, dass Zahl der Geflüchteten weiter steigen würde.  Allerdings blieb die Gesamtzahl der unterzubringenden Menschen mit derzeit 11.200 Personen deutlich unter der im Oktober veröffentlichten Prognose.

Wir brauchen jetzt eine bessere Kooperation der Dezernate als 2015, um Plätze für Einrichtungen zu finden und Massenunterkünfte zu verhindern.
Clauß-Ulrich Prölß, Kölner Flüchtlingsrat

„Dass wir mehr Menschen unterbringen müssen, ist seit einem Jahr klar. Die Verwaltung hat diesen Vorlauf nicht genutzt, um genügend neue Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen“, kritisierte  Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat. „Und auch die 1500 Reserveplätze waren schon kurz nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine belegt.“ Jetzt allerdings will Prölß nur nach vorne sehen. „Wir brauchen jetzt eine bessere Kooperation der Dezernate als 2015 - und Impulse der Oberbürgermeisterin, um Plätze für Einrichtungen zu finden und Massenunterkünfte zu verhindern.“ Eine dezentrale Unterbringung sei wesentlich dafür, dass sich die Menschen integrieren und eine eigenständige Zukunft aufbauen könnten.

Unabhängig davon verzeichnet das Kölner Ausländeramt derzeit einen großen Zustrom von Menschen, die aus Ländern des Westbalkan stammen, die als „sichere Herkunftsländer“ gelten. Von Oktober 2022 bis jetzt haben 4700 Personen aus dem Westbalkan eine unerlaubte Einreise angezeigt. In den zwei Vorjahreszeiträumen waren es maximal 1200 Personen, so die Stadt. Eine Registrierung sei für 30 bis  40 Personen täglich möglich. Unerlaubt eingereiste Menschen können sich an Behörden in vielen Städten wenden; eine Umfrage habe aber ergeben, dass sie sich fast ausschließlich in Köln registrieren lassen. Von hier aus werden sie dann an alle NRW-Kommunen verteilt.  

Rundschau abonnieren