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„Wir kämpfen hier gegen Windmühlen“Verein baut erstes Taubenhaus in Köln-Chorweiler

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Tauben sitzen in einem Taubenschlag.

Zurzeit wird der Taubenschlag von 35 Vögeln bewohnt.

Bereits im vergangenen Jahr warben Tierschützer für ein Taubenhaus in Chorweiler. Ein neuer Verein hat nun selbst eines gebaut.

Chorweiler ist nicht nur die Heimat vieler Menschen, sondern auch einer großen Taubenpopulation. Kein Wunder, die Hochhäuser mit ihren vielen Balkonen und die verwinkelten Bauten des City-Centers sowie des S- und U-Bahnhofs bieten den Tieren eine Vielzahl an Brutmöglichkeiten. Tierschützer beobachten daher auch ein weiteres Anwachsen der Zahl der Vögel. „Es sind deutlich mehr geworden“, sagt Anika Meisel vom Verein Stadttauben Chorweiler.

„Wir haben mehrere Zählungen durchgeführt und kommen auf mindestens 800 Tauben“, so Giuliana Tadotti, die den Verein erst im vergangenen Juni mitgegründet hat. Zunehmend erschließen sich die Tiere auch neue Räume, wie die Managerin des City-Centers Christine Matlage registriert hat. „Die Tauben verlieren langsam ihre Scheu“, sagt sie. „Sie kommen zwar noch nicht in die Passage, aber im Anlieferungsbereich haben wir zunehmend Mühe, sie zu vertreiben.“

Eier der Tauben werden in Chorweiler Taubenhaus ausgetauscht

Seit geraumer Zeit bemühen sich Taubenschutzvereine und die örtliche Politik daher darum, auch in Chorweiler ein Taubenhaus anzusiedeln, ähnlich dem am Hansaring. Ein Taubenhaus bietet den Tieren geschützte Nistplätze und artgerechtes Futter – die Eier in den Nestern werden allerdings durch Attrappen ausgetauscht, um die Population auf schonende Art zu reduzieren. Ein Antrag ist gestellt, die Verwaltung prüft eine mögliche Umsetzung des Vorhabens. „Auf die Entscheidung warten wir aber schon seit Jahren“, sagt Tadiotti.

Nun hat ihr Verein zumindest schon mal für eine kleine Lösung gesorgt: Seit Kurzem steht ein erster Taubenschlag auf dem Dach des City-Centers. Gebaut haben ihn die Vereinsmitglieder größtenteils in Eigenregie, die Materialkosten in Höhe von etwa 3400 Euro sponserte das City-Center. Zurzeit wird er von 35 Tauben bewohnt. „Die meisten haben wir als Küken eingesammelt, die aus Nestern oder von Balkonen gefallen sind“, sagt Meisel. „Weil sie das Leben auf der Straße nicht kennen, päppeln wir sie hier auf.“

Neuer Verein in Chorweiler sucht weitere Helfer

In der Eingewöhnungsphase bleibt der Schlag geschlossen. Sobald der Zugang geöffnet wird und die Tiere ein- und ausfliegen können, sollen hier bis zu 50 Paare brüten können. „Das ist natürlich immer noch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, meint Tadiotti. „Wir kämpfen hier gegen Windmühlen und hoffen sehr auf Unterstützung.“ Auch weitere Mithelfer, die sich ehrenamtlich an der Pflege des Taubenschlages beteiligen möchten, sind willkommen.

City-Center-Managerin Matlage zumindest ist positiv gestimmt, was die Gespräche mit der Stadt angeht. „Alle sind sehr um eine Lösung bemüht. Wir versuchen auch KVB und DB mit ins Boot zu holen, die ja auch betroffen sind“, sagt sie. Tadiotti jedenfalls ist überzeugt, dass sich ein Taubenhaus spürbar bemerkbar machen würde. „Wenn die Tiere dort gute Bedingungen vorfinden, werden sie ihre Zeit zu 80 Prozent in der näheren Umgebung verbringen. Dementsprechend würde auch der meiste Kot dann dort verbleiben.“

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