Der Mord an der 16-jährigen Seckin Caglar ist rund 32 Jahre her. Doch der Mörder konnte trotz Cold-Case-Profis immer noch nicht gefunden werden.
Cold-Case aus KölnBleibt der Fall Caglar für immer ungelöst?

Eine großangelegte Wiederaufnahme des Fall vor rund zwei Jahren brachte bisher keinen Erfolg.
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Wird der Mord an der 16-jährigen Seckin Caglar vor über 32 Jahren in Poll jemals aufgeklärt? Im Moment sieht es nicht so aus. Nach zweijährigen Ermittlungen und der Auswertung von hunderten Speichelproben herrscht bei der Polizei, Staatsanwaltschaft und den Angehörigen Ernüchterung. Ein DNA-Treffer hat es nicht gegeben. „Alle Speichelproben – auch jener Personen, die eine freiwillige Abgabe verweigert hatten – sind mittlerweile ausgewertet worden. Leider ohne positives Ergebnis. Wir suchen nach weiteren Ermittlungsansätzen“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer der Rundschau. Es gebe in dem Fall weiter keine heiße Spur.
Für die Angehörigen ist das schmerzlich
Für die Angehörigen der damals 16-Jährigen ist der nicht aufgeklärte Mord schmerzlich. Zu Beginn eines großen DNA-Massengentestes im März 2023 hatte sich der Bruder sehr emotional geäußert. Für den Bruder der getöteten 16-Jährigen bleibt der Mörder seiner Schwester weiter ein „Phantom“, wie Basri Caglar den Täter nennt. Gut 31 Jahre nach dem Verbrechen trat der Bruder im März 2023 vor die Presse und ließ in seine Seele blicken. „Das war der Tag, an dem meine Kindheit kaputt gemacht worden ist“, schilderte der Bruder des Opfers, der zur Tatzeit acht Jahre alt war. Er bat mögliche Zeugen, die bisher vielleicht aus Angst geschwiegen haben, sich bei der Polizei zu melden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass damals keiner was gesehen oder gehört hat.“ Offensichtlich hat sich bisher niemand gemeldet und sein Gewissen erleichtert. Jugendliche kam nie bei den Eltern an.
Ermordet auf dem Heimweg
Rückblick: Die 16-jährige Seckin Caglar hatte am 16. Oktober 1991 um 18.40 Uhr ihre Arbeitsstelle in einem Coop-Supermarkt an der Siegburger Straße verlassen und war nie zu Hause angekommen. Die junge Frau hatte erst wenige Tage in dem Markt gearbeitet. Üblicherweise fuhr die junge Türkin mit der Linie 7 von der Station „Salmstraße“ bis „Poll-Autobahn“, um von dort zur Wohnung der Eltern zu gehen. Familienangehörige suchten die 16-Jährige und fanden ihre Leiche schließlich am nächsten Tag in einem Gebüsch nahe der Haltestelle „Poll-Autobahn“. Am Abend zuvor war sie getötet worden. „Sie ist einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen“, sagte Mordermittler Markus Weber.

Auch zahlreiche DNA-Entnahmen führten nicht zu dem Mörder.
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Er und sein „Cold-Case“- Team versuchten seit vielen Monaten den Täter zu finden. In einem Fall hatte die Polizei von einer Leiche DNA genommen, die bereits im Krematorium gelegen hatte. Dies geschah in enger Absprache mit den Angehörigen. Bis heute ist unklar, wann Seckin auf ihren Mörder traf, teilte die Polizei weiter mit. Ob in der Bahn, an den beiden Haltestellen oder zufällig am Tatort alles sei möglich. Ein persönlicher Bezug zu Poll sei nicht auszuschließen. Vielleicht wohnte der Täter damals im Bereich des Tatortes und lebt heute noch dort. Vielleicht aber war er in der Nähe bei jemandem zu Besuch oder hatte seine Arbeitsstelle in der Nähe, heißt es von den Ermittlern. Möglich sei auch eine spontane Tat des Angreifers. Trotz der großen derzeitigen Ernüchterung in dem Fall wollen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht aufgeben. „Wir geben die Hoffnung nicht auf, den Täter noch zu identifizieren und zu fassen“, sagte Oberstaatsanwalt Bremer weiter. Mordermittler Weber betonte stets, dass die Polizei bei der Aufklärung von Uralt-Kriminalfällen einen langen Atem braucht — und den hat der erfahrene Ermittler.